Wandernde Welten
Zischen kam aus dem Naßraum. Paula hakte das Bett von der Wand und schüttelte es aus. Die dicken, wolligen Decken schienen den Staub anzuziehen. Saba kam aus dem Trockner in die Kabine zurück.
»Damit erstickt er den Jungen«, sagte Paula.
»Himmel. Ich kenne Kasuk seit er geboren wurde. Wenn er sich nur mal die Knie aufgeschlagen hat, war sein Vater sofort da, hat ihn zusammengestaucht und ihn geheilt. Was erwartest du eigentlich?« Er schüttelte das lange, feucht glänzende Haar zurück, das schwerelos um sein Gesicht hing. Paula zog den Reißverschluß ihres Overalls hoch.
»Du könntest mir ein wenig beim Einschlafen helfen«, sagte Saba leiser.
»Ich hole dir ein Tonband mit sanfter Musik aus der Bibliothek.« Sie glitt zum Luk.
»Pickst du neuerdings nur noch Weiber? Das ist nicht gut für dich, Paula. Davon wirst du krank.«
»Du mußt es ja wissen.«
»Vielleicht hast du es auch ganz aufgegeben. Wie Tanoujin.«
»Du hast mein Vertrauen in Männer zerstört.« Sie zog den Riegel des runden Luks auf. Saba wickelte sich in seine Decken.
»Ich bin von furzlangweiligen Zölibatären umgeben!«
Sie lachte. »Träum etwas Schönes.«
Voraus, über dem nebeligen Sternengewirr der Pleiaden, die von den Stythen auch >das Netz< genannt wurden, kam jetzt allmählich Jupiter ins Blickfeld. Die Sonne beleuchtete nur einen sichelförmigen Teil des riesigen Planeten. Regelmäßig suchte Paula jetzt den Beobachtungsraum im Bug auf, um den gestreiften Riesen und seine perlenförmige Kette winziger farbenprächtiger Monde zu betrachten. Sie würden den Planeten zum Swingby benutzen, um die notwendige Geschwindigkeit für den Flug zur Erde Aufzunehmen.
Als sie etwa zweihundert Wachen vom Uranus entfernt waren, zersplitterte auf der Ebelos ein Antriebskristall, und beide Schiffe mußten die Beschleunigung zurücknehmen. Der plötzliche Andruckwechsel ließ Paula so übel werden, daß sie die meiste Zeit im Naßraum verbrachte und sich übergab. Die Triebwerke der Ebelos waren hintereinandergeschaltet. Wenn eines von ihnen ausfiel, fielen auch alle anderen aus, und bei dem Zusammenbruch der Schaltung zersplitterten noch zwei weitere Kristalle.
Die Ybix koppelte an die Ebelos an. Lenos Crew kam an Bord des anderen Schiffes, und Saba, Tanoujin, Leno und sein Zweiter Offizier drängten sich in Sabas Kabine, über ausgebreitete Maschinenpläne der Ebelos gebeugt.
Das Licht war so trüb, daß Paula die Männer nur als vage Schatten wahrnahm, und die Kälte ließ sie am ganzen Körper zittern. Die hatten alle Systeme heruntergedreht, um Energie einzusparen. Jemand steckte eine Kristallampe an. Saba wandte den Kopf, und sein Gesicht wirkte grau in dem unsicheren Licht.
»Das ist meine Frau, die niemals saubermacht.« Er schlug ein umherschwebendes Tonband zur Seite.
Sie stellten die Lampe unter die Pläne und beugten sich über sie.
Paula blickte Saba über die Schulter. Die Linien, Kurven und farbigen Punkte wirkten auf sie wie eine Choreographie.
»Wir fallen in den Gravitätsbereich Jupiters«, sagte Tanoujin.
»Wie lange wird es dauern?«
»Sechs Stunden«, antwortete Leno. Er trug einen Druckanzug, in dem er unförmig und klobig wirkte. Er deutete mit der Hand auf die Pläne. »Hier müssen wir anfangen, die Haube abschrauben und das ganze Fundament ausbauen. Dann schalten wir den Reserve-Kristall ein, nehmen diese Kupplung heraus, schalten die anderen beiden dahinter und ersetzen Kupplung und Kristall im Kopf des Antriebs. Zündfolge neu einstellen. Wir brauchen dazu zwei Ingenieure und jemanden, der ihnen die Lampe und die Werkzeuge hält.«
Saba nickte. »Wir beide könnten es schaffen.«
Leno wandte sich an seinen Zweiten Offizier. »Wir brauchen Sie nicht mehr. Versuchen Sie eine Runde zu schlafen.«
»Jawohl, Akellar.«
Ein anderer Mann war hinter ihnen hereingekommen. Paula konnte ihn nicht erkennen. Er übergab Tanoujin etwas. Der warf nur einen kurzen Blick darauf, dann fuhr er herum. »Ihr solltet nicht erst in sechs Stunden fertig werden. Wir erreichen den äußeren Magnetgürtel des Jupiter in fünf Stunden.« Er verließ den Raum.
Leno rollte die Pläne zusammen. Paula näherte sich der Kristallampe, um sich an ihr zu wärmen. Saba sagte: »Ich brauche einen Freiwilligen von meiner Wache, der uns begleitet.«
Ein Mann, der neben dem Luk im Schatten hing, sagte: »Ich gehe mit.« Es war Kasuk.
»Gut«, sagte Saba. »Zieh dir deinen Druckanzug an.«
Leno steckte die zusammengerollten
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