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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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weit hinter sich. Paula hatte einen Heißhunger auf richtige Nahrung. Die weichen Proteinstreifen befriedigten ihre Nahrungsbedürfnisse, aber sie träumte oft von Ingwerbrot, von Schlagsahne, Braten und Gemüse. Trotz der dürftigen Ernährung begann ihr Leib jedoch allmählich anzuschwellen, stellte sie fest.
    Sril spielte einen Ulugong, das ist ein Streifen metallischen Plastiks, den er auf dem Schoß hielt und mit den Knöcheln anschlug.
    Das Instrument klang wie eine Trommel mit Glockenton. Paula nahm manchmal ihre Flöte mit in den Tank, und sie spielten Duette. Die anderen Männer warfen Darts und unterhielten sich über die vermutlichen Vorzüge der verschiedenen Damen auf den Posters, die an der Wand hingen. Paula las viel und arbeitete an dem ersten Entwurf des Handelsvertrages, aber Musik war ihr Hauptinteresse. Die sanften, dunklen Töne des Ulugongs paßten sehr gut zum Klang der Flöte. Sril und sie waren ständig damit beschäftigt, neue Duette zu komponieren und aufzuschreiben.
    Bei Ketacs Entlassung aus dem Arrest lernte sie ein neues Ritual der Stythen kennen. Die gesamte Mannschaft, bis auf zwei Mann, die auf der Brücke zurückblieben, versammelte sich im Tank. Ketac kniete in der Luft vor Saba, der beide Hände seines Sohnes packte und ihm die Arme auseinanderriß. Gleichzeitig ergriff Tanoujin ihn bei den Haaren und hielt seinen Kopf fest.
    »Wer ist der Beherrscher des Universums?« fragte Saba.
    »Die Stythen«, antwortete Ketac.

    »Wohin führt der richtige Weg?«
    »Zur Sonne.«
    »Bleibe fest im Glauben.« Saba schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
    Die Männer jubelten, und Ketac jubelte mit ihnen. Paula, die die Szene aus dem Hintergrund miterlebt hatte, steckte die frierenden Hände in die Ärmel. Es war ein so simples Ritual, daß sie sich fragte, warum man es überhaupt anwandte. Saba holte eine Flasche Scotch heraus. Ketac trank fast ein Drittel mit einem Zug hinunter. Paula holte ihre Flöte und vergrub sich wieder in ihre Musik.
    Saba glitt mit ihr den Pfeilkorridor entlang, an der Einmündung des blauen Tunnels vorbei. Nach 121 Wachen bewegte sie sich fast so sicher wie er und die anderen Männer. Sie suchten den kleinen Beobachtungsraum im Bug des Schiffes auf. Das Fenster war geschlossen. Saba schloß das Luk. Sie legte den Hebel um.
    Der schmale Fensterspalt glitt auf, und das Licht der Sterne drang zu ihnen herein. Saturn, der sich gerade in Halbphase befand, umgeben von seinen gold- und cremefarbenen Ringen, füllte fast das ganze Fenster.
    Paula lehnte sich zurück und schwebte frei im Raum. Das helle Licht des Planeten blendete sie. Die Ringe lagen, von ihrer Position aus gesehen, diagonal um die riesige Kugel des Saturns und wirkten wie dünne Staubschleier.
    »Als ich zum erstenmal hier war«, sagte Saba, »befand ich mich auf meiner dritten Raumreise. Für Tanoujin war es die erste. Mein Vater hatte das Schiff in die Handelsroute gesteuert und wir verfolgten alles, was uns in den Weg kam. Melleno war damals Prima Akellar. Nachdem wir etwa ein Dutzend Frachtschiffe aufgebrachthatten, die auf dem Weg zum Saturn waren, schickte er die Kriegsflotte des Saturn aus und verjagte uns. Mein Vater heulte vor Wut, daß man ihn im ganzen Schiff hören konnte.«
    »Warum?«
    »Der Prima Akellar hatte keinerlei Rechte im freien Raum.
    Mein Vater hielt sonst streng auf Gesetz und Ordnung, aber für ihn selbst galten sie nicht. Es war eine entsetzliche Reise. Mein Vater entwickelte einen tödlichen Haß auf Tanoujin, weil der mal eine Zeitlang bei Melleno gearbeitet hatte. Und als wir wieder auf dem Uranus waren, hatte mein Vater eine lange Aussprache mit Melleno. Sie legten ihren Streit bei und schufen ein neues Gesetz, nach dem eine Steuer von hundert Prozent für alle Waren verhängt wurde, die von stythischen Schiffen gestohlen und auf stythischen Märkten verkauft wurden. Damit hatte die Piraterie ihren Sinn verloren. Es war kein Gewinn mehr zu machen und hätte um ein Haar das Ende der stythischen Flotte herbeigeführt.«
    Paula blickte aus dem Fenster auf den beringten Planeten. Der Schatten eines seiner Monde fiel auf die Ringe. »Wie hieß dein Vater?«
    »Yekaka. Und der Name paßte genau zu ihm. «Yekaka heißt Großmaul. »Möchtest du Saturn-Keda besuchen?«
    »Oh, ja. Gerne. Wenn es möglich ist. Wirst du mich mitnehmen?«
    »Wenn du mir versprichst, den Mund zu halten.«
    Sie blickte auf den Planeten. Seine Oberfläche war hinter einem Gewirr von ziehenden,

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