Wandernde Welten
auf einen schwarzen Stoff, dessen eingewebte Silberfäden glänzten.
»Das ist ein marsianisches Material«, erklärte er, sich ihr wieder zuwendend, »gefärbt auf der Venus, und mit stythischen Schiffen herantransportiert. Die Luna-Vereinbarungen umfassen doch nur logische Grundsätze. Wie können sie Logik ablehnen?«
Sie bezahlte die Stoffe und bat den Händler, sie zu dem Schneider zu schicken, der all ihre Kleider machte. Jetzt war alles doppelt so teuer wie vor dem Krieg, stellte sie fest. Sie schüttelte das Wechselgeld in der Hand.
»Ich brauche eine Demonstration für den Rat«, sagte sie.
»Könnten nicht drei oder vier Schiffe in der Nähe von Crosbys Planeten operieren?«
»Wann?«
Sie hob die Schultern. »Muß du dich an einen genauen Stundenplanhalten?«
»Zur Zeit schon. Ich werde heiraten.«
»Schon wieder?« Sie mußte lachen. Sie gingen die Marktgasse entlang. Sie blickte in sein Gesicht empor. »Jemand hat mir mal gesagt, daß du ein schöner Mann gewesen seist. Eigentlich bist du es immer noch. Wer ist denn die fünfte Glückliche?«
»Ymmas Tochter.«
»Oh.«
»Sie ist hübscher als er.«
»Das hoffe ich. Wann ist der große Tag?«
»In zweiundzwanzig Wachen.«
»In Lopka? Nimmst du mich mit?«
Er ging langsam, damit sie mit ihm Schritt halten konnte.
»Ymma hat ausdrücklich gebeten, dich nicht mitzubringen. Und auch Tanoujin nicht.«
»Der wäre ohnehin nicht zu Ymma gegangen.« Die Abfuhr tat ihr weh. Sie dachte an Leno. »Ymma hat meinen Rat auf Lima angenommen.«
»Das ist etwas anderes.«
»Sicher. Ich habe vorhin mit Leno gesprochen, und er hat gesagt, daß er die Luna-Vereinbarungen nicht unterstützen wird, wenn ich nicht zurücktrete.«
»So? Das muß ihm jemand eingeblasen haben.«
Was Leno in der Kammer gesagt hatte, würde die Leute überzeugen, sagte sich Paula und fragte sich, ob Saba sie nicht schon verkauft hatte. Saba blieb stehen und sah sich eine Auslage mit Pflanzen an. Sie nahm sich vor, Newrose einen sehr scharfen Antwortbrief zu schreiben. Saba wandte sich von dem kleinen Garten ab. »Ich werde die Luna-Vereinbarungen vorläufig nicht auf die Tagesordnung setzen«, sagte er. »Und du kommst zu meiner Hochzeit.«
»Ich denke nicht daran, mich...«
»Ich brauche dich. Ich brauche einen Menschen, der zu mir hält. Eigentlich ist es die Aufgabe eines Freundes, aber Tanoujin weigert sich. Er haßt Lopka. Du mußt es tun.«
Sie blickte zu ihm auf. »Du meinst, ich soll bei der Zeremonie dabei sein?«
»Alle werden dort sein«, sagte er, »Leno, Bokojin, eben alle.«
»Hmmm.« Sie nickte. »Du kannst dich darauf verlassen, daß ich dabei bin.«
Ymmas zerhacktes Gesicht verbarg seine Gedanken. Er sprach die Worte der Zeremonie ohne Betonung, ohne Gefühl. Er und Paula standen einander vor einem Bilyobio-Baum gegenüber. Die Hochzeitsgäste bildeten einen Kreis um sie. Hinter Ymma entdeckte sie Bokojin, der wütend aussah, und Machou, der betrunken aussah.
Nur Männer waren eingeladen worden. Die Frauen sahen der Zeremonie von den Fenstern ihrer Häuser aus zu. Mit einer Ausnahme. Eine Frau saß auf dem äußersten einer langen Reihe von Polsterstühlen. Paula hatte Angst, die richtigen Antworten auf Ymmas Fragen zu vergessen. Die anderen Gäste blickten Ymma kaum an. Alle starrten auf sie. David war auch anwesend. Er stand hinter ihr. Ihre Lippen waren kalt, ihr Mund ausgetrocknet.
»Wer sind Sie, der als mein Gast herkommt?« rezitierte Ymma die vorgeschriebene Formel. »Nennen Sie mir Ihren Namen und den Zweck Ihres Hierseins.«
»Ich bin Paula Mendoza, Akellar der Erde«, sagte sie laut und deutlich, damit später niemand behaupten konnte, er habe sie nicht gehört. »Ich komme in friedlicher Absicht, im Auftrag des Prima Akellar, um seine Frau für ihn zu holen.«
Niemand bewegte sich. Paula fragte sich, ob sie von ihrem Erscheinen gewußt hatten. Ymmas Stimme klang gepreßt. Sie sprachen noch einen der vorgeschriebenen, zeremoniellen Texte, dann nahm Ymma ihre Hand und führte sie zu einem der herrlich eingelegten Polsterstühle.
Seine Tochter wirkte nicht viel älter als David. Sie war bildhübsch und trug ein Kleid, das mit Goldfäden und aufgenähten Juwelen geschmückt war. In ihren Augen lag nackte Angst.
Ymma sagte: »Meine Tochter, geh jetzt mit diesem Mann« - und biß die Zähne aufeinander. Nach einer kurzen Pause korrigierte er sich: »... mit dieser Frau, die dich deinem Mann zuführen wird.«
Das Mädchen hieß Melly. Sie
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