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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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wieder.
    Mit über hundert anderen Passagieren bestiegen sie den Shuttle, der ständig zwischen Luna und Erde hin und her flog. Sie nahmen auf einer der hinteren Sitzreihen Platz.
    »Gordonistverrückt«, stellte Bunker trocken fest. »Eines Tages läuft er in Sack und Asche herum und verkündet den Anbruch des Jüngsten Gerichts.«
    Paula zog ihre Jacke aus. Die Luft war drückend heiß und roch nach einem antiseptischen Spray. »Mir kam er eigentlich ganz normal vor, vielleicht ein bißchen paranoid.« Sie blickte die Jefferson an, die etwas aus ihrer umfangreichen Handtasche hervorkramte.
    »Wir sollten ihm einen Bericht über sein Sicherheitssystem verkaufen«, schlug Bunker vor, »dann würde er noch mehr durchdrehen.«
    Die Jefferson fummelte an ihrem rechten Auge herum, drückte das Auge heraus und klappte es auf wie eine Nuß. Sie nahm den winzigen Sensor heraus, der in der Prothese verborgen war.
    »Sie suchen nach Waffen.« Sie nahm ihr richtiges falsches Auge aus der Handtasche und schob es in die leere Augenhöhle.
    Paula sah ihr entsetzt zu und fühlte eine leichte Übelkeit in sich aufsteigen. Sie wandte den Kopf und starrte die metallgraue Wand des Shuttles an. Jemand hatte mit einem schwarzen Stift ein Gesicht darauf gemalt. Während des fünfzehnstündigen Fluges hatte der Künstler genügend Zeit für sein Werk gehabt. Das Haar war wild gelockt und ging in die Wolken über, von denen der Kopf umgeben war. Und aus den Wolken wuchsen Worte in rauchförmigen Buchstaben:
    Diese wandernde Welt ist nur Fantasie, Eine Rauchwolke, die zerfließt...
    Sie mußte den Kopf schief legen, um die Worte lesen zu können.
    Es klang nach Zen, fand sie. Sie dachte an die Tausende von Büchern, die sie längst lesen wollte.
    »Was haben Sie mit dem Kristall gemacht?« fragte Sybil Jefferson.
    »Mit welchem Kristall?«
    »Die Stythen haben ihr einen riesigen Energiekristall gegeben.«
    »So?« sagte Bunker.
    »Er ist in meinem Koffer«, sagte Paula und warf einen raschen Blick auf die anderen Passagiere. Die meisten schliefen oder dösten vor sich hin. Es bestand keine Gefahr, daß jemand mithörte.
    »Er ist ein persönliches Geschenk von ihm. Er gehört mir.«
    Bunker blickte sie mit zusammengezogen Brauen an.
    Die alte Frau sagte: »Wir haben für den Dolch bezahlt.«
    »Warum haben sie Ihnen etwas so Kostbares gegeben?« fragte Bunker. »Der Dolch ist doch nur eine billige Imitation.«
    »Glauben Sie etwa, daß er mich damit bestochen hat?« Sie blickte von der Jefferson zu Bunker. »Er wollte den Dolch unbedingt behalten. Deshalb mußte er mir ein Gegengeschenk machen, weil er sonst in meiner Schuld gestanden hätte. Kristalle bedeuten ihnen nicht viel.«
    »Eben«, sagte die Jefferson. »Er hat Ihnen den Kristall für den Dolch gegeben, und der stammt von uns, nicht von Ihnen.«
    Paula verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte sich bereits damit abgefunden, den Kristall hergeben zu müssen.
    Sie dachte an das Baby, das zweite Geschenk des Akellar. Aber der Kristall wäre ihr lieber gewesen.

NEW YORK
April-Mai 1853
    »Wenn er es nicht tut, gehst du einfach ins Frauen-Center«, sagte Ahu. »Die geben dir eine Pille und du schläfst ein, und wenn du wieder aufwachst, ist alles in Ordnung. Und es blutet kaum.«
    Sie gingen eine Treppe hinunter zum Eingang des Gebäudes.
    An dem dahinterliegenden Korridor befanden sich die Praxis-räume von mehr als einem Dutzend Ärzten. Paula rieb nervös ihre feuchten Handflächen über die Hose. Ihr Vater hatte Ärzte gehaßt. Wenn du sie wegen eines eingewachsenen Nagels aufsuchst, hast du eine fünfzigprozentige Chance, die Praxis nicht mehr lebend zu verlassen. Im Vorbeigehen blickten sie auf die weißen rechteckigen Namensschilder der Ärzte. Vor einer Tür mit der Aufschrift Thomas Adena, M. D. Gyn. blieben sie stehen. An Chugab Paula einen ermutigenden Stoß in die Seite und drückte die Tür auf.
    Das Wartezimmer war in zwei Hälften geteilt. Drei Frauen saßen in dem linken Teil, alle sichtbar schwanger. Auf der anderen Seite turnten ein paar Kinder herum. Paula setzte sich auf eine Couch und begann, in einer Zeitschrift zu blättern.
    Als Paula an die Reihe kam, nahm der Arzt als erstes eine Blutprobe. Dann mußte sie auf den gynäkologischen Stuhl, damit er sie abtasten konnte. »Wie fühlen Sie sich?« fragte er, als er die Untersuchung beendet hatte.
    »Entsetzlich. Ich bringe nichts herunter. Mir ist ständig übel, und meine Brüste tun mir weh. Einfach

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