Wandernde Welten
Hand an die Stirn. »Das war ein ganz schöner Stoß.«
Er lachte. Tanoujin, der hinter ihr saß, lachte nicht. Ihre Hand, die zwischen Sitz und Gurt eingeklemmt gewesen war, pochte rhythmisch. Sie zog die Handschuhe aus. Die Abdrücke des Gurtes hatten sich über den ganzen Handrücken eingegraben. Er nahm sie zwischen seine Hände und rieb sie.
Dann nickte er ihr zu und ging wieder zu seinem Sitz im Bug des Gleiters.
Sie hob den Kopf. Das Dach war aus einem klaren, durchsichtigen Material. Die Sterne waren ein leuchtender Teppich über ihr.
Am Rande des Fensters sah sie zwei sichelförmige Monde. Der eine hatte die Größe einer Orange, der andere erschien kleiner als eine Erbse.
»Das war ein verdammt perfekter Start«, sagte Saba. »Wir sind mit plus/minus Null auf der Route.«
Hinter sich hörte sie das leise Geräusch von Funkverkehr. Sie wandte sich nach Tanoujin um. Er hockte über eine Instrumentenkonsole gebeugt, Kopfhörer auf den Ohren. Ein rotes Blinklicht flackerte auf der Konsole.
»Temperaturen?« rief Saba über seine Schulter hinweg.
Paula wandte den Kopf wieder nach vorn. Wie ein riesiger Ball schob sich gerade der Saturn ins Fenster und warf sein Licht ins Cockpit.
»Was dieses neue Schiff angeht«, sagte Saba, »so werde ich es vielleicht etwas schlanker bauen lassen. Dann bricht es beim Start nicht so leicht aus.«
»Das Schiff ist doch schon zur Hälfte fertig«, sagte Tanoujin, »und du hast doch nicht einmal das Geld, um ein neues Plastik-Modell bauen zu lassen.«
Saba drehte sich halb um und klopfte auf Paulas Knie. »Das Geld habe ich sogar bei mir. Ich habe es nur noch nicht flüssig gemacht.«
Das Cockpit wurde vom Licht des Planeten strahlend erhellt.
Er füllte jetzt die ganze obere Hälfte des Hologramms, und die Ybisca schoß darauf zu. Sie passierten den äußersten Ring, der sich als eine Flut winziger Eis- und Staubpartikel herausstellte, die im Licht der Sonne funkelten.
Deutlich zeichnete sich die Krümmung des Planeten durch die diffuse Schicht ab.
»Temperaturen kommen eben durch«, meldete Tanoujin.
»Rand: 300, Thermoschicht 1137, Zehn M: 350, Zwanzig M: 152.«
Der Planet wirkte jetzt wie ein riesiger, gelber Käse. Rote und gelbe Gaswolken strömten an ihnen vorbei. Sie verdichteten sich zu einer leuchtenden Wolke. Das Schiff stieß durch einen gelben Nebel. Das Hologramm zeigte die Ybisca beim Durchstoßen eines fahlen Gasgürtels.
»Gegenschub«, sagte Saba. »Setz deinen Helm wieder auf, Paula.«
Sie griff nach ihrem Helm, der an einer Deckenhalterung befestigt worden war. Er befand sich außerhalb ihrer Reichweite. Sie versuchte, den Sicherheitsgurt zu lösen, aber der Schub der Bremsdüsen drückte sie fest auf ihren Sitz.
Tanoujin beugte sich vor, löste den Helm aus der Halterung und setzte ihn ihr auf den Kopf. »Ziehen Sie die Handschuhe an!« schrie er.
Sie mußte sie erst suchen, fand sie jedoch schließlich und zog sie über. Ihr Mund war trocken. Das Schiff schlingerte stark in den Turbulenzen, und sie wurde nach vorn in ihren Sicherheitsgurt geworfen.
»Ein Riff«, sagte Tanoujin.
»Schon gesehen.«
Ein breiter, dunkler Strich erschien auf dem Holographen. Das Schiff wurde durchgeschüttelt, holte nach rechts über, als ob es über eine Welle glitte, und richtete sich wieder auf. Der Raumanzug war steif und unbequem, aber die Handschuhe selbst waren völlig starr. Das Licht wurde schwächer. Sie tauchten in die Dämmerungszone und befanden sich kurz darauf auf der Nachtseite des Planeten. Sie blickte durch das Fenster des Cockpits. Es war jetzt völlig dunkel. Sie durchzogen die Mitternachtszone. Doch kaum eine Minute später sah sie am Horizont einen schwachen Lichtschein.
Aus dem Helmlautsprecher drang ein lautes Prasseln, und dann sagte eine Stimme: »A-39.A-39« Hier ist Saturn-Keda. Bitte identifizieren.«
Die Ybisca legte sich in eine scharfe Linkskurve, Paula schluckte, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken. Tanoujin sagte: »SIF Ybisca, bewaffneter Gleiter von SIF Ybix. Barkus-Klasse H. Automatische Landeerlaubnis rAkellaron bestätigt.«
Paula bewegte ihre Finger. Das Material des Anzuges begann weicher zu werden. Die Ybisca beschrieb eine weite Kurve, und Paula wurde hart in ihren Sicherheitsgurt gepreßt. Sie klammerte sich mit beiden Händen am Sitz fest.
» Ybisca, hier ist Saturn-Keda. Unsere Sensoren zeigen, daß Sie einen unregistrierten Passagier an Bord haben.«
»Keine Registrierung. Weiblich.
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