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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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diese Stadt reich und mächtig zu machen, und ihr keift wie hysterische Weiber.«
    Das Baby bewegte sich, und Paula hatte Angst, daß es schreien könnte. Lautlos und unbemerkt verließ sie das Männerhaus wieder. Von Pedasen erfuhr sie, daß Saba seine Kristall-Farm wieder in Betrieb nehmen wollte, die Sklaven ihm aber die Arbeit verweigerten. Es gab wilde Gerüchte von Bränden und Aufständen. Sie stillte das Baby. Saba hatte ihr nichts von alldem erzählt. Er erzählte ihr überhaupt nie etwas. Sie hatte ihn seit der Geburt Davids nur selten zu Gesicht bekommen. Aber er war sehr beschäftigt, und sie wußte, daß er sie noch immer begehrte. Nachdem sie das Baby gestillt hatte, wiegte sie es auf der Schaukel-Couch im Wohnzimmer in den Schlaf. Sie fühlte sich wieder gesund und kräftig. Ihr Körper war wieder völlig ausgeheilt. Sie wußte, daß er bald zu ihr kommen würde.
    »Boltiko ist viel älter als er«, sagte sie.
    »Die Schwarzen tun das«, sagte Pedasen. Er trug einen leeren Sack auf der Schulter, der bei jedem Schritt hin und her pendelte.
    »Wenn ein junger Mann gar zu wild ist, verheiraten sie ihn mit einer älteren Stute, damit sie ihn zur Räson bringt.« Sie erreichten den Markt. Auf dem großen freien Platz am Ufer des Sees drängten sich Stythen und Sklaven um bunt bemalte, offene Verkaufsbuden. Sie wandte den Kopf und blickte zurück. Sabas Häuser-komplex lag am Ende der Straße, die zum See führte, und sie konnte sogar das Dach ihres Hauses erkennen.
    »Seit wann bist du schon hier?«
    »Ich bin in Yekakas Männerhaus geboren worden«, sagte Pedasen. »Meine Mutter stammt von einem anderen Planeten.«
    »Weißt du, von welchem?«
    »Nein.« Er blieb stehen und deutete eine schmale Gasse hinab.
    »Dort unten liegt Varyhus. Das ist der Bezirk, in dem die Plastik-Fabrik ist. Ein schreckliches Viertel, voller Diebe und Mörder. Gehen Sie niemals dort hinein. Hören Sie? Niemals.«
    Sie blieb stehen und blickte die Gasse entlang. Sie führte ein wenig bergab, und zu beiden Seiten standen ziegelfarbene Gebäude. Zerfetzte Plakate und Poster hingen an den Wänden. Die Luft roch nach Harz. Sie folgte dem Eunuchen, der auf die Markt-buden zuging.
    Es waren weitaus mehr Sklaven als Stythen auf dem Markt.
    Pedasen führte Paula durch die Menge zu einem Stand, vor dem in langen Reihen von Kisten Fische angeboten wurden. Unter den Kisten waren dicke Plastiktücher ausgebreitet, um sie vor der Erdstrahlung zu schützen. Paula griff nach einem Fisch. Sein Leib war von der Kehle bis zum Schwanz aufgeschnitten. Das Fleisch war von einem fast durchsichtigen Rosa. Pedasen schlug ihr leicht auf die Hand, und sie legte den Fisch wieder zurück. Ein Sklave mit einem blauen Schurz trat auf sie zu, um sie zu bedienen. Fischschuppen glänzten silberig auf den Ärmeln seines Hemdes, in dessen rechter Manschette ein gekrümmtes Schuppmesser stak.
    Paula wandte sich ab und ging ein paar Schritte weiter. In der nächsten Budenreihe waren Tische voller lebender Hühner. Die Stythen-Hühner hatten keine Flügel, und ihre Federn waren ein silberig-weißer Flaum. Stumm und ergeben hockten sie auf Tischen und Verkaufstheken, die langen Beine zusammengeschnürt. Paula ging weiter, eine breite Straße entlang. Sie steckte die Hände in ihre Jackenärmel, um sie vor der Kälte zu schützen.
    Die Stadt war groß genug, um den Boden, auf dem sie erbaut war, eben wirken zu lassen. Aber wenn man nach oben blickte, erkannte man die riesige Kugel, die sich hoch über ihren Köpfen schloß. Paula fühlte sich wie in einer riesigen Höhle.
    Die Sklaven plapperten in ihrem seltsam klingenden Tonfall.
    Die wenigen Stythen-Frauen, die sie sah, trugen Gesichtsschleier, die nur die Augen freiließen. In der nächsten Ladengasse des Marktes waren Sklaven dabei, Stoffe an den Sparren der Buden aufzuhängen: rot-weiß gestreiftes Leinen, schwarze Seide, das schwere, graue Tuch, aus dem Sabas Hemden gefertigt waren. In der nächsten Gasse waren die Bier-Verkäufer. Sie bog um eine Ecke und fand sich in einer Straße, in der Menschen verkauft wurden.
    Sie blieb stehen. Sie fühlte, wie sich ihr Nackenhaar sträubte.
    An der rechten Straßenseite saßen drei junge Frauen auf dem Boden. Ihre Füße waren mit Plastik-Schellen gefesselt. Ein Schild, das über ihren Köpfen an der Hauswand befestigt war, gab ihr Alter und ihre Fertigkeiten an. Keine der drei beachtete sie. Eine von ihnen war sehr hellhäutig, ihre Haut hatte beinahe die blasse

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