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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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verlief. Dutzende von Booten glitten über das dunkle Wasser, die Netze im Kielwasser schleppend. Jedes von ihnen wurde von sechs Sklaven gerudert.
    Sklaven bevölkerten auch die Straße auf ihrem Weg vom oder zum Stadtmarkt entlang der Mauer. Pedasen führte Paula eine enge, steile Gasse hinab. Die schmalbrüstigen Häuser zu beiden Seiten rochen stark nach Fisch.
    »Diesmal riskieren Sie mehr als nur Schläge«, sagte er nach einer ganzen Weile.
    Sie durchquerten einen Teil von Varyhus, gingen eine lange Strecke an einem Fabrikzaun entlang und erreichten schließlich Tulan. Hier war alles ruhig. Weißes Gras wuchs zu beiden Seiten der Straße und in den Vorgärten der eleganten, von hohen Mauern umgebenen Häuser. Sie begegneten keinem Menschen, nicht einmal Kindern, bis sie um eine Ecke bogen und vor einer breiten Trümmerwüste standen.
    Auf einer Fläche von zwei oder drei Hektar war der Boden mit zerfetztem, zerborstenem Beton und Plastik bedeckt. Ein Wagen, zur Hälfte mit Trümmerschutt gefüllt, stand in der Mitte der Straße, und zwei Sklaven waren damit beschäftigt, die Fahrbahn von dem Schutt freizuschaufeln. Andere weißhäutige Sklaven suchten nach verwendungsfähigen Dingen in den Ruinen. Ein Bilyobio-Baum stand an der Straßenecke. Paula stellte sich neben den halb zerfetzten Stamm und blickte zu einer langen Reihe von Stythen hinüber, die nebeneinander durch die Trümmer stiegen.
    Der Schutt unter ihren Füßen knackte und gab nach. Sie klammerte sich an den Bilyobio-Baum, um nicht zu stürzen.
    Pedasen packte ihren Ellbogen. »Paula.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Stythen, die nur noch zweihundert Fuß entfernt waren, »er ist dabei!«
    Sie stieg vorsichtig über eine gesprengte, kaum noch kniehohe Mauer. Auf der anderen Seite war eine Pfütze geschmolzenen Plastiks, das noch immer qualmte. Die scharfen Kanten des Schutts zerrissen ihr die Schuhe. Sie entdeckte etwas Glänzendes in den rauchgeschwärzten Betontrümmern und hob es auf. Es war die Metallschließe eines Gürtels.
    »Paula!« zischte Pedasen hinter ihr.
    Sie zeigte ihm die Schließe. Das eingravierte Muster war mit Ruß verklebt. »Ich wette mit dir, daß ich direkt auf ihn zugehen könnte, und er würde mich nicht einmal bemerken.«
    »Er wird Ihnen die Haut vom Rücken prügeln.«
    Seine Lippen waren zusammengepreßt - wie Boltikos, wenn jemand in ihrer Gegenwart fluchte. Paula rollte die Schnalle in den linken Ärmelaufschlag. Beim Weitergehen sah sie sich nach anderen Dingen um, die sie aus dem Schutt herausklauben konnte.
    Ein süßlicher Gestank nach Azeton stieg aus den Trümmern auf.
    Pedasen folgte ihr. Ein riesiger, zweistämmiger Bilyobio-Baum stand in der Mitte eines freien Platzes, der wohl einmal ein Hof gewesen war. Drei Sklaven hatten sich unter ihm auf den Boden gehockt und tranken Wasser aus einer Tonflasche. Sie blieb bei ihnen stehen.
    »Gib her«, sagte Pedasen, und einer der drei fremden Sklaven reichte ihm die Tonflasche. Sie blickten alle zu den Stythen hinüber.
    »Was gefunden?« fragte ein anderer leise.
    Pedasen schüttelte den Kopf. Er deutete mit einem Kopfnicken auf Saba und seine Männer, die quer über die Trümmer zu einer Parallelstraße gingen. »Wie lange ist er schon hier?«
    »Seit Wachen-Mitte«, sagte ein anderer Sklave. Sie sprachen so leise, daß Paula ihre Worte kaum verstand. Sie blickte zur Doppelkrone des Bilyobio-Baums empor. Einer der kurzen Aststümpfe war von der Explosion abgerissen worden, sonst aber schien der Baum unbeschädigt. Pedasen reichte ihr die Tonflasche, und sie nahm einen tiefen Schluck von dem kühlen Wasser.
    Saba war stehengeblieben und starrte auf den Boden, anscheinend in der Hoffnung, etwas Wertvolles aus dem Schutt bergen zu können. Er hatte beide Hände in die Hüften gestemmt, und sein Gesicht wirkte so grimmig, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Haben sie etwas gefunden?« fragte Paula.
    »Zwei Bombenkartuschen«, sagte einer der fremden Sklaven.
    Ein anderer nahm ihr die Flasche aus der Hand. »Sie hätten eine Menge finden können, wenn sie schneller gewesen wären. Aber während der letzten Wache waren Tssas Männer hier und haben alles weggeräumt.« Er grinste. Er hatte keine Zähne im Oberkiefer.
    »Wer ist Tssa?«
    Pedasen stieß ihr den Ellbogen in die Rippen. »Frauen sollten nicht so viele Fragen stellen.« Zu den anderen sagte er: »Sie ist noch neu und redet zu viel.«
    Saba kam näher, seine Männer in breiter Front hinter

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