Wandernde Welten
fremdgegangen?«
»Ich bin hungrig. Laß uns essen gehen.«
Er drehte den Verschluß auf die Flasche und stellte sie unter das Bett. An seinen Bewegungen erkannte sie, daß er wütend war.
Über dem Bett befand sich ein kleines Regal. Er nahm ein frisches Hemd heraus und zog sich um. Er wandte ihr den Rücken zu.
»Komm«, sagte er und riß die Tür auf.
Sie gingen ein kurzes Stück die Straße entlang zu einem Restaurant namens >Colorado<. Es war nach einem Akellar von Vribulit benannt, der vor sehr langer Zeit einmal Prima Akellar gewesen war. An Paulas Jackenkragen war ein schwarzer Halbschleier befestigt, der ihr Gesicht bis zu den Augen verdeckte. Der Raum war riesig, der Boden mit einer dicken Sandschicht bedeckt. Erwirkte so trist wie eine alte Kirche. Es gab weder Tische noch Stühle, und die Gäste hockten auf dem Boden.
Manche der Stythen standen in Gruppen beisammen, tranken und unterhielten sich. Der Schleier behinderte ihre Sicht, und sobald Saba sie verließ, um mit einem anderen Mann zu sprechen, zog sie ihn zur Seite.
Es waren mehrere andere Frauen da, und keine von ihnen trug einen Gesichtsschleier. Ihre Gesichter waren mit grünen, roten und gelben Farben bemalt, die ihre Züge genauso unkenntlich machten, als wenn sie sich verschleiert hätten. Ihre Kleidung faszinierte Paula. Sie starrte einer Frau nach, die an ihr vorbeiging.
Ihr Kleid bestand aus unzähligen, mehrfarbigen Bändern, die bei jeder Bewegung ihres Körpers mitschwangen.
»Er hat Sie also mitgebracht«, sagte Tanoujin.
Sie hatte ihn nicht hereinkommen sehen. »Ich glaube, er versucht noch immer, mich zu zivilisieren.«
Er hatte seine Hände in den Gürtel gesteckt und blickte sich langsam im Raum um. Sie hatte vergessen, wie groß er war. Sie sagte: »Er muß irgendwo dort drüben sein.«
»Ich weiß, wo er ist«, sagte Tanoujin in einem Tonfall, als ob sie ihn beleidigt hätte, und kreuzte die Arme vor der Brust. Sie wich etwas von ihm zurück. Sie war hungrig und sah sich nach etwas Eßbarem um. Saba kam auf sie zu, in Begleitung einer Frau.
Ihr Mund und ihre Augen waren in drei verschiedenen grellen Farben bemalt. Saba und Tanoujin begrüßten sich wie Liebhaber mit einer langen Umarmung. Paula trat zwischen sie.
»Ich habe dir doch befohlen, den Schleier zu tragen«, sagte Saba wütend.
»Mit dem Ding kann ich nichts sehen. Und ich bin hungrig.«
Das Mädchen mit dem bunt bemalten Gesicht blickte auf sie herab. Die grellfarbigen Ringe und Ornamente fluoreszierten im Dunkel und hoben ihre großen, schwarzen Augen hervor. »Von welchem fremden Planeten stammen Sie?« fragte sie Paula.
»Von der Erde. Ich heiße Paula.«
»Mein Name ist Tye. Warum sind Sie hier?«
»Aus Dummheit, vermute ich.«
Das Mädchen lachte. Ihr Kleid bedeckte ihren Körper vom Hals bis zu den Füßen, aber das geschmeidige Material umfloß ihre schlanke Gestalt wie Wasser. »Ich habe eine Menge von Ihnen gehört«, sagte sie, »und nichts davon läßt darauf schließen, daß Sie dumm sind.«
»Was ist?« sagte Saba ungeduldig. »Wollt ihr nun essen oder nicht?«
Ein Sklave war zu ihnen getreten. Er hielt ein Tablett in den Händen, das er wie gewohnt über seinen Kopf streckte. Paula zog es tiefer, in ihren Gesichtskreis, und nahm eine Platte herunter.
Die Platte war in mehrere Fächer aufgeteilt, die Bohnen, eine Suppe und ein ihr unbekanntes Blattgemüse enthielten. Tanoujin wandte sich um und verschwand irgendwo im Halbdunkel. Saba und das Mädchen standen sich gegenüber und sprachen miteinander. Sie lachte über irgend etwas, das er gesagt hatte, und begann seinen Gürtel aufzuschnallen. Er hielt ihre Hand fest.
Paula hockte sich auf den Boden, um zu essen. Stiefel trampel-ten an ihr vorbei und schleuderten Sand in ihren Schoß. Sie blickte verärgert auf. Die Stiefel gehörten einem jungen Mann, dessen Hemd mit mehreren Metallspangen dekoriert war. Er starrte auf sie herab. Sie wandte sich wieder ihrem Essen zu, das jetzt reichlich mit Sand bestreut war.
»Laß sie in Ruhe, Ymma«, sagte Saba.
»Oh, sie gehört dir, Saba?« sagte der junge Mann lächelnd.
»Du hast ja schon immer einen ausgefallenen Geschmack gehabt.
Aber der Prima ist der Meinung, daß du endlich innerhalb der Grenzen bleiben solltest.«
Saba hielt das bemalte Mädchen bei der Hand. »Sag ihm, er soll mir die Grenzen auf einer Karte aufzeichnen.« Er lächelte das Mädchen an.
Tanoujin trat hinter Ymma, einen Teller in der Hand. »Was gibt es Neues?« Er
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