Wandernde Welten
»Wollen wir noch eine Weile hierbleiben oder fahren wir?«
Sie fuhren auseinander. Paula strich mit der Hand über ihre Lippen und blickte aus dem Fenster. Der Fahrer rollte die Tür zu und ließ die Trennscheibe zwischen den Vordersitzen und dem Passagierteil emporsurren.
»Gordon hat mir einen langen Vortrag gehalten und uns erklärt, daß wir uns anständig zu benehmen hätten«, sagte der Akellar.
Er saß zusammengekrampft in dem für ihn viel zu engen Sitz. »Mit einem besonderen Sermon über die Unantastbarkeit der Frauen.« Der Wagen setzte sich in Bewegung. »Er ist ein Esel«, sagte sie.
Der Wagen hob vom Boden ab. Unter ihnen dehnten sich grüne Wiesen, Baumwipfel bogen sich im leichten Frühlingswind.
»Du hast recht«, sagte er. »Dies hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem Mars.«
Über einem Wald kreiste ein Schwärm Tauben. Sie überflogen einen See, an dem nackte und halbnackte Menschen in der Sonne lagen. Paula wandte den Kopf und sah durch das Rückfenster, daß die beiden anderen Wagen ihnen folgten. Der Stythe beschattete seine Augen vor dem hellen Licht.
Sie verließen den Dom. Der Küstenstrich zwischen New York und New Häven war mit uraltem Müll und Geröll übersät. Die Regen hatten die Hügel zu Canyons und Klippen erodiert, die von Vogelkot weiß gefärbt waren. Hinter ihnen neigte sich die Sonne dem Horizont zu. Ein Bergrücken mit zwei runden Hügelkuppen bildete eine scharfe Silhouette rechts von ihnen.
Paula deutete mit der Hand. »Wir nennen es das Kamel.«
»Was ist ein Kamel?«
»Ein großes Tier. Es gibt ein altes Sprichwort, das besagt, eher gehe ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in den Himmel.«
»Was ist der Himmel?«
Sie lehnte sich seufzend zurück. »Lassen wir das.«
Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in rote und orangefarbene Töne. »Früher waren die Städte schmutzig und das Land hier draußen war sauber. Aber das ist schon lange her.«
Eine Krähe kreuzte ihren Kurs. »Wie können Vögel hier leben?« fragte er.
»Sie haben sich auf die neuen Umweltbedingungen eingestellt.
Einige wenigstens. Andere können nur innerhalb der Dome leben, andere sowohl hier wie dort. Man nennt es den Gasmasken-Effekt.« Sie deutete auf einen anderen Berg, der aus Unrat und Geröll aufragte. »Das ist der Thron. Wenn man es schafft, zwölf Stunden auf ihm zu sitzen, wird man zum Beherrscher der Erde.«
»Wirklich?«
»Ja. Nur, die verschmutzte Luft bringt jeden nach spätestens sechs Stunden um.«
»Ihr habt einen seltsamen Humor.«
Sie erreichten den Dom von New Haven. Der Akellar blickte angespannt aus dem Fenster, um sich nichts entgehen zu lassen, während der Fahrer sie durch die gewölbte Plastikwand steuerte.
Unter ihnen war die Landschaft jetzt wieder grün. Es wurde dunkel, und die Domlichter flammten auf. Im Osten erhob sich ein steiler, roter Bergrücken, wie eine Barriere. Das hügelige Land davor war von einem dichten Wald bedeckt. Unter ihnen tauchte eine Lichtung auf, und der Wagen landete auf dem Gras zwischen zwei Häusern.
Das Haus des Komitees war ein quadratischer, zweigeschossiger Bau aus dicken Holzbohlen, der Nachbau eines Föderations-Hauses aus der präatomaren Ära. Bevor alle Stythen aus den Wagen gestiegen waren, kletterte Ketac bereits auf einen Apfelbaum, und zwei andere Männer jagten eine verängstigte Katze über den Rasen. Paula betrat die Halle des Hauses. Es roch nach Zimt und Ingwer.
»Dies ist kein Hotel wie das Ninive«, erklärte sie dem Akellar.
»Es gibt zwar einen Koch, aber sonst kein Personal. Ihr müßt selbst sehen, wie ihr zurechtkommt.«
Vor der Treppe befand sich eine Tür. Er griff nach dem Knopf, drückte ihn nach innen, zog daran und drehte ihn schließlich nach links. Die Tür ging auf. Paula führte ihn die Treppe hinauf. Die kleinere obere Halle war voller Gummibäume und Blumen in Tontöpfen. Er brach die weiße Blüte einer Geranie ab und aß sie.
Durch das Fenster sah sie seine Männer wie ausgelassene Kinder zwischen den Bäumen herumtollen. Sie schob einen Perlvorhang zur Seite und öffnete die Tür des letzten Zimmers.
»Paula!« hörte sie ihn rufen.
»Hier bin ich.« Sie zog ihre Jacke aus, hängte sie an einen Bettpfosten und knöpfte die Bluse auf.
Er trat ins Zimmer.
»Worauf wartest du noch?« fragte sie.
Er schloß die Tür.
»Bist du die ganze Zeit in deinem Schiff gewesen?«
»In meinem und ein paar anderen.« Er war noch immer halb bekleidet. Jetzt setzte er sich
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