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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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was ein solcher Kampf kostete. Das Leben meiner Freunde. Die meisten von ihnen würden nicht überleben. Von wegen die meisten: Wahrscheinlich würden all meine Freunde in dieser Schlacht fallen, und ich noch dazu. Oder es gelang mir, das Kind zu schnappen und zu entkommen, während meine Freunde ihr Leben ließen, damit ich Maggies retten konnte – und dann? Sollte ich mein Leben mit Maggie auf der Flucht verbringen, immer auf der Hut, nie länger als ein paar Tage am selben Ort?
    Die zweite Option verlangte von mir, die offene Konfrontation in etwas anderes zu verwandeln. Ich musste eine Möglichkeit finden, mich so nah ans Geschehen heranzuschleichen, dass ich dass Mädchen schnappen und verschwinden konnte. Damit ließe sich das ganze Vernichtungsszenario aus Option eins überspringen, und dieser Plan sah auch nicht vor, dass meine Freunde starben.
    Dafür sah er etwas anderes vor: Um ihn durchzuziehen, musste ich schlauer und hinterlistiger sein als Wesen, die sich seit Jahrtausenden in Arglist, Intrigen und Verrat übten. Wer so lange wie der Rote König und seine Herren der äußeren Finsternis in einer ausschließlich aus Raubtieren bestehenden Nation überlebt, ist schlau und vorsichtig. Außerordentlich schlau und überaus vorsichtig. Ein paar Wachleuten eins mit dem Knüppel überbraten, deren Uniform anziehen und mich dann mit meinen beiden Freunden, dem ängstlichen Löwen und dem Blechmann, einschleichen wie weiland Dorothy im Zauberer von Oz – so einfach würde es gewiss nicht sein.
    (Ich war in diesem Zauberer-von-Oz-Szenario die Vogelscheuche, denn mit Hirn wäre mir unter Garantie ein besserer Plan eingefallen.)
    Fazit: Plan A mit dem All-Star-Team und der direkten Konfrontation war keine gute Idee, weil er wahrscheinlich nicht hinhaute.
    Plan B, die hinterhältige Tour (mitten in einer Großveranstaltung des Roten Hofs dem König eins überziehen und mir das Mädel schnappen), war auch keine gute Idee und würde wahrscheinlich nicht hinhauen.
    Womit eigentlich nur Plan C blieb, und der war undenkbar. Anders gesagt: Er wäre noch zwei Tage zuvor undenkbar gewesen. Ehe ich erfahren hatte, dass ich Vater war.
    Meine Karriere als Magier war – sagen wir mal, sehr aktiv verlaufen. Ich hatte vielen ziemlich mächtigen Wesen eins in die Fresse gegeben. Meist war ich damit durchgekommen, ein paarmal nur knapp, was nicht nur physische Narben hinterlassen hatte. Ich war einigen der Drahtzieher aufgefallen, die in mir das Potential für das eine oder andere Desaster erkannt hatten.
    Ein paar von ihnen hatten mir Macht angeboten.
    Sehr viel Macht.
    Wenn ich jetzt auf der Stelle loszog und all diese Angebote annahm, ohne auf die Preisschilder zu achten – das konnte das Spiel wenden. Dann war ich nicht mehr nur ein Teufelskerl von einem jungen Magier, dann war ich einiges mehr, konnte meiner Kraft eine Intensität, eine Tiefe, einen Umfang verleihen, die ich mir kaum vorzustellen vermochte. Auf diese Angebote einzugehen gab mir überdies die Chance, neue Verbündete anzusprechen, sie zu bitten, an meiner Seite zu kämpfen. Eine fast unbegrenzte Zahl neuer Waffen stünde mir zur Verfügung, es würden sich mir Möglichkeiten eröffnen, an die sonst nicht zu denken war.
    Aber was war danach?
    Ich würde nicht mit Maggie auf die Flucht gehen müssen, um sie vor den Monstern zu bewahren.
    Ich selbst würde ein Monster sein.
    Vielleicht nicht am selben Tag. Vielleicht nicht in derselben Woche. Aber eines Tages, in nicht allzu weiter Ferne, würde alles, was ich in mich aufgenommen hatte, mich verändern. Höchstwahrscheinlich würde mir das dann noch nicht einmal etwas ausmachen, wenn ich mir überhaupt die Mühe machte, die Veränderung mitzubekommen. Das lag im Wesen solcher Macht: Man bekam nicht mit, wie sie einen veränderte.
    Kein Gefühl warnt dich, wenn deine Seele schwarz wird.
    Eins hatte die dritte Möglichkeit mit den Möglichkeiten eins und zwei gemeinsam: Ich würde sie nicht überleben. Nicht als der, der ich war, der versuchte, die Welt ein bisschen heller oder beständiger zu machen, der zu helfen versuchte und der manchmal Mist baute, der an Dinge wie Familie, Verantwortung und Liebe glaubte.
    Aber Maggie konnte überleben. Wenn ich es richtig anging. Nur um dann, auf die eine oder andere Art, erneut zur Waise zu werden.
    Ich fühlte mich so unendlich müde.
    „Vielleicht gibt es keinen Weg“,flüsterte eine Stimme in meinem Hinterkopf.
    Ich drehte das Wasser ab und griff nach einem

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