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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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krank.«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. Seine Hautfarbe war fast so schwarz wie die der Stythen. Sein sorgfältig gestutzter Schnurrbart erinnerte sie an Tony. »Sie sind seit zwei Wochen schwanger«, sagte er. »Ich nehme an, daß Ihnen die Schwangerschaft unerwünscht ist, nicht wahr?«
    Sie nickte und rechnete an den Fingern zurück. Es war im Ninive-Club. »Der Vater ist ein Stythe«, sagte sie.
    »Ein Stythe?« sagte er ungläubig. »Wie, in aller Welt, sind Sie denn an einen Stythen geraten?« Er griff nach einem gelben Notizblock und einem Stylo.
    »Auf dem Mars. Ich gehöre zum Komitee.«
    Er kritzelte etwas. »Sieh mal an. Und diese Schwangerschaft ist durch einen normalen Beischlaf zustande gekommen?«

    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich meine, er hat sie nicht vergewaltigt, oder...«
    Sie starrte ihn wütend an. »Nein. Hätten Sie mir die Frage auch gestellt, wenn er ein Erdenmensch wäre?«
    Er lächelte. »Das ist er aber nicht.«
    An Chu flüsterte. »Laß uns von hier verschwinden und zum Frauen-Center gehen.«
    »Wollen Sie eine Abtreibung durchführen lassen?« fragte der Arzt und rollte den Stylo zwischen seinen Fingern.
    »Ja.«
    »Ich kann Ihnen eine Alternative vorschlagen. Wir verpflanzen den Fötus in einen künstlichen Uterus.« Er stand auf. Der Rücken seines weißen Kittels war vom Sitzen verdrückt. Er trat an ein Regal, nahm ein Modell aus klarem Plastik herunter und stellte es auf den Schreibtisch. »Er ist so konstruiert, daß der Fötus sich darin fast so normal entwickeln kann wie im Mutterleib. Wir können ihn ständig beobachten, wie Sie sehen.«
    Das Plastik-Modell war ein Gewirr von Röhren und Drahtleitungen. Es sah aus wie das Labyrinth einer Pinball-Maschine.
    »Laß uns gehen«, flüsterte An Chu.
    Der Arzt setzte sich wieder und legte eine Hand auf seine Plastik-Mutter. »Ich verstehe, daß man sich mit der Vorstellung erst ein wenig vertraut machen muß...«
    Paula sagte: »Und wie geht es weiter? Ich meine, wenn das Kind geboren ist?«
    »Wir kümmern uns um einen Platz in einem geeigneten Heim und halten es weiter unter Beobachtung.«
    Er klopfte auf den künstlichen Uterus. »Sie könnten das Leben Hunderter von ungeborenen Kindern retten, darunter das Leben Ihres Kindes.«
    Beide Frauen blickten ihn an. Nach einer Weile sagte Paula: »Lebt es denn?«
    »Seit dem Moment der Empfängnis. Ich würde gerne auch den Vater untersuchen.«
    Sie richtete sich auf. »Das geht leider nicht. Er ist irgendwo im Weltraum.«
    »Oh, ist er Diplomat?«
    »Nein. Er ist Pirat.« Sie wurde wieder wütend. Sie konnte den Blick nicht von der Plastik-Monstrosität wenden, auf der noch immer die schwarze Hand des Arztes ruhte. An Chu klopfte ungeduldig mit der Schuhspitze auf den Boden.
    »Ich will das Kind behalten«, sagte Paula fest.

    Der Arzt lehnte sich zurück. Der Stuhl knarrte. »Das ist eine riskante...«
    »Das ist mir egal. Wenn Sie es zur Welt bringen können, kann ich es erst recht.«
    »Es wäre bestimmt besser, es zutransplantieren. Es könnte sich so entwickeln, daß...«
    »Nein. Ich behalte es.«
    Er zuckte die Achseln und nahm die Hand von dem Plastik-Uterus. Dann stand er auf und stellte ihn in das Regal zurück.
    »Wollen Sie, daß ich das Kind zur Welt bringe?« fragte er dann.
    »Nein«, erwiderte An Chu.
    »Ja«, sagte Paula.
    »Sehr gut.« Er setzte sich wieder. »Mein Honorar beträgt dreihundertfünfzig Dollar.«
    Paula beugte sich vor. »Warum tun Sie es nicht umsonst? Schließlich können Sie es in mir genauso kontrollieren wie in Ihrem Plastik-Ding da.«
    Der Arzt schrieb etwas auf den gelben Notizblock. »Ich muß eine Menge Tests durchführen, die viel Zeit und Aufwand beanspruchen.« Erblickte auf. »Also gut, ich mache es für die Hälfte. Einhundertfünfundsiebzig Dollar.«
    »Fünfzig«, sagte Paula.
    »Hundert.«
    »Fünfundsiebzig.«
    »Meinetwegen.« Er nickte ihr zu. »Kommen Sie gelegentlich wieder vorbei. Ich brauche noch ein paar Blutproben.«
    »Weiß Daddy schon davon?« fragte Sybil Jefferson. Sie saßen in ihrem Wagen.
    »Nein«, sagte Paula.
    »Wann werden Sie es...«
    »Überhaupt nicht.« Sie legte einen Arm auf die Rückenlehne.
    Sybil Jefferson schaukelte den Wagen im Schneckentempo dicht über die Baumkronen hinweg. Bunker saß auf dem Rücksitz und starrte aus dem Fenster. Paula hatte die Jefferson beobachtet, seit sie das Komitee-Gebäude verlassen hatten. Die alte Frau hatte nicht ein einziges Mal in die beiden Seitenspiegel

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