Wandernde Welten
aufzubrechen. Der Schacht war leer. Sie wuchteten den Aktenschrank zwischen Wand und Schreibtisch zum Liftschacht. Paulas Feuer hatte jetzt auch den Teppich erfaßt. Sie hielt die Lifttür auf, als Bunker dem kleinen Aktenschrank einen letzten Stoß gab, der ihn in den Schacht stürzen ließ. Krachend schlug er unten auf. Bunker beugte sich vor.
»Sehen Sie mal.«
Sie blickte ebenfalls in den Liftschacht. Der Aktenschrank hatte die Lift-Kabine zertrümmert, die dort unten hing. Bunker griff nach dem schweren Kabel, das von oben herabhing. Er riß daran, um seine Stärke zu prüfen. Die Flammen schlugen jetzt bis zur Decke empor, und beißender Rauch drang in Paulas Nase. Bunker griff nach dem Kabel und schwang sich in den Liftschacht. Hand über Hand kletterte er in die Tiefe.
Irgendwo schrillte eine Alarmglocke. Bunker kletterte durch das riesige Loch, das der Aktenschrank in das Dach der Liftkabine geschlagen hatte. Paula packte das Kabel und umklammerte es auch mit den Füßen, um das Heruntergleiten etwas abzubremsen.
Stimmen schallten aus dem Raum, den sie gerade verlassen hatten. Sie ließ sich in die Aufzugskabine fallen. Der Aktenschrank war zertrümmert, Papiere und Filme waren über den Kabinenboden verstreut. Sie glitt darauf aus und landete auf dem Hintern.
»Beeilen Sie sich.«
Sie folgte Bunker aus der Kabine in einen riesigen, dunklen Raum. An dem Echo seiner Stimme hatte sie erkannt, daß er sehr groß, aber möbliert war. Es roch nach Staub und Karton. Wahrscheinlich ein Lagerraum. In etwa zwanzig Fuß Entfernung konnte sie jetzt ein helleres Rechteck ausmachen: ein Fenster. Sie packte Bunker beim Arm und zog ihn zum Fenster. Sie mußten über einen Kistenstapel klettern, um es zu erreichen. Immer noch schrillten die Alarmglocken durch das Gebäude. Das Fenster lag ziemlich hoch, und selbst als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie den Riegel nicht erreichen. Bunker löste das Problem, indem er ihre Beine umfaßte und sie hochstemmte. Sie schob den Riegel zurück und öffnete das Fenster. Sie krochen hinaus.
»Werfen Sie doch endlich dieses scheußliche Ding weg.«
Sie preßte ihre Finger noch fester um das Glasauge. »Vielleicht können wir es noch irgendwie gebrauchen.«
Sie gingen auf die Westwand des Doms zu. Alle Bäume im Park waren gefällt worden, und die Stümpfe ragten anklagend aus dem Boden. Es war wie in einer Wüste. Kein Vogel sang, und alle Tiere waren verschwunden. Sie setzte sich auf den Rand eines Hangs und rutschte auf dem Hintern herunter. Eine Kaskade von Sand und Steinen folgte ihr.
Die Marsianer hatten sicher sofort herausgefunden, daß sie geflohen waren. Früher oder später würde Cam Savenias Polizei sie wieder ergreifen. Sie dachte an Sybil Jefferson, die sie auch ergriffen hatten, und zog die Hand aus der Tasche. Sie öffnete die Finger und blickte das Glasauge an.
»Geben Sie her.« Bunker riß es ihr aus der Hand und warf es ins Dunkel.
»Warum haben Sie das getan?«
Sie gingen am Ufer eines Baches entlang, der durch das schmale, langgestreckte Tal floß. Ein Air-Car dröhnte über sie hinweg. Rote Lichter blinkten. Am Ende des Tals stand ein Haus, das halb in den Hang hineingebaut worden war. Neben der Tür stand eine Reihe von Abfalltonnen. Als Paula und Bunker sich näherten, begann ein Hund im Haus zu bellen. Die Abfalltonnen waren gefüllt. Paula hob den Deckel der ersten ab und zog einen Plastikbeutel voller ausgedrückter Orangen und Kaffeesatz heraus.
»Woher haben Sie den magnetischen Schlüssel?«
Er beugte sich über den Rand der Tonne und wühlte im Abfall.
»Selbst gemacht. Sie haben mir eine elektronische Schreibmaschine gegeben.«
Sie drehte eine halbe Orangenschale um, aß das ausgepreßte Fruchtfleisch heraus und warf die Schale in die Abfalltonne zurück. »Um Briefe zu schreiben? Haben Sie ihre Korrespondenz gemacht?«
»Die mit den Stythen.«
»Sie beherrschen die Sprache nicht wirklich. Worum ging es eigentlich bei diesem Austausch?«
»Die Stythen haben zwei Piloten, die Hanse unbedingt zu brauchen glaubt. Er hat ihnen Geld für sie geboten, aber das interessierte sie nicht.«
»Wer hat mich als Tauschobjekt vorgeschlagen?« Der Hund im Haus bellte ununterbrochen. Paula fand einen durchnäßten Brot-kanten und schlang ihn hinunter.
»Das weiß ich nicht. Ich glaube, es war die Idee der Stythen.
Sie schrieben, sie wären nicht an Geld interessiert, aber man könnte über Fleisch reden. So haben sie es
Weitere Kostenlose Bücher