Wandernde Welten
waren, die ihn so handeln ließen. Er benahm sich einfach wie ein Mann, der seine Ahnenreihe über dreiundfünfzig Generationen bis zu einem mystischen Helden zurückverfolgen konnte. Um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, mußte sie den Ruhm und die Tradition seiner Familie erwähnen, ihn darauf hinweisen, daß es seine Pflicht sei, sie zu erhalten, und daß der Handel mit den Mittleren Planeten der einzig richtige Weg dazu sei.
Als Herrscher über fünf Städte und vier Millionen Menschen konnte er das Dreifache der Vorleistung verlangen, die sie für Saba herausgeschlagen hatte, aber sobald die Rede auf Geld kam, wurde er sehr verärgert und fast unhöflich. Sie nahm an, daß er den Eindruck vermeiden wollte, bestechlich zu sein, und außerdem galt es als nicht vornehm, Geld zu brauchen. Die Zahlungen hatten deshalb auch in der Form von Geschenken und Tributen zu erfolgen, im Einklang mit dem Ruhm und der Tradition der dreiundfünfzig Generationen von Mellenos.
Tanoujins Vertrag auszuarbeiten war weitaus leichter. Yekka war die jüngste Stadt auf Uranus, und die Einwohnerzahl erreichte kaum hunderttausend. Obwohl Tanoujin mit Mellenos Tochter verheiratet gewesen war, hatte er keine Familie. Paula verhandelte mit seinem Stellvertreter, der während Tanoujins Abwesenheit in Yekka regierte.
Die Politik des rAkellaron war denkbar simpel: Man unterdrückte die Schwächeren und gehorchte den Stärkeren. Aber diese einfach Taktik wurde mit der komplizierten Formalität eines Akopra ausgeführt. Zu Anfang war Paula überzeugt, daß sie die Leute mit logischem Verstand direkt ansprechen könnte, wenn sie nur erst den richtigen Schlüssel gefunden hätte. Aber sie fand den Schlüssel nicht, weil es keinen gab. Die Stythen reagierten nurauf Formen und Formalismen. Sie mußte ihre diplomatische Sprache Wort für Wort auswendig lernen.
Aber allmählich gewann sie Sicherheit und Selbstvertrauen auf diesem neuen Gebiet. Sie ging in die Stadt, sie sprach mit Boltiko und Uly, sie schlief mit Uly, und sie und Pedasen kümmerten sich um David. Das Kind war ihre Uhr in dieser zeitlosen Stadt. Er begann zu laufen, die ersten Worte zu formen. Sie nahm ihn oft mit in die Stadt, aber einmal warfen Sklaven mit Steinen nach ihr, und von da an ließ sie ihn zu Hause.
»Was hast du Paula mitgebracht?« fragte Boltiko. Paula blickte auf. Uly zog gerade ihre neuen Handschuhe über. Die drei Frauen standen in Ulys Wohnzimmer vor ihm. Er fummelte an seinen Schnurrbartenden herum.
»Ich habe es vergessen.«
»Oh, Saba.«
»Ich werde ihr etwas auf dem Weißen Markt besorgen.«
Paula setzte sich auf einen Stuhl. Sie war froh, daß er das Geschenk für sie vergessen hatte. Irgendwie sonderte es sie von den beiden anderen Frauen mit ihrer Horde schreiender Kinder ab. Außerdem hatte er die Geschenke ohnehin vor seiner Abreise hier gekauft. Uly zog die Handschuhe aus. »Du kannst sie haben.«
»Sei doch nicht albern.«
Uly streckte ihr die Handschuhe entgegen und blickte ihren Mann giftig an. »Nimm sie.«
»Sie passen mir bestimmt nicht, Uly.« Paula steckte die Hände in die weiten Jackenärmel und warf einen raschen, verstohlenen Blick auf Sabas Gesicht. Sie hatte Angst, er könnte etwas merken.
In Ulys Augen standen Tränen. Langsam, fast widerstrebend zog sie die hellbraunen Handschuhe wieder an. Plötzlich begann sie zu schluchzen, wandte sich um und lief aus dem Zimmer.
»Was hat sie denn?« fragte Saba irritiert. Boltiko blickte Paula an. Sie hatte verstanden. Ulys Eunuche brachte ein Tablett mit Kuchen und Früchten und stellte es auf den Tisch. Boltiko wandte sich ab.
»Geh und frage Uly, was sie zu trinken haben möchte«, sagte Paula zu dem Sklaven. Saba griff nach einem der Kuchen. Er war kurz nach ein Glasen zurückgekommen, nach sechshundert Wachen in der Ybix, und er hatte gerade in heftiger Gier Uly beschlafen, ohne auch nur die Tür zu schließen. Boltiko blickte Paula an. Ihr Mund war zusammengepreßt, als ob sie gerade auf etwas Ekelerregendes gebissen hätte. Der Sklave schenkte Saba und Paula Whisky ein.
»Ich habe aber etwas für dich«, sagte Paula. »Eine Menge Geld.«
»Ich habe Tanoujins Vertrag in Saturn-Keda gelesen.« Sie hatte Kopien der Verträge mit Tanoujin und Melleno nach Saturn-Keda geschickt. Saba kaute den Kuchen. »Er ist ein bißchen sauer, weil du soviel über Yekka weißt.«
Uly trat herein und setzte sich zwischen sie. Ihr Gesicht war eine ausdruckslose Maske. Saba sah sie nicht an. Paula
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