Wandernde Welten
Quadratzentimeter kannte. Als Rodgers schließlich hereinkam, saß sie resigniert auf dem Bett. Er schleppte sie in das kleine Zimmer und fesselte sie so an die Wand, daß sie weder sitzen, noch aufrecht stehen konnte, und verließ sie.
Die Beine schwollen an und schmerzten. Um sich abzulenken, dachte sie an den bevorstehenden Austausch. Die Stythen wollten sie wegen ihrer Kenntnisse der Mittleren Planeten zurückhaben.
Hanse mußte das wissen. Er würde sie auf keinen Fall in einem Zustand übergeben, in dem sie den Stythen nützlich sein konnte.
Ihre halbgebeugten Knie gaben nach und sie fiel. Der Strick, mit dem ihre Arme an die Wand gebunden waren, riß ihr fast die Schultergelenke heraus. Mit zusammengebissenen Zähnen richtete sie sich wieder in eine halbhockende Stellung auf. Dies war Hanses Idee, erkannte sie. Sie sollte sich bei ihm beschweren, damit er sie vor Rodger beschützen und so ihr Vertrauen gewinnen konnte.
Sie schloß die Augen.
Das erste, was sie in Cam Savenias Büro bemerkte, war das große Gemälde von der Ermordung Marats in seiner Badewanne. Das Bild hing direkt über Cam Savenias Schreibtisch. Paula blieb bei den Stühlen an der Seitenwand des Büros stehen und sah sich um, während andere Menschen hereintraten. Savenia schien sich hier häuslich eingerichtet zu haben. Überall hingen Bilder an den Wänden, und zwischen den lebenden Menschen standen lebensgroße Statuen. Die Anwesenheit der vielen Soldaten machte sie nervös, und sie rieb die Hände aneinander, den Blick auf den toten Revolutionär über dem Schreibtisch gerichtet.
Eine versteckte Tür hinter dem Schreibtisch glitt auf. Cam Savenia trat herein. Zwei gepflegt aussehende junge Männer folgten ihr. Die Soldaten in dem Büroraum nahmen Haltung an. Cam sah wieder wie ein Mannequin aus. Ihr hellblondes Haar glänzte. Einer ihrer Begleiter rückte ihr den Schreibtischsessel zurecht. Sie sagte etwas zu ihm, als sie sich setzte, und er lachte darüber.
»Bitte, stehen Sie bequem, Gentlemen.«
Die reglosen Gestalten bekamen wieder Leben. Paula blickte neugierig in die glatten, sauber rasierten Gesichter. In ihrer Mitte stand Bunker, die Uniformjacke halb offen, mit stoppeligem Kinn.
Cam faltete die Hände. »Sie sind eine Schande für die Uniform«, sagte sie. »Sind Sie betrunken?«
»Ziemlich.« Er rülpste und blickte den toten Marat in der Badewanne an. »Aber nicht genug.«
»Sie sind widerlich!«
»Danke. Ich hatte gehofft, daß Sie meine bescheidenen Leistungen anerkennen würden.«
»Schneidet ihm die Eier ab«, sagte Paula. »Werft ihn ins Meer.«
Cam Savenia lehnte sich zurück. »Es macht mich krank, ihn in einer marsianischen Uniform zu sehen.«
»Soll ich sie ausziehen?« Er knöpfte die Jacke ganz auf und streifte einen Ärmel herunter.
»Sie entehren die Uniform«, sagte Cam Savenia scharf. »Dafür erhalten Sie fünf Tage Arrest.«
Paula klatschte laut Beifall. Cam Savenia blickte sie an. »Wollen Sie ihm dabei Gesellschaft leisten?«
»Das wäre ein lustiger Arrest«, sagte Bunker und zog die Uniformjacke wieder an.
»Verschärfter Arrest täte Ihnen noch besser«, sagte Cam. »Kein Essen, kein Wasser, kein Licht. Und keinen Whisky.« Sie lehnte sich lächelnd zurück. Bunker sagte nichts. Paula blickte ihn aufmerksam an. Was bezweckte er mit seinem kleinen Theater?
»Sie klatschen ja gar nicht.« Cam Savenia blickte sie ironisch an. »Haben Sie mich eigentlich zu einem bestimmten Zweck herbringen lassen«, sagte Paula, »oder soll ich nur zusehen, wie albern Sie sich benehmen? Es ist nicht so unterhaltend, wie Sie anzunehmen scheinen.«
»Rodgers. Für sie das gleiche. Fünf Tage.«
Rodgers, der hinter Paula stand, sagte entsetzt: »Doch nicht etwa zusammen?«
»Warum nicht? Sperren Sie sie zusammen in eine enge Zelle.
Vielleicht bringen sie sich dann gegenseitig um.«
»Das ist unmoralisch. General Hanse...«
»General Hanse ist zur Zeit nicht hier«, stellte Cam fest. Sie nahm einen Bogen Papier vom Schreibtisch und reichte ihn einem der beiden jungen Männer, die links und rechts von ihr standen.
Der junge Mann brachte es zu Paula. »Lesen Sie das vor.«
»Sie sind verrückt.«
Cam lächelte und steckte sich eine Zigarette an. Ihr Lippenstift hatte die Farbe von Blut. »Sechs Tage Arrest.«
Der junge Mann hielt das Papier noch immer Paula hin. Sie ignorierte es . Bunker schien sich für die Vorgänge um ihn herum nicht zu interessieren.
»Sieben Tage«, sagte Cam Savenia.
»Sie
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