Wandernde Welten
heißen Jahreszeit hören, dann kreischen sie richtig.« Sie erreichten eine Brücke, die über einen schmalen Bach führte, und Marus nahm sie beim Arm.
»Vorsicht. Sie ist sehr glitschig.« Die Brücke hatte kein Geländer.
Sie wünschte, sie hätte David mitgenommen. Kasuk blickte sie immer wieder verstohlen an. Wenn sich ihre Blicke zufällig trafen, wandte er sich rasch ab. Durch ein Tor in einer hohen, weißen Mauer gelangten sie in den Hof eines Gebäudekomplexes. Die niedrigen weißen Häuser, die den Hof von allen Seiten umgaben, hatten rote Dachsparren, und auch Türen und Fenster waren rot umrandet. Marus führte sie in das Haus rechts von dem Tor und durch einen schmalen langgestreckten Korridor zu einem Zimmer an der Rückfront des Hauses.
Saba und Tanoujin standen beim Fenstertisch, über einen Stoß Papiere gebeugt. Sie standen mit dem Rücken zu ihr. Marus verließ den Raum. Sie trat an den Tisch und sah, daß es sich bei den Papieren um die Pläne eines Raumschiffs handelte. Die beiden Männer ignorierten sie völlig. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Baupläne genauer sehen zu können.
»Hier! «Tanoujin warf ihr einen zusammengefalteten Bogen zu.
»Was ist das?«
Sie spürte, wie ihr Herz rascher schlug. Sie faltete das Papier auseinander. »Es ist eine Vorladung des Universalgerichts.«
»Und was wollen diese Nigger von mir?«
Sie überflog den Text und mußte ein triumphierendes Lächeln unterdrücken. Die Liste der Anschuldigungen nahm fast die Hälfte des Bogens ein: Zwei Fälle von Piraterie, ein Fall von Diebstahl, ein Fall von Bedrohung, sechs Fälle von Nichtbefolgung einer Fluganweisung, drei Fälle von Mangel an Respekt gegenüber einer Behörde. »Ich glaube nicht, daß sie irgend etwas von Ihnen erwarten, sonst hätten sie doch nicht all diese lächerlichen und unsinnigen Anklagen gegen Sie erhoben.«
»Kümmere dich nicht darum«, sagte Saba. Er trat neben Paula, beugte sich herab und küßte sie auf die Stirn. »Die Geschichte ist doch vor Abschluß des Waffenstillstandsabkommens passiert.«
Tanoujin trat neben sie und nahm ihr das Papier aus der Hand.
»Alles Lügen!« rief er wütend und schüttelte die Vorladung vor Paulas Gesicht. »Das hat sich jemand aus den Pfoten gesogen, um mich fertigzumachen.«
Paula wandte den Kopf ab. Die Wände waren mit Bücherregalen bedeckt. Dazwischen hingen Karten und schwarz-weiße Er-kennungssilhouetten verschiedener Raumschifftypen.
»Dieser verdammte Machou! Wie ist er überhaupt zu diesem Wisch gekommen?« Tanoujin warf die Vorladung auf den Tisch.
»Sie haben ihr Schiff selbst abgeschossen, und mir wollen sie es anhärtgen! Und was soll dieser sogenannte Diebstahl sein? Wir hätten alles stehlen sollen, was sie haben. Und was ist Mangel an Respekt gegenüber einer Behörde? So ein Blödsinn!«
»Erinnern Sie sich nicht mehr daran, daß Sie General Gordon dumm und abergläubisch genannt haben?« fragte Paula.
»Das ist er auch.«
»Mangel an Respekt gegenüber einer Behörde.« Sie tippte mit den Fingern auf das Papier. »Diese Anklagen sind wie ein Sieb.
In diesem Punkt kann man Ihnen nichts anhaben. Das ist nur auf Luna ein Verbrechen.«
Tanoujin wandte sich an Saba. »Da siehst du, was sie mit diesen verdammten Verträgen erreichen wollen. Die sind nur dazu da, um uns am Gängelband zu halten. Sie aber machen, was sie wollen.«
Saba riß das oberste Blatt von einem Skizzenblock, der vor ihm lag. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht darum kümmern. Den Abschuß kannst du ruhig zugeben. Vielleicht verleiht dir die Flotte dafür deinen fünften Streifen.« Er beugte sich wieder über den Skizzenblock. »Sie können uns gar nichts.«
»Sie können euch öffentlich brandmarken und die kontraktlich festgelegten Zahlungen einstellen«, stellte Paula sachlich fest.
Tanoujin trat ans Fenster. Paula blickte unauffällig zu ihm hinüber. Durch das offene Fenster hörte sie die rhythmischen Schläge einer Axt oder eines Hammers.
»Wie war die Busfahrt?« fragte Saba.
»Erträglich.«
Tanoujin fragte: »Wo ist eigentlich dieses Scheiß-Gericht?«
»Auf Crosbys Planeten, diesem künstlichen Venus-Trabanten.« Er stützte beide Hände auf den rotgestrichenen Fensterrahmen und starrte hinaus.
»Was wirst du unternehmen?« fragte Saba.
»Am liebsten würde ich dieses Ding Machou tief in den Arsch stecken.« Er wandte sich um. »Kommt mit!«
Sie folgten ihm in die Halle. Paula mußte wieder traben, um mit
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