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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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Raum geträumt«, sagte er. »Ich habe mir oft vorgestellt, quer durch einen riesigen Planeten zu kriechen, um auf der anderen Seite wieder an die Oberfläche zu kommen und dann in den endlosen Raum hinauszutreiben.«
    »Klingt eher wie ein Alptraum.«
    »Nein, es war ein herrlicher Traum. Mein Vater war auch schon vom Raum besessen. Er hat immer gesagt, eines Tages würden sie seinen Leichnam nach Matuko zurückbringen, aber sein Herz bliebe für alle Ewigkeit im Raum zurück.«
    Das Sternenlicht fiel auf sein Gesicht. Sie griff nach seinem Ärmel und befühlte das dicke Material. »Was bedeuten eigentlich die diagonalen Streifen?« fragte sie.
    »Rangabzeichen. Unterleutnant, Leutnant, Kommandant, Erster Kommandant, Kapitän.« Er legte seine Hand auf ihren Leib.
    »Es gibt noch zwei höhere Ränge: Admiral und General-Admiral, aber die sind noch nie verliehen worden.«
    Aus einem Lautsprecher ertönte Tanoujins Stimme: »Saba, bitte sofort Brücke anrufen.«
    Er trat an die Sprechanlage und drückte auf einen Knopf.
    »Brücke. Was ist los?«
    »Akellar, Ketac prügelt Uhama halb tot. Sie sind im Tank und...«

    »Ich komme sofort. Verdammter Bengel.« Als er den Raum verlassen hatte, lehnte Paula sich zurück und blickte in die Unendlichkeit des Raums hinaus. Der Anblick des völligen Dunkels, in dem selbst die kleinsten und entferntesten Sterne sichtbar waren, übte eine seltsam beruhigende Wirkung auf sie aus. Nach einer Weile betätigte sie den Hebel, der den schmalen Aussichtsspalt wieder schloß und verließ den kleinen Bugraum.
    Es gab noch einen Raum, den Ketac ihr nicht gezeigt hatte: den Arrestraum. Er lag an einem eigenen Korridor über dem Triebwerk Nummer sechs in der äußersten Kante der Backbordfinne, und hier ließ Saba seinen Sohn Ketac wegen der Prügelei mit Uhama schmoren.
    Zwei Glockenschläge dröhnten durch das Schiff: Beginn der Mittelwache. Paula wickelte sich in eine dicke Decke, und Saba umhüllte sie beide noch mit einer weiteren. Sie schliefen, wie sie es schon bei den Leuten im Mannschaftsraum gesehen hatte, mit den Füßen an Wandschlaufen befestigt. Der große Stythe hatte im Schlaf die Arme um sie geschlungen. Sie konnte noch nicht schlafen und versuchte sich das Leben in Matuko vorzustellen.
    Dann aber zwang sie sich, nicht mehr daran zu denken. Wenn sie zu viele Hoffnungen in sich weckte, war die Gefahr der Enttäuschung nur noch größer.
    Als die Glocke dreimal anschlug, eilte er wieder auf die Brücke.
    Paula suchte die Bibliothek auf, aber Tanoujin war dort. Gelangweilt trieb sie durch die endlosen Gänge. Am Ende des schwarz-weißen Korridors, unter einer Vorratsluke, sah sie ein rundes Fenster, eine Art Aquarium, in dem drei kleine Fische schwammen.
    Im Lauf einer knappen Stunde entdeckte sie fünf weitere Aquarien. Die kleinen Fische waren stumpf grau und hatten scharfe Stacheln auf dem Rücken. Sie schwebte den blauen Korridor entlang und in den kurzen Tunnel, der zum Arrest führte.
    Unter sich spürte sie das Vibrieren des Triebwerks. Die Hitze war fast unerträglich. Am Ende des Tunnels hing Ketac mit den Füßen an der Decke befestigt. Seine Augen waren geschlossen.
    Seine Haut glänzte vor Schweiß. Paula kehrte um und suchte die Kombüse auf. Zwei Männer waren in dem engen Raum. Einer von ihnen war Marus, Tanoujins Rudergänger. Paula wartete vor dem engen Gelaß, bis sie gehen würden.
    »Eins muß man Sril lassen«, sagte Marus. »Er kämpft immer nur hier im Schiff, wo es nicht darauf ankommt, daß er kaum groß genug ist, um einer alten Frau ins Arschloch sehen zu können.«
    Sie hangelten sich an ihr vorbei, ohne sie zu beachten, wie es alle von Tanoujins Männern taten. Sie schwebte in die Kombüse und zog sich eine Tube Wasser aus der Wand. Dann machte sie sich auf den Rückweg zum Arrest.
    Ketac starrte die Wand an. Eine Seite seines Gesichts war ziemlich zerkratzt. In der Wand waren Ringe eingelassen, aber er schien nicht festgebunden zu sein.
    »Hallo«, sagte sie.
    Er fuhr herum. »Paula.« Seine Stimme klang belegt.
    Sie reichte ihm die Tube Wasser. Er riß sie auf und leerte sie mit einem Zug. Wegen der Hitze hatte er seinen Overall bis zum Nabel geöffnet.
    »Danke, Paula.«
    »Ich hole Ihnen noch eine, wenn Sie wollen.«
    »Bitte, bleiben Sie hier«, sagte er, als sie sich abstieß und zum Luk schwebte. »Lassen Sie mich nicht allein.«
    »Sie können doch mitkommen. Das Luk ist nicht verschlossen.«
    Er fuhr mit der Hand über sein Gesicht. »Ich

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