Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
Vom Netzwerk:
sich auf die Lippe. »Saba, ich...«
    »Verdammt, sie verblutet!« Saba packte die rechte Hand des Mannes und drückte sie fest auf Paulas Leib. Sie schloß die Augen. Sie zitterte vor Kälte. Saba drückte ihre Beine auseinander.
    »Hör mal auf, Mikka. Laß mich sehen, was los ist.«
    Die Hand löste sich von Paulas Leib.
    »Sie blutet wie ein Brunnen.« Mach weiter.« Wieder spürte Paula die kühle Handfläche des Fremden auf ihrem Leib. Saba beugte sich über sie. Sie sah sein Gesicht wie durch einen dichten Nebel. Sie konnte nicht genug Luft in ihre Lungen kriegen.
    »Massiere sie! Fester!« Saba beugte sich über sie und rammte seine Faust in ihren zerfetzten Unterleib.
    Sie schrie auf. Es schmerzte, als ob man ihr Salzlake in die Gebärmutter spritzte. Er drückte seine Faust noch härter hinein und preßte die Hand des anderen Mannes auf ihren Leib.
    »Nur ruhig bleiben«, sagte er. »Es ist gleich vorbei.«
    Sein Arm steckte fast bis zum Ellenbogen in ihr. »Komm, Mädchen, verdammt, du willst doch leben!«
    Sie wimmerte. Ihr Körper krampfte sich zusammen. Er zog seine Hand heraus. »So ist es gut.« Die Gebärmutter hatte sich von selbst wieder zusammengezogen.
    »Mir ist so kalt«, wimmerte sie.
    »Noch ein bißchen. Nur noch ein paar Minuten, dann kannst du dich ausruhen.« Er saß auf dem Bett, zwischen ihren gespreizten Beinen. In der rechten Hand hielt er ein zangenartiges Gerät, das wie eine Heftmaschine aussah. »Keine Angst, mit dem Ding habe ich schon Männer mit schlimmeren Wunden zurechtgeflickt.
    Mikka, du bleibst hier.«
    Der Fremde starrte in die andere Richtung. Seine Hand lag noch immer auf dem leeren Hügel ihres Leibes. Deutlich spürte sie das Eindringen der Klammern in ihre Haut, hörte das regelmäßige Klicken der Heftmaschine. Aber sie war sogar zu erschöpft, um noch Schmerz empfinden zu können. Endlich drückte er ihre Beine zusammen. »Du kannst aufhören, Mikka.«
    Sie spürte, wie er die Hand von ihrem Leib nahm. Saba murmelte: »Gut. Bleib im Nebenzimmer, für den Fall, daß die Blutung wieder einsetzen sollte.« Er hob Paula auf und wickelte sie in eine trockene, saubere Decke. »Du bist ein gutes, tapferes Mädchen«, sagte er und küßte sie auf die Stirn.
    Sie erschlaffte und sank in einen totenähnlichen Schlaf.

    »Mikka ist mein Bruder«, sagte Saba. »Er ist ein Blutstiller. Das ist seine einzige Begabung - außer besoffen aus Kneipen geworfen zu werden.«
    »Wie Tanoujin.« Paula stützte sich auf die Ellbogen und sah ihm zu, wie er die Heftklammern aus ihren Schamlippen entfernte. Er stand über sie gebeugt, Kopf und Schultern von ihren angezogenen Knien eingerahmt. Eine Klammer nach der anderen zog er heraus und warf sie in einen Eimer, der neben dem Bett auf dem Boden stand.
    »Tanoujin ist mehr als nur ein Blutstiller. Aber ich habe dir doch verboten, darüber zu reden.« Wieder klirrte eine Klammer in den Eimer. »Falls ich jemals arbeitslos werden sollte, werde ich Hebamme. Ist gar kein schlechter Job.«
    »Wie geht es David?«
    »Vida geht es prächtig. Boltiko kümmert sich um ihn. Er sieht genauso aus wie ich, als ich klein war.« Er lehnte sich zurück und legte die Zange aus der Hand. »Vierunddreißig Klammern. Das waren drei ziemlich lange Risse, Liebling.«
    Sie rollte sich auf die Seite. Ihr Unterleib begann erst jetzt richtig zu schmerzen, und als sie sich aufsetzte, fühlte sie einen leichten Schwindel. »Hast du schon etwas vom Komitee gehört?«
    »Nein. Kümmere dich nicht darum. Bleib jetzt eine Weile im Bett und sieh zu, daß du wieder zu Kräften kommst.« Er stand auf und ging zur Tür. »Ich sage dir Bescheid, falls irgend etwas passierensollte.«
    »Ich will mein Baby haben.« Vorsichtig stellte sie sich auf die Füße und ging breitbeinig zum Kleiderschrank.
    »Boltiko kennt sich da besser aus als du. Sie soll sich vorerst um ihn kümmern.«
    »Ich will mein Kind!«
    »Du bist doch gar kein Muttertyp.«
    »Woher willst du das wissen?« Sie zog einen der Ybix- Overalls an, um sich warm zu halten, und schlüpfte in ein langes Kleid.
    »Ich kenne dich. Er ist auch mein Sohn. Ich werde nicht zulassen, daß du ihn mißhandelst.«
    Sie blickte ihn an. Er stand bei der Tür, eine Hand auf der Klinke. »Was, glaubst du, will ich wohl mit ihm tun? Ihn verprügeln?«
    »Ich werde nicht zulassen, daß du einen verdammten Anarchisten aus ihm machst«, sagte er heftig und ging hinaus. Sie hörte die Haustür ins Schloß fallen.

    Die Augen des Babys

Weitere Kostenlose Bücher