Wandernde Welten
Gleiters.
Junna sagte: »Vribulo, wir haben Befehl unseres Kommandanten, die Kontrolle über das Schiff nicht zu übergeben.«
»Warten Sie, Ybicket.«
»Wir überfliegen Vribulo«, murmelte David.
Junnas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Bist du sicher, daß du diesen Eimer fliegen kannst, Kleiner?«
»Bis ins Herz der Sonne, wenn es sein muß.«
»Das ist keine Kunst, Kleiner.«
Paula schluckte erregt. Das Prasseln von Statik drang aus dem Lautsprecher. » Ybicket, hier ist Vribulo. Sie können unter eigener Regie docken.«
Sie hörte die leisen Stimmen von Junna und David im Helmlautsprecher, als sie den Gleiter in die Einflugschneise der City-Schleuse steuerten. Sie starrte geradeaus und zwang sich, nicht auf das Hologramm zu blicken. Mit monotoner Stimme gab Junna David Anweisungen. Paula klammerte sich an den Sitz. Sie hatten den Einflugtunnel erreicht. Der Gleiter knallte hart gegen die linke Tunnelwand, und Paula schloß eine Sekunde lang die Augen.
»Immer ruhig bleiben, Kleiner«, sagte Junna.
»Entschuldige«, sagte David.
Sie durchflogen die Schleuse. Die Ybicket schoß über Vribulo hinweg. Paula seufzte erleichtert auf. Der Gleiter ging in eine enge Kurve. Sie blickte auf und sah die Dächer der Häuser über sich vorbeifliegen. Die Bugtriebwerke der Ybicket heulten auf, und Paula wurde hart in ihre Gurte geworfen. David setzte den Gleiter sanft in das dunkle Dock. Ein Metalldach glitt zu. Paula hörte das harte Anschlagen der magnetischen Verankerungen am Rumpf des Gleiters.
David atmete erleichtert auf. Er und Junna schnallten sich los.
Paula fummelte an den Verschlüssen herum, die sie auf ihrem Sitz festhielten. David beugte sich nach hinten, um ihr zu helfen.
»Tut mir leid, daß ich vorhin die Tunnelwand gestreift habe.«
»Ich liebe Überraschungen.« Sie stemmte sich aus dem breiten, tiefen Sessel und ging zum Einstiegluk.
Junna schlug David begeistert auf die Schulter. »Du hast es geschafft, Kleiner! Ich hätte Angst, es auch nur zu versuchen. Aber du bist wie der Prima. Du kannst jeden Bottich fliegen.«
Paula stand auf der dunklen Rampe neben dem Gleiter und sah, wie David bei Junnas anerkennenden Worten strahlte. Sie hätte ihn loben sollen, fiel ihr zu spät ein. Junna und David traten neben sie.
Nachdem sie ihre Druckanzüge ausgezogen hatten verließen sie das Dock und gingen auf die Straße hinaus. Die kalte, ölige Luft schlug ihr ins Gesicht. Sie hob den Kopf. Ein Mann rempelte sie an und ging weiter, ohne sich auch nur umzublicken. Irgendwo in der Nähe jaulte eine Sirene. Altersdunkle Häuser neigten sich über die Straße. Eine fette Frau kam aus der gegenüberliegenden Gasse und zeterte mit einem kleinen, bedrückt wirkenden Mann.
Paula blickte zu dem See von Nieder-Vribulo hinauf.
»Mutter...«
Zwischen den beiden jungen Männern ging sie die Straße hinunter.
»Bokojin hätte Ihnen wenigstens eine Sänfte schicken können«, bemerkte Junna.
»Das hätte er«, stimmte Paula zu. Bokojin hatte sowohl Saba als auch Tanoujin das Betreten der Uranuskolonien verboten. Saba hatte vorgeschlagen, Paula zu schicken, um mit ihm zu verhandeln. Tanoujin hatte sich dieser Alternative so scharf widersetzt, daß Bokojin schließlich darauf bestand. Sie ging neben David, eine Hand auf seinem Arm, und blickte umher. Sie überquerten einen Fischmarkt, einen Hühnermarkt, und schließlich endete die Straße in einer steilen Treppengasse.
Die Treppenstufen führten zu Bokojins Haus. Er ließ sie einige Minuten vor der Tür warten, und David schäumte vor Wut.
»Ich lasse dich nicht allein in das Haus gehen.«
»Der Prima hat es so befohlen.«
»Er konnte nicht wissen, wie Bokojin sich benimmt. Du brauchst Schutz.«
Sie erinnerte sich an Tanoujins geschlossene Augen. Er wußte, was hier geschah. Sie warf einen raschen Blick auf Junna. Tanoujins Sohn ging bereits wieder die Stufen hinab. David zögerte.
»Vida!« rief Junna ungeduldig. Der Junge stieß einen langen Fluch aus und lief zu Junna.
Kurz darauf öffneten Bokojins Sklaven ihr die Tür und ließen sie ins Haus. Machou und zwei andere Mitglieder des rAkellaron warteten mit ihm in einem von grünen und blauen Lampen erhellten Raum. An den Wänden hingen verknotete Taue. Als Paula hereintrat, blieben die Männer auf ihren Stühlen sitzen und starrten sie an. Hinter jedem der Akellaron stand sein Assistent.
»Mendoza«, sagte Bokojin, als Paula in den Halbkreis der Stühle trat, »wir haben gehört, daß Sie
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