Wandernde Welten
regst dich deshalb in letzter Zeit so rasch auf.«
»Ich bin nicht schwanger.«
Sie gingen einen sanft geneigten Hang hinab, der mit Birken bewachsen war. Ein Reh brach durch das Unterholz. Paula blieb plötzlich stehen. »Tony«, sagte sie leise, »leb wohl.«
»Was?«
Er griff nach ihren Armen. Sie konnte sein Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen, aber sie wußte, wie er jetzt aussah. Sie kannte ihn viel zu genau.
»Leb wohl, Tony.« Sie wandte sich um und verschwand zwischen den Bäumen.
Der Gemeinschaftsraum ihrer Kommune war dunkel. Sie stieg über einen Mann hinweg, der am Boden lag und schlief, trat zum Videone und nahm ein Papier heraus, das in ihrem Fach lag. Sie stopfte es in ihre Jackentasche und ging den Korridor hinunter zu An Chus Zimmer. Das Mädchen lag unter ihrer Decke und schlief.
Paula setzte sich auf den Bettrand und rüttelte sie an der Schulter. »Wach auf. Ich habe mich gerade von Tony getrennt.«
An Chu murmelte etwas im Halbschlaf und zog die Decke fester um sich. Paula hörte irgendwo einen Wasserhahn tropfen.
Tony würde zu ihr zurückkommen, wenn sie es wollte. Aber sie wollte es nicht. Sie würde so leben wie ihr Vater und ihre Mutter gelebt hatten. Allein.
»Paula?«
»Wir können uns morgen früh unterhalten.« Sie ging in ihr eigenes Zimmer, schaltete das Licht an, und dabei fiel ihr die Nachricht ein, die sie im Videone vorgefunden hatte. Sie riß den Brief auf.
Paula Mendoza,
Meeting morgen um 10 Uhr 30. Melleno hat geantwortet.
R. B.
Als sie das große Büro des Komitees betrat, drängten sich mehr als ein halbes Dutzend Menschen um das Videone in der Ecke. Sie trat zu ihnen, um zu sehen, was sie so fesselte.
Die Mattscheibe war ausgeschaltet, der Bandschreiber lief.
>... GESCHÄTZTE SCHÄDEN IN MILLIONENHÖHE. VERLUSTMELDUN-GEN SPRECHEN VON DREIZEHN VERWUNDETEN UND SIEBENUND-ACHTZIG VERMISSTEN. TOTE HAT ES DEM VERNEHMEN NACH NICHT GEGEBEN. DIE BEIDEN ANGREIFENDEN RAUMSCHIFFE DER STYTHEN KONNTEN OFFENBAR UNBESCHADET ENTKOMMEN. WIR WIEDERHOLEN DIE ÜBERSCHRIFT: DER VON DEN MARSIANERN BEHERRSCHTE ASTEROID VESTA IST VON STYTHISCHEN RAUMSCHIFFEN ANGEGRIFFEN WORDEN. DIES IST DER ERSTE DIREKTE ANGRIFF AUF ZIELE DER MITTLEREN... <
Paula verließ den Raum und ging den Korridor entlang zum Konferenzzimmer. Sie war zu früh gekommen. Nur Michalski war bereits da und sortierte die eingegangene Post.
»Was hat Melleno geantwortet?« fragte sie.
»Bunker hat die Nachricht. Er war im Dienst, als sie hereinkam.« Michalski machte ordentliche Stapel aus den Briefen. »Ich habe keine Ahnung. Mir sagt ja keiner etwas.«
»Haben Sie von dem Angriff auf Vesta gehört?« Sie zog die Jacke aus und hängte sie über eine Stuhllehne. »Es muß anscheinend zwei Sorten von Stythen geben, die eine verhandelt und die andere schießt.« Oder sie hatten die Friedensfühler zurückgewie-sen, ergänzte sie schweigend.
Bunker trat herein, seine Aktentasche in der Hand. Er warf sie auf die Tischplatte und öffnete die Schnappschlösser. Er nahm eine Zellophanhülle heraus. Paula griff danach. Er entzog sie ihr.
»Nicht so ungeduldig, Junior.« Er reichte das Schriftstück Michalski. »Transkribieren Sie das.«
Michalski verließ den Raum. Bunker setzte sich und blickte Paula an. »Ich habe keine Ahnung von seinem Inhalt, aber es ist ziemlich lang. Sie haben von dem Angriff auf Vesta gehört?«
»Ja. Was hat das zu bedeuten?«
»Positionsstärkung, nehme ich an.«
Sybil Jefferson trat herein. Sie trug einen roten Hosenanzug und sah aus wie ein prallgestopftes Sofakissen. Michalski folgte ihr. Seine Wangen waren gerötet. Er hatte ein kleines Bandgerät bei sich. Er verband es mit einer Steckdose und schaltete es ein.
Eine ausdruckslose Computerstimme sagte: »Von Melleno, in Saturn-Keda. Wir haben Ihre Nachricht erhalten. Wir wissen, was das Revolutionskomitee ist und was Sie mit Ihrer Mitteilung bezwecken. Seit dem Anfang der Sonnenwelten haben Sie uns beraubt und belogen. Jetzt, wo unser Imperium groß und mächtig geworden ist, betteln Sie um unsere Freundschaft. Aber nichts, was Sie sagen oder tun, kann den lauf der historischen Gerechtigkeit aufhalten. Wenn Sie mit uns sprechen wollen, müssen Sie zuvor Ihren guten Willen beweisen. Reichen Sie uns eine liste mit den Namen Ihrer verantwortlichen Führer ein, sowie eine Reihe von Orten, an denen ein Zusammentreffen stattfinden kann. Wir werden eine uns genehme Persönlichkeit auswählen und Sie wissen lassen, wann und wo er uns
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