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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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ältere der beiden. Ich bin fast sicher, daß er diese Aufstände inszeniert, aber wenn ich ihn nur auf einen vagen Verdacht hin anklage und sich mein Verdacht dann als falsch herausstellt, wird alles nur noch schlimmer. Und er ist ein schlauer Fuchs, der sich nicht so leicht erwischen läßt.«
    Sie nahm die Flöte auseinander. Das Etui stand auf dem Tisch vor dem Fenster. »Ich sehe aus wie eine Sklavin. Ich könnte ohne Schwierigkeiten in Tssas Haus gehen und herausfinden, was du wissen mußt.«
    »Das ist doch albern. Ich brauche dich für diese andere Sache, und er würde dich auf jeden Fall erwischen. Er ist nicht dumm.«
    Sie zog die Gürtelschnalle aus dem Ärmelaufschlag und hielt sie ihm hin. »Ich war in Tulan während der letzten Wache. Hast du mich gesehen?«
    Sein Mund öffnete sich verblüfft. Er drehte die Gürtelschnalle in den Händen hin und her. Paula schloß das Flötenetui. Schließlich warf er die Gürtelschnalle auf die Couch.
    »Also gut. Aber du wirst nicht in sein Haus gehen. Du wirst ihm folgen.«
    »Ich brauche Pedasen«, sagte sie.
    Tssa wohnte in Tulan. Sechs Wachen lang verfolgten Paula und Pedasen ihn auf Schritt und Tritt. Aber es kam nichts dabei heraus. Saba hatte auch Bakan beauftragt, seinen Neffen zu beschatten. Bakanließ sich niemals in Paulas Nähe blicken. Während der siebenten Wache trat Tssa aus seinem riesigen Gebäudekomplex, ging die Straße hinunter, und alle drei verloren seine Spur.
    Paula suchte systematisch jede einzelne Straße und Gasse der Umgebung ab und entdeckte Tssa schließlich wieder. Er war mit drei Männern zusammen. Sie lauerten hinter einer Hausecke und beobachteten die Straße. Paula war sicher, daß sie Bakan auflauerten und ihn überfallen wollten. Als der jedoch nicht erschien, liefen Tssa und seine drei Männer in den Varyhus Bezirk.
    Paula und der Eunuche folgten ihnen im sicheren Abstand von etwa hundert Schritten. Sie betraten das Gelände einer Fabrik, die verkommen und stinkend hinter einem Maschendrahtzaun lag.
    Hinter dem Fabrikgebäude befand sich ein langgestreckter Bau, dessen Mauern mit einer dicken Rußschicht bedeckt waren. Der größte Teil des Gebäudes war nur ein Stockwerk hoch, aber an seinem entfernteren Ende, in der Nähe der Tür, sah sie einen kastenförmigen Aufbau. Er besaß einen eigenen Zugang, zu dem eine Treppe an der Außenwand hinaufführte. Sie hörte Musik von rUlogongons und Trommeln aus den Fenstern des Untergeschos-ses dringen. Sie blieb an der Hausecke stehen und sah Tssa und den drei Männern nach, die die Außentreppe zum Obergeschoß hinaufstiegen und hineintraten.
    »Bleib hier«, sagte sie zu Pedasen. Sie ging zum Fuß der Treppe und stieg die Stufen hinauf. Auf dem oberen Treppenabsatz hockte ein schwarz-weißes Kusin und fauchte sie an.
    Es sprang auf das Dach und lief den Dachfirst entlang. Sie blickte zurück. Pedasen hatte sich an der Hausecke auf den Boden gehockt und blickte zu ihr auf. Sie öffnete die Tür und trat in das Obergeschoß des Gebäudes.
    Im Halbdunkel der kleinen Halle, die sie betrat, konnte sie im ersten Augenblick überhaupt nichts sehen. Von unten dröhnte die Musik herauf und ließ den Fußboden vibrieren. Sie spürte, daß Angst ihr die Kehle zuschnürte.

    Sie lehnte sich ein paar Sekunden lang gegen die Wand, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Dann hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie ging langsam weiter. Sie erreichte eine offenstehende Tür und blickte vorsichtig hinein. Der dahinterliegende Raum war leer und dunkel. Die nächste Tür war geschlossen. Sie preßte ihr Ohr gegen das Holz, konnte aber nichts hören außer dem monotonen Dröhnen der Musik aus dem Untergeschoß. Aber dann war da plötzlich noch ein anderes Geräusch, ein lautes Stampfen: jemand kam die Außentreppe herauf. Sie lief in das leere Zimmer.
    Sie hielt den Atem an, als sich die Schritte der offenen Zimmertür näherten. Aber sie gingen daran vorbei und verhielten vor dem danebenliegenden Raum. Sie hörte jemanden an die Tür klopfen.
    Sie schlich lautlos zur Tür, um zu lauschen. Aber das Dröhnen der Musik übertönte den leisen Dialog von zwei Männerstimmen, den sie hörte. Sie ging ins Zimmer zurück, trat zu der Wand, die es von dem Nebenraum trennte und preßte ihr Ohr gegen sie. Sie schien ziemlich dünn zu sein, aber auch hier konnte sie nichts anderes hören, als undeutliche Stimmen, und einmal ein lautes Lachen.
    Sie hatte Tssas geheimen Treffpunkt entdeckt, oder

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