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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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aneinanderzulehnen. Krumme, winkelige Straßen zogen sich durch das Häusermeer. Es war dunkel, eine Stimmung wie späte Abenddämmerung auf der Erde, aber das Licht war fast farblos, besaß eher eine bräunliche Tönung, dunkelbraun und grau, korrigierte sie sich. In weiter Ferne sah sie das dunkle Wasser eines Sees. Da und dort lagen Streifen von Weiß. In dem stumpfen Braun wirkte es wie Rauhreif.
    Wieder hörte sie das Kichern von Kindern. Ein halbes Dutzend von ihnen stand an der Hausecke und blickte neugierig zu ihr herüber. Als sie den Kopf nach ihnen wandte, kreischten sie auf und versteckten sich. Das braune Tier rannte davon. In sicherer Entfernung verhielt es, wandte Paula ein unbeschreiblich häßliches Gesicht mit hervorquellenden Augen zu und lief dann weiter.
    Irgendwo im Haus wurde eine Tür zugeworfen.
    »Paula?«
    »Hier bin ich.« Saba trat ins Zimmer.
    »Wie läufst du denn herum?« Er hob sie hoch und stellte sie mit den Füßen auf den Boden. »Ich habe dir doch gesagt, daß du im Bett bleiben sollst, bis du dich an die stärkere Gravität gewöhnt hast.« Er tätschelte ihren Bauch. Sie blickte zu seinem Gesicht hinauf. Er paßte in diesen riesigen Raum, zu diesen riesigen Möbeln. Sie blickte wieder zum Fenster.
    »Was ist das weiße Zeug dort draußen?«
    Er blickte in die Richtung, in die sie deutete. »Das ist Gras.«
    »Weißes Gras? Und das dort?« Sie deutete auf den Stamm, der eher wie ein Pfahl aussah.
    »Ein Bilyobio-Baum.«
    »Er sieht aber gar nicht aus wie ein Baum.«
    »Es ist eigentlich auch keiner. Er ist nicht organisch. Niemand weiß, was die Bilyobios eigentlich sind, aber sie wachsen überall in Styth, nur nicht auf den Monden. Sie sollen Glück bringen. Die Leute behaupten, wenn man in der Nähe eines Bilyobios-Baums lebt, wird man uralt.«
    »Und was ist das für ein kleines braunes Tier mit dem langen Schwanz und den vorquellenden Augen?«
    »Stell nicht so viele Fragen, sondern komm mit und lern meine Frauen kennen. Wenn du ohnehin schon auf bist, können wir auch...« Erhob den Kopf. Jemand kam den kurzen Korridor entlang.
    »Ich bin's, Pop.
    Ein hochgewachsener, junger Mann erschien in der Tür. Er war älter als Ketac und glich mehr seinem Vater. Rote Juwelen glitzerten in den Locken über den Ohren. »Ich muß mit dir reden«, sagte er. »Und Mutter braucht es nicht unbedingt zu hören. Es hat eine Menge Ärger wegen dieses Vertrages gegeben.«
    Beide Männer blickten Paula an. Sie trat zum Fenster und tat, als ob sie hinausblickte. Wahrscheinlich war dies sein ältester Sohn. Er hatte ihr einmal den Namen genannt, aber sie hatte ihn vergessen.
    »Es hat eine Menge Gerede gegeben«, sagte der junge Mann, »und ein paar Schlägereien. Und am See-Markt ist neulich sogar eine Bombe hochgegangen.«
    »Woher haben die Leute überhaupt von dem Vertrag erfahren?« fragte Saba.
    »Keine Ahnung. Wir mußten die Kristall-Farm schließen, weil jemand gedroht hat, da auch eine Bombe zu legen.«
    Saba stieß eine lange Reihe von Flüchen aus. »Wer steckt dahinter?«
    »Das habe ich noch nicht feststellen können. Wahrscheinlich Straßenmob.«
    »Dakkar«, sagte sein Vater, »so etwas ist niemals spontan. Irgendjemand muß dahinterstecken.«
    »Ich glaube, ich stehe ihm gegenüber«, sagte Dakkar scharf.
    »So?«
    »Alle Leute sagen, daß du uns verkauft hast. Dieser Vertrag ist...«
    »Dakkar!«
    »Ich meine es völlig ernst. Es ist...«
    »Dakkar!«
    Paula runzelte die Stirn. Wenn der Vertrag nicht zustande kommen sollte, war sie erledigt.
    »In Ordnung«, sagte Dakkar ihr.
    »Na also«, sagte Saba ruhiger, »und meine Kristall-Farm bleibt nicht geschlossen.«
    Paula hob den Blick und blickte in dem kahlen Raum umher.
    Die Gravitation des Uranus lastete wie ein schweres Gewicht auf ihr, und das Kind in ihrem Körper war eine solche Last, daß sie ihre Hüften nach vorn drücken mußte, um es tragen zu können.
    Sie preßte die Hände an ihren Rücken.
    »Jawohl, Pop«, sagte Dakkar steif.
    »Du wirst feststellen, wer uns ans Leder will. Und jetzt geh.«
    Als sein Sohn gegangen war, sagte Saba: »Komm, Paula.«
    Sie folgte ihm durch den Korridor in eine Art Salon. Eine Schaukel-Couch hing an Ketten von der Decke. Sie fühlte sich so winzig wie eine Maus zwischen dem riesenhaften Mobiliar.
    Sie überquerten einen Hof und gingen auf ein anderes Gebäude zu. Auf einem der vorspringenden Dachtraufen saß wieder das braune Tier und wusch sich das Gesicht mit den

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