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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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später entleerten sich ihre Därme von einer stinkenden, brennenden Flüssigkeit.
    Die Erleichterung währte jedoch nur kurz. Den Rest der Wache verbrachte sie im ständigen Hin und Her zwischen Toilette und Bett. Pedasen und Boltiko waren gegangen, aber Uly blieb die ganze Zeit bei ihr. Sie hielt Paulas Hand und sprach mit ihr. Sie begleitete sie sogar auf die Toilette.
    Sie begann sich besser zu fühlen. Uly wusch ihr Gesicht mit parfümiertem Wasser. Paula seufzte glücklich. Die Befreiung von den Schmerzen war für sie wie ein neugeschenktes Leben. Sie schämte sich jetzt, Uly verdächtigt zu haben. Sie nahm ihre Hand und küßte sie. Uly nahm sie in die Arme und drückte sie an sich.
    Boltiko blickte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hielt.
    Sie saß auf der Schaukel-Couch in Paulas Wohnzimmer. Sie war mit der Begründung hereingekommen, daß sie einmal etwas Ruhe von den Kindern brauche. Paula stand beim Fenster, den Rücken an die Wand gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Also gut. Ich weiß, daß du über Uly sprechen willst.«
    Der Blick der alten Frau blieb auf ihre Hände gerichtet. »Ich bin sehr enttäuscht von dir. Warum betrügst du Saba?«
    »Saba hat ständig andere Frauen.«
    »Er hat dich in sein Haus aufgenommen.«
    »Weil er mich braucht. Wir haben eine gemeinsame Aufgabe zu erfüllen.«
    »Das weiß ich«, sagte Boltiko. »Du hast ihn sehr verändert. Er denkt jetzt über viele Dinge anders. Ich gebe offen zu, daß ich auf dich eifersüchtig bin.« Sie blickte auf. »Wir alle müssen unser Los tragen.« Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die Halle. »Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, dem es gelungen ist, ein Kusin zu zähmen.«
    Das kleine Tier kam gerade aus Davids Zimmer. Es lief durch die Halle in Richtung Küche, um dort zu trinken. Paula blickte ihm nach. Sie hatte nichts dazu getan, um es zu zähmen.
    »Das ist ein Kompliment für dich Boltiko«, sagte sie. »Es kommt nicht ins Haus, wenn Uly hier ist.«
    »Ich bin nach wie vor der Ansicht, daß ihr Saba schamlos betrügt«, sagte die alte Frau. »Dir wird er es vergeben, weil du sein Freund bist. Aber Uly wird er es niemals vergeben.«
      
      

YEKKA - TANOUJINS AKELLARAT
In der schwarzen Jahreszeit
    Der Bus hielt vor dem Tor von Yekka. Paula und Sril und ein paar andere Passagiere stiegen aus. Die kleine offene Plattform außerhalb der Tunnelstraße, in der der Bus fuhr, hallte von ihren Schritten und den Stimmen der Menschen wider. Sie löste den Schleier und streifte die Kapuze zurück. Die meisten der Menschen um sie herum waren Bauern, die ihre Produkte in Vribulo und Matuko verkauft hatten. Sie verließen jetzt die Plattform, die leeren Körbe und Säcke auf den Schultern. Paula blinzelte unsicher in das ungewohnt helle Licht.
    Das Stadttor stand auf einem grünen Feld. Das Gras war knie-hoch, wie auf einer Wiese, und sie hörte das Surren und Summen von Insekten. Die Männer und Frauen, die mit ihr den Bus verlassen hatten, gingen jetzt einen schmalen Feldweg entlang. Der Dom über Yekka war so riesig, daß sie das andere Ende nicht ausmachen konnte. Sie hatte plötzlich das Gefühl, frei im unendlichen Raum zu schweben. Sril trat zu ihr und rief etwas, und zwei Männer, die am Tor auf sie gewartet hatten, kamen auf sie zugetrabt.
    Einer von ihnen war Marus, der andere ein junger Kadett, der Paula mit unverhohlener Neugier musterte. Sril übergab Marus ihre Reisetasche, und der Rudergänger der dritten Wache reichte sie an den Kadetten weiter.
    »Dies ist Kazuk, Mendoza«, stellte Sril ihn vor, »der Sohn des Akellar.«
    »Hallo, Kazuk.«
    »Hallo.« Der Junge starrte über ihren Kopf hinweg, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Sril ging zurück zur Plattform. Erwolltemitdem nächsten Bus nach Matuko zurückfahren.
    Marus und Tanoujins Sohn führten sie einen Weg entlang, dessen grober Sand unter ihren Schritten knirschte.
    Die Stadt erschien Paula wie eine menschenleere Wildnis. Was sie für Wiesen gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Felder, wie sie jetzt an den regelmäßigen Furchen und Rainen erkannte. Das ganze Land war mit grasartigen, sattgrünen Pflanzen bestellt. Insekten surrten von einer zu anderen. Sie kamen durch eine Anpflanzung kleiner Bäume. Die kahlen Zweige waren knorrig wie arthritische Finger.

    »Pala-Bäume«, sagte Marus zu ihr. »Es gibt mehr Palas als Menschen in Yekka.«
    »Und was sind diese Insekten?«
    »Krinen. Sie sollten sie erst mal während der

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