Wandernde Welten
gefalle ich dir?« Sie drehte sich wie ein Mannequin.
»Sehr ordentlich. Nur noch eins.« Er schwebte auf sie zu und stellte den Kragen ihres Mantels auf. »Anständige Frauen zeigen sich bei uns nicht mit unverdecktem Gesicht.«
Sie wich etwas zurück. »Was soll das heißen?«
»Das heißt, daß du von jetzt an in der Öffentlichkeit einen Schleier tragen wirst.«
»Nein.«
»Willst du mitkommen oder nicht?«
Sie blickte ihn ärgerlich an, als er den Wandschrank öffnete und ein schwarzes, durchsichtiges Tuch hervorholte. Er legte es über ihren Kopf und vor ihr Gesicht. Die beiden Enden steckte er hinter dem Mantelkragen fest.
»Gut«, sagte er befriedigt. »Das reicht fürs erste.«
Sie wandte sich ab, fühlte sich zutiefst gedemütigt.
Sie glitten durch die Tunnel zur Dock-Kammer. Er ließ sie den Schleier abnehmen, während sie mit der Ybisca nach Saturn-Keda flogen.
Tanoujin war bereits in der Dock-Kammer, als sie hereinkamen, und zog den schwarzen Druckanzug über. Saba führte sie an den Wandschrank und half ihr, einen der Raumanzüge anzulegen. Er gehörte eigentlich Sril, der gut vierzehn Zoll größer war als sie. Sie zog die Hosenbeine hoch, bis ihre Füße von den ebenfalls zu großen Schuhen umschlossen wurden. Saba band das überschüssige Material um ihre Knie zusammen.
»Wir werden nicht zu hart starten«, versprach er ihr. »Die meiste Zeit wirst du dich nicht allzu unbequem fühlen.« Er reichte ihr den Helm, ein zylinderförmiges Gebilde aus rauchfarbenem Glas.
»Du wirst ihn tragen, bis ich dir sage, daß du ihn abnehmen kannst.«
Sie klemmte den Helm unter den Arm. Saba reichte ihr ein Paar Handschuhe. »Tanoujin, schließe sie an.«
Das Luk der Ybisca stand offen. Paula kletterte in das enge Cockpit des kleinen Gleiters. Drei hintereinanderliegende Sitze nahmen den meisten Platz ein. Tanoujin stieg als letzter ein, nahm ihr den Helm aus den Händen und drückte sie auf den mittleren Sitz. Dann griff er über ihre Schulter und befestigte den Sicherheitsgurt. Dann beugte er sich vor, zog einen weißen Plastikschlauch unter ihrem Sitz hervor und schloß ihn an ein Ventil an, das sich in ihrem rechten Hosenbein, etwas unterhalb der Kniekehle befand.
»Ziehen Sie die Handschuhe an.«
Sie steckte ihre Hände in die riesigen Handschuhe. Saba trat zu dem kleinen Raumschiff. Im Raumanzug wirkte er noch massiver als sonst. Er setzte sich auf den ersten Sitz, dessen hohe Lehne ihn völlig verdeckte. Tanoujin zog ihre Handschuhe fest und verschnürte sie. Sie blickte in sein Gesicht. Die gelben Augen hatten winzige braune Flecken. Er setzte ihr den Helm auf und drehte ihn in das Gewinde am Halsstück des Raumanzuges. Das rauchfarbene Glas nahm ihr im ersten Moment die Sicht.
Saba sagte: »Ich nehme Route A-39 in 28 Grad, gehe bei Minus 1oo M aus dem Orbit und unterfliege Saturn-Keda. Einverstanden?«
»Einverstanden«, sagte Tanoujin.
Paula schwebte trotz des Sicherheitsgurtes einige Millimeter über ihrem Sitz. Wenn sie sich umsah, stieß ihr Hinterkopf an den Helm. An der Innenwand neben ihrem Sitz hing eine kleine Axt, darunter eine Art Rohr, wahrscheinlich eine Waffe. Die Innenbeleuchtung erlosch.
»Brücke«, sagte Saba.
»Hier Brücke, Akellar«, hörte sie eine Stimme aus dem winzigen Helmlautsprecher.
»Countdown für Start von fünfundzwanzig.«
Der Sitz hatte keine Armlehnen. Sie griff mit beiden Händen unter die Sitzfläche und zog sich herunter, so daß sie festen Kontakt mit deren Oberfläche hatte.
Aus dem Helmlautsprecher hörte sie eine Stimme rückwärts zählen. Sie spürte, wie das kleine Raumschiff zu vibrieren begann.
Ein grünes Licht in der Konsole flammte auf. Saba hatte den Holographen eingeschaltet.
»Sechzehn - fünfzehn - vierzehn...«
Die beiden Männer gingen in einer monotonen Litanei die Checkliste durch. Paula griff mit der rechten Hand nach der sanften Wölbung ihres Leibes. Ihr Baby. Wenn ihm dieser Flug nur nicht schadete...
»Fünf - vier - drei - zwei - eins - null.«
Das Donnern der Triebwerke schmerzte ihren Ohren. Sie wurde in ihren Sitz zurückgepreßt. Ihre Augen traten aus den Höhlen. Ein ungeheures Gewicht drückte ihr die Brust ein. Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren. Sie verlor das Bewußtsein.
»Paula.«
Sie öffnete die Augen. Sie schwebte. Das grüne Licht des Holographen schien ihr in die Augen. Saba war neben ihr, zwischen Sitz und Bordwand gezwängt.
»Wie fühlst du dich?« Er nahm ihr den Helm ab.
Sie preßte die
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