Wandernde Welten
Raums, wo die Betten an der Wand hingen.
»Die Befehlshierarchie ist die Hierarchie der Väter«, sagte David. »Das Gesetz wächst in den Vätern, Generation für Generation.« Seine Stimme klang monoton. Er zitierte aus dem Gedächtnis.
»Sprich die Eidesformel«, sagte Saba.
Es gab dreihundert Formeln, die David auswendig können mußte, wenn er durch die alte Zeremonie in den Kreis der Männer aufgenommen wurde. »Wenn du sagst...«
»Nicht wenn ich sage. Ändere die Formel nicht ab.«
Paula zog sich aus.
»Was willst du denn hier?« fragte David. »Du darfst das doch gar nicht hören.«
Sie nahm das Nachthemd aus einem Wandschrank. »Dann macht es nicht in meinem Schlafzimmer.«
»Sie darf sie doch nicht hören«, sagte David zu seinem Vater.
»Geh etwas essen«, sagte Saba. »Wir müssen sehr bald auf Wache.«
David glitt aus dem Raum. Paula überschlug sich in der Luft, als sie ihr Nachthemd herunterzog. Es bedrückte sie, daß David in ein paar Monaten ein erwachsener Mann sein würde. Sie zog das Bett waagrecht.
»Ich glaube, sein Temperament hat er von mir.«
»Alle Jungen werden heiß, wenn ihre Krallen wachsen«, sagte Saba und glitt zum Luk. »Du hast ihn gelehrt, immer das zu sagen, was er denkt.«
»Aber ich habe ihn nicht gelehrt, wie ein Stythe zu denken«, erwiderte Paula, legte sich auf die Decke und wickelte sie um sich.
Saba lachte. »Nein, das hast du wirklich nicht.« Drei Glockentöne hallten durch das Schiff.
Während der dreihundertdreiundsechzigsten Wache dieser Reise schwenkte die Ybix in den Uranus-Orbit ein.
Paula blieb während des ganzen Bremsmanövers im Naßraum.
Als sie wieder herauskam, fand sie am Luk eine Nachricht von Saba, daß er sie in der Bibliothek erwarte. Ihr Magen und ihre Arm- und Beinmuskeln waren so verkrampft, daß ihr jede Bewegung weh tat. Sie zog sich an und ging in die Kombüse.
Junna stand vor dem Luk und schob sich einen Proteinstreifen in den Mund. »Saba will mit Ihnen sprechen«, sagte er kauend.
Paula zog blaue Streifen aus dem Spender. »Sind Sie nicht froh, bald wieder zu Hause zu sein?«
»Bis nach Hause ist noch ein langer Weg«, sagte Junna. »Fünfzig Schiffe der Uranus-Patrouille sind um uns herum.«
»Was?«
Der Wandlautsprecher summte. Saba sagte: »Paula, komm sofort her.«
Sie steckte sich die blauen Streifen in die Armelaufschläge und glitt in den blauen Tunnel, an dem die Bibliothek lag.
Ein kleiner Projektor warf ein acht Zoll großes, quadratisches Bild an die hintere Wand. In der Mitte des Projektionsbildes befand sich die Ybix, umgeben von einem Schwarm kleinerer schaufelnasiger Schiffe.
»Was bedeutet das?«
Tanoujin, der neben dem Projektionsbild an der Wand lehnte, hatte die Augen geschlossen. Saba sagte: »Sie haben auf uns gewartet, als wir in die Umlaufbahn eintraten.«
»Bokojin?«
Tanoujin murmelte einen Fluch gegen Bokojin. Paula blickte von ihm zu Saba. »Und was ist mit den anderen Schiffen?«
»Die hat die Patrouille unbehelligt gelassen. Dies ist unser Krieg, nicht der ihrige.« Der Strahl des Holograf-Projektors warf grünes Licht auf sein Gesicht.
»Wir könnten es auch zu ihrem Krieg machen«, sagte Tanoujin, ohne die Augen zu öffnen.
»Nein.«
»Verdammt, Saba...«
»Ich habe ihnen gesagt, daß ich ihre Hilfe nicht fordern werde, wenn ich gegen andere Stythen kämpfen muß.«
Paula blickte auf die Silhouette der anderen Schiffe, die die Ybix umschwärmten wie Wespen. Sie riß eine Wassertube auf. Uranus lag unter ihnen, das Kristall-Herz des Imperiums. »Was will Bokojin eigentlich?«
»Es ist nicht nur Bokojin. Da spielen auch noch ein paar andere mit.«
»Was hast du?«
»Nichts. Ich bin nur müde.« Er blickte Paula an. »Was würdest du an meiner Stelle tun?«
»Kommt darauf an, was Bokojin will.«
Tanoujin griff nach dem Projektor und schaltete ihn aus. Die Ybix und der Schwärm kleinerer Schiffe verschwanden.
»Rede«, sagte Saba.
VRIBULO
Ein paar Zeremonien
David wirkte riesig in seinem schwarzen Druckanzug. Er saß vor Paula in der Ybicket und hob den Arm, um einen Deckenschalter umzulegen. Sie wandte den Kopf. Hinter ihr saß Junna und las die Navigationsziffern von einer Tabelle ab. Die Ybicket flog durch den D-Korridor auf Vribulo zu, wo Paula sich mit Bokojin treffen sollte.
Das Radio knisterte. »SIF-i6, Ybicket, hier ist Vribulo City-Schleuse. Wir werden Sie eindocken.«
Paula wandte den Kopf. Hinter ihr hing eine Axt an der gekrümmten Wand des kleinen
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