Wandernde Welten
welcher Richtung sie lagen.
Das Radio knisterte. Hin und wieder hörte sie ein Wort, dessen Sinn sie nicht verstand.
Genau vor ihr zeigte der Holograf jetzt wieder ein grellgelbes Riff. Paula betätigte die Hebel und lenkte das Schiff darüber hinweg. Ihre feuchten Hände glitten von den Hebeln ab. Ihr Kopf dröhnte. Sie ließ sich in ihren Sitz zurückfallen. Sie könnte jetzt die Hebel bis zum Anschlag herunterdrücken und den Gleiter in das Zentrum des Planeten steuern, wo Hitze und Druck sie alle zu Nichts zerschmelzen würden. Sie rieb ihre Fäuste in die Augen.
Aus dem Lautsprecher kam wieder das Knistern von Statik. Die Ybicket schüttelte sich in einer Kreuz-Strömung. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Ihre Augen brannten. Wenn sie starb, war es auch egal, daß David tot war. Tanoujin gehörte in die Tiefe des Planeten. Aus ihr war er gekommen, sie sollte ihn auch töten.
Der Gedanke grub sich immer tiefer in ihr Gehirn. Aber sie war mit Tanoujin noch nicht fertig. Sie hatte seine Geheimnisse nicht so lange bewahrt, um ihn jetzt zu töten, bevor er seine Arbeit beendet hatte.
Sie hob die Nase der Ybicket und trat die Pedale durch. Sie mußte die Beine ganz ausstrecken. Sie schmerzten an den Schien-beinen und den Knien. Sie wäre vom Sitz gerutscht, wenn sie sich nicht an den Hebeln festgehalten hätte. Auf der rechten Seite des Armaturenbretts glitt eine Nadel über Zahlen hinweg. Das Schiff vibrierte, rollte über eine lange Welle hinweg und lag wieder ruhig. Der linke Hebel wurde ihr aus der Hand gerissen. Sie griff nach ihm. Die Ybicket sank langsam in das Zentrum des Planeten hinab. Sie prallte auf eine fahlgrüne Welle und wurde wieder emporgeschleudert, mit dem Heck voran. Paula rammte die Pedale in den Boden. Sie mußte jetzt beschleunigen, um gegen die Gravitation des Planeten anzukommen. Ihr Magen revoltierte. Sie riß an den Hebeln, bis sich die Nase des Schiffes wieder aufrichtete.
Die Ybicket raste durch klares Grün.
»D-61. D-61. Identifizieren Sie sich.«
Paula wandte den Kopf und blickte zur Radiokonsole. Ein Licht blinkte. Sie trat hart auf die Pedale. Die Ybicket schoß aufwärts.
Die Nadel des Geschwindigkeitsmessers kletterte nach oben.
Paula blickte auf den Holografen. Die Ybicket lag im Zentrum des Bildes, eine klar-grüne Welle vor dem Bug.
»D-61, Sie befinden sich außerhalb des Korridors. Identifizieren Sie sich, oder wir müssen die Patrouille benachrichtigen.«
Sie lachte, erleichtert darüber, daß es nicht die Patrouille war, die sie entdeckt hatte. Sie fragte sich, wo der Korridor sich befand.
Aber wenigstens war hier kein Verkehr. Ein hellgelber, schmaler Schatten schob sich von oben in das Hologramm. Das Abbild wurde schärfer und zu einem breiten Strich, der sich diagonal über den Holografen schob. Wahrscheinlich eine City-Schleuse, vermutete Paula.
»D-61, D-61...«
Das Schiff wurde wieder von einer Welle gepackt. Diesmal hielt Paula die Hebel fest. Die Welle erfaßte den Bug der Ybicket und warf sie zur Seite. Jetzt lag sie auf einem anderen Kurs. Paula steuerte das Schiff um eine gelbliche Masse herum, ein Berg gefrorenen Magmas, dachte sie. Die Ybicket war jetzt so schnell, daß sie eine breite Bugwelle vor sich herschob.
»D-61, hier spricht UP-115. Identifizieren Sie sich und stoppen Sie. Sie befinden sich außerhalb des Korridors.« Die Stimme wurde schärfer. »Verdammt, stoppen Sie oder ich schieße!«
Auf dem Hologramm war keine Spur von einem anderen Schiff.
Die Ybicket raste steil nach oben. Am Rand des Hologramms erschien wieder ein langer, dicker Strich. Paula stemmte sich fester in den Sitz und fragte sich, welche Stadt es sein konnte. Sie würden nicht schießen, wenn sie sich eng an die Schleusen hielt. Jetzt schrien sie zwei Stimmen über das Radio an.
Sie passierte eine Stadt innerhalb der Holografen-Reichweite, eine lange, gelbe Wand, die sich meilenweit an ihrer Steuerbord-seite hinzog. Ein anderes Schiff kreuzte ihren Kurs. Sie hielt direkt darauf zu und rammte die Pedale in den Boden. Mehrere Sekunden lang blieb das andere Schiff vor ihr. Aber sie hatte die Stadt genau hinter sich, und sie konnten nicht schießen. Das andere Schiff wich seitlich aus. Die Ybicket wurde ständig schneller.
Das Cockpit wurde von zitronengelbem Sonnenlicht erfüllt.
Paula warf einen Blick aus dem Fenster. Draußen wallten dichte Nebel wie schmutzige Wolle. Das Licht wurde heller. Das Schiff reagierte rascher auf ihre Hebelkommandos. Jede
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