Wandernde Welten
Schaukel-Couch in ihrem Wohnzimmer und gingen die einzelnen Paragraphen des Handelsvertrages durch. Sie wartete eine Weile, bis sie fragte: »Wann kann ich ausgehen?«
»Die Straße ist kein Ort für Frauen. Wenn du etwas haben willst, schicke einen Sklaven, um es dir holen zu lassen.«
Sie antwortete nicht. Er las weiter in dem Vertragsentwurf, und sie blickte schweigend in sein Gesicht. Das Baby strampelte jetzt besonders stark. Der Vater des Kindes ließ die Papierbogen sinken. »Du hast alles zu genau festgelegt. Ich möchte es vager, unverbindlicher haben, damit ich mir jemanden, den ich nicht mag, ohne Schwierigkeit vom Hals schaffen kann.«
Sie ging nicht darauf ein. »Willst du mich die ganze Zeit hier einsperren?« fragte sie.
»Boltiko und Uly gehen niemals aus.« Er warf ihr den Vertragsentwurf in den Schoß. »Hier hast du noch Arbeit genug.«
Paula raffte wütend die dreißig engbeschriebenen Seiten des Manuskripts zusammen. »Mir ist langweilig. Sril könnte mich begleiten.«
»Ich habe dir doch gesagt, daß eine Frau nichts auf den Straßen zu suchen hat. Und wenn du es wagen solltest, heimlich aus dem Haus zu gehen, versohle ich dich mit dem Gürtel.«
Wütend warf sie ihm den Vertragsentwurf auf den Schoß, ließ sich von der Couch gleiten und verließ den Raum. Als sie in ihr Schlafzimmer trat, hörte sie ihn das Haus durch den Haupteingang verlassen.
Als ihre Wehen einsetzten, rief Boltiko die Hebammen. Paula lag auf ihrem Bett, in eine schwere Decke eingehüllt. Die Frauen hielten ihre Hände und strichen ihr Haar zurück. Sie waren zu dritt, alle sehr alt. Eine von ihnen war eine Sklavin, die beiden anderen Stythinnen. Sie stöhnte vor Schmerzen und biß sich auf die Lippen. Angstvoll umklammerte sie die Hand der Sklavenfrau.
Saba trat herein. Er kam gerade aus der Stadt zurück. Die Frauen machten ihm Platz. Er setzte sich auf den Bettrand und legte beide Hände auf ihren Leib.
»Tut es weh?«
Sie nickte. Sie konnte nicht reden.
»Das ist immer so. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich warte im Nebenzimmer.« Er ging hinaus.
Sie schloß die Augen. Die Frauen befeuchteten ihr die Lippen mit einem Schwamm. Dabei murmelten sie etwas, das wohl beruhigend sein sollte, summten einfache Lieder und sprachen Beschwörungsformeln. Als sie ihren Körper zusammenrollte, zwangen sie sie, sich wieder auszustrecken. Eine Glocke schlug an. Die letzte Wache begann. Sie keuchte und rang nach Atem. Ihr Körper krümmte sich um das Baby. Sie schrie gellend auf, und Saba kam wieder herein.
»Akellar«, sagte eine der Frauen. »Sie ist zu eng. Wir müssen sie aufmachen.«
Er beugte sich über sie und legte eine Hand auf ihren Leib.
»Nein. Es regt sich schon. Laßt sie nur ein wenig strampeln. Sie kriegt es schon heraus.« Er streichelte ihr Gesicht. »Keine Angst, Paula. Die glauben immer, daß jede Geburt die erste ist.«
Sie schloß die Augen, von einer namenlosen Angst gepackt. Sie umklammerte seine Hände, doch er löste sie und ging wieder hinaus. Das Baby riß sie entzwei. Sie hörte zwei Glockenschläge.
Ihre Kehle war rauh vom Schreien, sie konnte nur noch wimmern.
»Sie ist zu eng. Sie wird sterben, wenn wir sie nicht aufschneiden und es so herausnehmen. Und das Baby wird auch sterben.
Saba war wieder hereingekommen. Völlig benommen vor Schmerz hatte sie ihn nicht gehört und nahm ihn auch jetzt kaum wahr. Sie spürte nur wieder seine Hand auf ihrem Leib. »Nein. So laßt ihr doch Zeit. Es ist ein großes Baby. Sie kriegt es schon heraus.«
Der Schmerz wurde unerträglich, und sie mußte ihn noch zwei weitere Wachen lang durchstehen. Aber schließlich kam David zur Welt. Die Frauen nahmen das schreiende Kind sofort an sich.
Paula lag benommen in einem fiebrigen Halbtraum. Unter ihren Hüften bildete sich eine Blutlache.
»Ihr könnt doch keinen fremden Mann hereinbringen«, hörte sie Boltiko empört sagen.
Saba nahm die Decke von ihrem Körper. »Sie vertraut mir. Ich muß doch etwas tun.«
»Du bist widerlich. Hat sie denn noch nicht genug gelitten?«
»Verschwinde, wenn es dir nicht paßt!«
Paulas Mund und Hals waren ausgetrocknet. Ihre Kräfte waren völlig erschöpft. Sie war kaum noch in der Lage, den Kopf zu bewegen. Sie fragte sich nur, wo das Baby war. Ein Mann, den sie nie zuvor gesehen hatte, setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
»Dort«, sagte Saba. »Auf dem Leib.« Er riß die Decken zurück. Sie wimmerte in der plötzlichen Kälte.
»Saba...« Der Fremde biß
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