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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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habe meinem Vater versprochen, den Bunker nicht zu verlassen. Er würde mich festbinden, wenn ich mein Wort nicht halte.«
    »Ich bringe Ihnen etwas zu essen.« Sie glitt in den kühlen, ruhigen Tunnel hinaus.
    Er grinste sie erfreut an, als sie zurückkam, und griff sofort nach der Wassertube.
    »Danke. Sie sind der erste Mensch, der sich um mich kümmert, seit ich hier bin.«
    Die starken Vibrationen des Triebwerks direkt unter ihren Füßen ließen ihre Zähne aufeinanderschlagen. Die Spitze seines rechten Zeigefingers war blutig, die Kralle tief eingerissen.
    »Wozu sind eigentlich die Fische in den Aquarien?« fragte sie, als er die Wassertube bis auf den letzten Tropfen geleert hatte.
    Ketac schob mehrere Nahrungstabletten in den Mund. »Zur Sicherheit. Wenn das Schiff irgendwo undicht wird, sterben sie.«
    »Wie lange müssen sie hierbleiben?«
    »Bis er mich wieder herausläßt.« Er stieß mit dem Fuß gegen die Wand und flog in die entgegengesetzte Richtung. »Niemand kümmert sich um mich. Ich werde noch verrückt.« Wieder ein paar Tritte gegen die Wand.
    Paula wich vorsichtig etwas zurück.
    »Bitte gehen Sie nicht«, bat er wieder.
    In der irrsinnigen Hitze begann ihr Gesicht zu jucken. »Ich komme bald wieder.«
    »Paula! Bitte bleiben Sie! Bitte!«

    »Ketac...« Irgendwo schlug eine Glocke an. »Ich bin gleich wieder da.« Sie ließ ihn allein.
    Sie ging zur Brücke, um sich mit Saba zu treffen, dessen Wache gerade vorbei war. Aber er war schon fort. Kobboz hatte seine Stelle übernommen. Sie blickte in den Tank und in die Bibliothek.
    In Sabas Kabine schaltete sie sämtliche Monitore ein. Er war nirgends zu sehen. Genausowenig Tanoujin. Also waren sie beide zusammen. Irgendwo.
    Sie fühlte sich schläfrig. Sie wickelte sich in die Decke und befestigte ihre Füße an dem in die Wand eingelassenen Ring. Es war ein angenehmes Gefühl, so frei im Raum zu schweben. Sie gähnte.
    Das Öffnen der Luke weckte sie. Saba glitt durch die ovale Öffnung. Sie wollte ihn ansprechen, aber sie hörte Tanoujins Stimme von der Kabine.
    »Komm in die Bibliothek«, sagte er. »Ich werde es dir zeigen.«
    »Ich bin müde.« Saba war schon dabei, seinen Overall auszuziehen. »Zeig es mir bei meiner nächsten Wache.«
    »Mein Gott«, sagte die tiefe Stimme. »Du verbringst jetzt deine ganze wachfreie Zeit mit ihr.«
    »Na und?« Die Luke wurde zugeschlagen. Sie hörte Saba leise lachen.
    Während der Mittelwache fiel ihr Ketac wieder ein. Sie brachte ihm ein Dutzend Nahrungstabletten und zwei Tuben mit Wasser.
    Als er sie kommen sah, grinste er glücklich. »Hallo, Paula.«
    Sie wischte mit dem Ärmel über ihr schweißnasses Gesicht. Er riß eine der beiden Wassertuben auf. »Bleib ein bißchen und rede mit mir.«
    »Ketac, es ist sehr heiß hier.«
    »Niemand kommt her, um mit mir zu reden. Nicht einmal meine sogenannten Freunde.« Er rannte mit dem Kopf gegen die Wand.
    »Niemand kommt zu mir, außer einer ausländischen Squaw. Ich muß hier raus!«
    Paula hörte ein leises Geräusch hinter sich. Sie fuhr herum und sah Saba mit den Füßen voran durch das Luk kommen.
    »Paula! Was suchst du denn hier?« Er nahm sie beim Arm.
    »Schön warm hier, was?« sagte er zu Ketac.
    »Ich halte das nicht länger aus, Pop.«
    Saba wandte sich wortlos ab und schob Paula vor sich in den Korridor hinaus.
    »Nur noch eine Wache!« rief er seinem Sohn zu, bevor er das Luk zuschlug.
    Die Kühle des Korridors war eine Erlösung für sie.

    »Laß ihn in Ruhe«, sagte Saba.
    »Er hatte Hunger.«
    »Er soll auch leiden. Auf jeden Fall geht er dich nichts an.«
    Der Computer im Vorratsraum fertigte mehrere Overalls für Paula an. Sie waren genauso wie die Uniformen der Männer und hatten auch den dreizackigen Stern auf dem Rückenteil, trugen jedoch keine Rangstreifen. Meistens trug sie zwei davon übereinander, um sich warm zu halten. In dem matten Licht lernte sie, ihre Sinne besser zu gebrauchen als zuvor. Sie hatte bereits jedes Zeitgefühl verloren. Es gab nur noch die drei Wachen, nach denen das ganze Leben an Bord des Raumschiffes sich richtete. Die Zeit hatte jede Bedeutung verloren, genau wie der Raum, in dessen Unendlichkeit das Schiff bewegungslos stillzuliegen schien, umgeben von tiefem Dunkel, mit den ewig gleichbleibenden Sternbildern vor dem Beobachtungsfenster des Bugraums. Bei den Asteroiden in der Nähe von Pallas wurden sie von drei marsianischen Schiffen angegriffen, doch die Ybix ließ sie nach knapp fünfzehn Minuten

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