Wandernde Welten
ballte die Fäuste in ihrem Schoß.
»Was hat er denn anderes erwartet? Ich kann doch nicht mit den Marsianern reden, ohne zu wissen, wovon ich spreche.«
»Und wenn du ihm fünf Monde in einem Netz bringen würdest, nennt er dich noch immer eine Diebin. Er hält dich für den Kundra im Akopra.«
Uly saß steif am Tisch, das Profil Paula zugewandt. Ihre Lippen waren vom Weinen geschwollen, ihre Lider mit Goldtusche gefärbt. Ich benutze sie genauso wie er, sagte sich Paula. Ich bin genauso egoistisch wie Saba. »Es ist erstaunlich, was man alles herausfindet, wenn man so einen Vertrag aufsetzen muß.« Ihre Stimme klang belegt. Sie räusperte sich.
»Das ist doch klar. Behältst du auch alles für dich, was du erfährst?«
»Natürlich. Wie war die Reise?«
»Ein einziger Fehlschlag. Die Marsianer fahren neuerdings in Konvois. Wir haben nicht ein einziges Schiff erbeutet.« Er nahm Ulys Hand, die noch immer in dem weichen Handschuh steckte, und drückte sie gegen seine Wange. Dann stand er auf und sagte zu Boltiko: »Komm, gib mir etwas Richtiges zu essen. Von diesem süßen Zeug bekommt man nur noch mehr Hunger.« Sie erhob sich schwerfällig und folgte ihm aus dem Zimmer.
Paula seufzte. Sie strich ihr Haar aus dem Gesicht und lächelte Uly an. Uly zog die Handschuhe aus und blickte auf ihre Hände.
»Beinahe hätte ich mich verraten«, sagte sie.
»Boltiko weiß Bescheid.«
»Sie wird ihm nichts sagen.«
»Vielleicht sollten wir...« Paula überlegte, was Saba tun würde, wenn er wirklich etwas von ihrem Verhältnis erfuhr. Das war nicht vorauszusehen. Sie konnten es auf keinen Fall riskieren.
»Ich denke, jetzt, wo er zurück ist, sollten wir es lieber abbrechen.«
Uly fuhr herum und starrte sie an. »Nein! Du bleibst bei mir!«
Sie warf die Handschuhe auf den Tisch. Paula nahm den letzten Schluck Whisky aus ihrer Tasse und stellte sie auf den Tisch. Dann erhob sie sich.
Uly packte ihren Ärmel. »Du darfst mich nicht allein lassen.«
»Du bist schlimmer als ein Mann.«
»Wenn du mich verläßt, sage ich es ihm.« Sie hielt Paula jetzt an beiden Armen fest. »Ich sage es ihm, und dann nimmt er dir deinen Jungen weg.«
Paula riß sich los. Sie lief zur Tür und aus dem Hause. Hinter sich hörte sie Uly ihren Namen schreien. Sie lief in ihr Haus.
Saba schenkte David einen Roboter, der Pidgin-Stythisch sprach, wenn man ihn aufzog. Nachdem Paula zwei Wachen lang die kreischende Stimme des kleinen Automaten über sich hatte ergehen lassen, brach sie den Aufziehschlüssel ab. Die drei Frauen sprachen nicht mehr miteinander. Saba bemerkte es und machte einige Bemerkungen darüber, die er für sehr geistreich hielt. Alles, was er sagte, deutete darauf hin, daß er über Paula und Uly Bescheid wußte. Wenn immer Paula in der Nähe war, hing Uly an seinem Hals. Paula konnte kaum noch essen. Schließlich ging er nach Yekka. Paula war grenzenlos erleichtert, als er fort war. Aber schon eine Wache später erwachte sie von stechenden Leibschmerzen.
Die Schmerzen kamen krampfartig, so daß sie sich nicht einmal ausstrecken konnte, sondern gekrümmt wie ein Embryo in ihrem Bett lag. Sie schickte David nach Pedasen. Sie war sicher, daß Uly sie vergiftet hatte. Aber der Eunuche befühlte ihren Oberbauch und schüttelte den Kopf.
»Nein, es ist nur Sklaven-Bauchweh.« Er ging in die Küche und kam kurz darauf mit einer Kanne heißen Wassers und der Teedose zurück.
David stieg auf das Bett. »Mama, ich helfe dir«, sagte er.
Pedasen goß den Tee auf. »Es wundert mich, daß Sie es nicht schon früher bekommen haben«, sagte er dabei. »Aber vielleicht liegt es daran, daß Sie die ganze Zeit mit den Schwarzen beisammen sind. Die kriegen es nie.«
»Pedasen, bitte keine Vorträge.« Wieder packte sie ein krampfartiger Schmerz. Sie stöhnte und krümmte sich.
»Hier, Mem.« Pedasen nahm David vom Bett und reichte ihr eine Tasse mit starkem, bitterem Tee. »Sie werden davon einen ziemlich heftigen Durchfall bekommen, aber dann ist es vorbei.«
Sie goß den Tee hinunter. Dicke Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn. Der Junge wollte wieder aufs Bett klettern. Pedasen hielt ihn fest.
Sie hörte Schritte in der Halle, und kurz darauf stürzten Boltiko und Uly herein. Sie sprachen leise mit dem Eunuchen. Paula lag auf der Seite. Selbst das Atmen bereitete ihr Schmerzen.
Uly setzte sich zu ihr auf die Bettkannte. »Keine Angst, Liebling, ich bleibe bei dir.«
Pedasen behielt recht. Eine knappe Stunde
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