Wandernde Welten
sie. Sie gingen den langen, men-schenleeren Korridor entlang.
»Machen Sie schneller.« Er nahm ihren Arm und zog sie mit sich, vorbei an der Tür ihres Zimmers und am Lift. Nirgends standen Wachen. Viele der Lampen waren ausgeschaltet. Es mußte spät in der Nacht sein. Oder früh am Morgen. Am Ende des langen Korridors befand sich eine Tür mit der Aufschrift AUSGANG. Bunker stieß sie auf, und sie kamen in ein Treppenhaus.
»Leise.« Er legte den Finger an die Lippen. Die Wände waren grau gestrichen. Sie trat ans Geländer und blickte nach unten und dann nach oben. »Wohin?«
Er begann, die Treppen hinabzusteigen, und sie folgte ihm. Der kalte Beton der Stufen war eisig unter ihren nackten Füßen. Sie kamen zu einem Treppenabsatz. An der Tür stand die Ziffer 5.
Von unten drangen Stimmen herauf. Bunker blieb stehen. Sie ging vorsichtig an ihm vorbei, passierte den Treppenabsatz mit der Ziffer 4 und stieg noch zwei Stockwerke tiefer. Hier blieb sie stehen und blickte vorsichtig über das Geländer.
Auf dem Treppenabsatz unter ihr stand ein Tisch, an dem drei Männer saßen. Enttäuscht biß sie sich auf die Unterlippe.
»He, habt ihr den schon gehört?« hörte sie einen der drei Männer sagen. »Wie stellt man fest, ob ein Anarchist lügt?«
Sie blickte nach oben. Bunker stand eine halbe Treppe höher. Sie schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung«, sagte ein anderer Marsianer.
»Er bewegt die Lippen.«
Die Männer lachten. Resigniert wandte sie sich ab und stieg die Treppe wieder hinauf. Bunker ging ihr voraus. Ein Stockwerk höher stieß er die Tür auf, und sie traten in den Korridor, in dem Cam Savenias Büro lag.
»Was...«
Er machte ihr ein Zeichen, still zu sein und ihm zu folgen.
Bis auf eine kleine Lampe über der Lifttür war die gesamte Beleuchtung ausgeschaltet. Ihre Füße versanken in einem dicken Teppich, und sie zog ihre Schuhe wieder an. Bunker ging ihr voraus zur Tür, die in Savenias Büro führte, schob seinen magnetischen Schlüssel in das Schloß und begann daran herumzufum-meln. Er hatte seinen Fluchtplan aufgegeben und sich auf seine Rachepläne konzentriert.
Sie trabte den Korridor entlang bis zur Lifttür. Es mußte doch einen zweiten Weg aus diesem Gebäude geben. Den Lift konnten sie nicht benutzen. Eventuell saßen auch in der Halle Wachen. An der kleinen Armatur neben der Lifttür leuchtete eine Lampe auf und ein leiser Glockenschlag ertönte. Jemand kam zu diesem Stockwerk herauf. Sie lief zurück zu Bunker. Er hatte die Tür zu Cam Savenias Büro gerade offen, und sie traten hinein.
»Was haben Sie vor?« fragte sie, als er die Tür hinter ihnen wieder verschlossen hatte. Das Büro war dunkel, aber Bunker schaltete sofort die Beleuchtung ein.
»Ich habe Sie nicht aufgefordert, mitzukommen«, sagte er. Er ging an Savenias Schreibtisch vorbei zu einem hohen Aktenschrank.
Paula starrte zu dem toten Marat hinauf. Die Stichwunde in seiner Brust wirkte wie ein grinsender Mund. Bunker versuchte, mit seinem magnetischen Schlüssel den Aktenschrank zu öffnen.
Paula setzte sich auf den Schreibtischsessel und zog an einer der Schubladen. Sie war unverschlossen, genau wie alle anderen. Sie zog sie heraus und kippte ihren Inhalt auf den Boden. Als sie die unterste Schublade entleerte, sah sie, daß sie Hunderte von Photos und Dias enthielt. Ein kleines, weißes Ei rollte über den Boden.
Sie hob es auf. »Dick.«
Er wandte sich um, und sie hielt ihm Sybil Jeffersons Glasauge vor das Gesicht. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Als er die Hand nach dem kleinen Ei ausstreckte, umschloß sie es mit den Fingern und steckte es in die Tasche.
Bunker starrte auf den Aktenschrank. »Ich kriege das Ding nicht auf. Es muß wichtig sein.« Er trat mit dem Fuß gegen die Metall wand des Schranks.
Paula nahm das Feuerzeug vom Schreibtisch und kniete sich neben den Haufen von Papieren und Photos, den sie auf den Boden gekippt hatte. »Sie haben sie ermordet.« Sie hielt das brennende Feuerzeug an die Ecke eines Photos.
»Ihre Diagnose?« Er trat an die kleine Tür hinter Cam Savenias Schreibtisch. Es war ein privater Lift, erkannte Paula jetzt.
Der Papierhaufen fing Feuer und brannte. Die Dias brannten am besten, stellte sie fest. Bunker stand wieder beim Aktenschrank und rüttelte ihn.
»Ich habe eine Idee. Helfen Sie mir.«
Sie half ihm, den kleinen Metallschrank umzustoßen. Bevor er zu Boden fiel, fing Bunker ihn auf.
Es war kinderleicht, die Tür des kleinen Lifts
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