Wandernde Welten
Färbung der Marsianer. Neben den drei Sklavinnen lag ein Kind zusammengerollt auf dem Boden und schlief.
»Paula!«
Sie wandte sich um. Pedasen kam auf sie zugelaufen. »Was tun Sie hier?« In einer Hand hielt er vier oder fünf Hühner, deren Füße zusammengeschnürt waren, mit der anderen Hand hielt er den Sack über der Schulter, in dem die anderen Einkäufe verstaut waren, und die Geldschnur, die er um den Hals trug, wies nur noch einige wenige Münzen auf.
Er ergriff sie beim Arm und zog sie mit sich. »Kommen Sie rasch. Mir wird übel bei dem Anblick.«
Sie gingen über den Markt zurück. Er hielt ihren Arm fest, als ob er Angst hätte, sie könnte davonlaufen. Er war größer als sie, und er ging ziemlich schnell. Sie mußte sich anstrengen, um mit ihm Schritt halten zu können.
»Du wirst doch keine Schwierigkeiten bekommen, weil du mich mitgenommen hast?« fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Wenn es Schwierigkeiten geben sollte, dann nur für Sie.«
Sie blickte voraus. Der Markt am Seeufer lag auf einem kleinen, langgestreckten Hügel, und die Straße zur Stadt führte bergab.
Je tiefer sie kamen, desto mehr versank Sabas Gebäudekomplex zwischen den anderen Häusern. Sie erreichten das Seeufer und gingen an ihm entlang. Ein paar Boote waren auf dem Wasser.
»Wonach fischen sie ?« Paula bemerkte die Netze, die hinter den Booten im schwarzen Wasser des Sees schwammen.
Pedasen schüttelte den Kopf. »Sie fragen zuviel. Sie müssen noch lernen, nicht zu neugierig zu sein.«
Sie blickte zu ihm auf. Er starrte die Straße entlang. Seine bart-losen Wangen waren etwas dunkler als die ihren, seine Augen auffallend hell. Sehr wahrscheinlich war seine Mutter eine Frau von der Erde gewesen. Vor ihnen, in der engen Straßenschlucht, warfen Stythen-Kinder mit gebogenen Stöcken aufeinander. Sie folgte Pedasen eine grasbewachsene Gasse entlang, die zur Rückfront von Sabas Gebäudekomplex führte, und zu der niedrigen Sklavenpforte.
Boltikos Haus war voller schreiender Kinder. Paula trat durch die Haupttür in das vollgestellte Wohnzimmer. Aus dem Korridor schallte die schrille Stimme von Sabas erster Frau: »Mich interessiert nicht, was er getan hat, ich habe dir immer wieder gesagt...«
Es folgte das Klatschen einer Hand auf einen Kinderhintern. Vier oder fünf Kinder drängten sich an der Küchentür. Paula gelangte ungesehen an ihnen vorbei in Boltikos Schlafzimmer, wo David schlafend auf dem Bett lag. Sie nahm ihn und trug ihn aus dem Haus.
Er wachte auf, als sie ihn auf ihr Bett legte. Er strampelte mit Armen und Beinen, als ob er versuchte, sich auf die Seite zu rollen.
Sie küßte seinen Kopf, aus dem die ersten schwarzen Haare sprossen. Nach einer Weile hatte sie das Gefühl, daß jemand hinter ihr stand.
Saba stand in der offenen Tür. »Wo warst du?«
»Aus.« Sie glitt vom Bett und stellte sich auf die Füße.
»Ich habe dir gesagt, was passiert, falls du das wagen solltest.«
Er schnallte seinen Gürtel ab und kam um das Bett herum auf sie zu. Er packte sie bei den Haaren und schlug mit aller Kraft zu.
Sechs- oder achtmal fühlte sie die brennenden Schläge des gedoppelten Ledergurts. Als er sie losließ, griff sie atemlos nach dem Bettpfosten, um nicht zu Boden zu sinken.
»Wir sind hier nicht auf der Erde«, sagte er. »Hier kannst du nicht machen, was du willst. Ich hoffe, es war dir eine Lektion. Das nächstemal lasse ich dich nicht so leicht davonkommen.«
Sie hockte auf dem Bettrand, die Hände im Schoß. Saba stand vor ihr und schnallte den Gürtel wieder um. »Als du mir sagtest, du wolltest zu uns kommen, habe ich dich gewarnt, daß wir hier ein anderes Leben führen, als das, was du gewohnt bist.« Seine Stimme klang hoch über ihrem Kopf. Sie blickte nicht auf. »Je rascher du dich damit abfindest, desto besser für dich«, sagte er. »Ich sehe mir deine egoistische, anarchistische Art der Lebensführung nicht mehr lange an. Hast du mich verstanden?«
»Ja«, sagte sie.
»Weshalb lernst du nicht zu nähen und machst dir ein paar anständige Kleider? Du siehst aus wie ein verlauster Straßenköter, und das lasse ich mir nicht bieten, verstanden? Ich habe so schon genug Ärger. Ich lasse mir von dir nicht noch mehr machen.«
Er verließ den Raum. Sie ließ sich zurückfallen und schloß die Augen. Sie gehörte nicht hierher. Es war ein Fehler gewesen, ihm zu folgen, ein dummer Zufall. Das Baby begann zu schreien. Sie stand auf und ging mit ihm in die Küche, um es zu
Weitere Kostenlose Bücher