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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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auch nur einen von vielen, aber das war wenigstens etwas, redete sie sich ein. Saba würde allerdings mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden sein, wußte sie. Langsam und lautlos ging sie an der Trennwand entlang und suchte nach einem Loch oder einem Spalt, durch den sie einen Blick in den Nebenraum werfen konnte.
    Eine Stimme schrie: »Ist irgendein Sklave da?«
    Sie lief aus dem Zimmer. Ein großer, kräftiger Mann stand in der halb geöffneten Tür des Nebenraums. »Hol uns ein Bier, und ein bißchen dalli«, rief er Paula zu.
    Sie lief die Treppe hinunter und auf die Straße. Pedasen stand auf, als er sie kommen sah, doch sie winkte ihm, sich wieder zu setzen und ging zum Haupteingang des langgstreckten Gebäudes.
    Der Raum war riesig und ohne jede Unterteilung. In einer Ecke verursachten sechs Männer die ohrenbetäubende Musik. Ein paar Dutzend Männer hockten auf dem Boden herum. Anscheinend die Freiwache. Es gab weder Tische noch Stühle. An einer der Seitenwände, neben einer Treppe, stand ein riesiges Faß mit einem Spund, und daneben, auf mehreren Regalbrettern, lange Reihen von Krügen. Der Boden war tiefer, weicher Sand. Sie trat auf das Faß zu und nahm den größten Krug aus dem Regal. Sie öffnete den Spundhahn und ließ gelbes Bier in den Krug laufen.
    »He!«
    Vor Schreck hätte sie fast den Krug fallen lassen. Ein fetter Mann trat vor sie hin und streckte ihr die Hand entgegen. »Zahlen.«
    »Es ist für Tssa«, sagte sie. »Er ist oben.«
    »Na und? Zahlen.«
    Sie reichte ihm den Krug zum Festhalten und löste eine Schnur mit gelochten Münzen von ihrem Hals. »Jetzt bringt er schon seine eigenen Sklaven«, sagte der fette Mann. »Aber dadurch kann er sich nicht vor seinen Schulden drücken.« Er riß Paula die Geldschnur aus der Hand, klemmte den Krug unter den Arm und streifte mehr als die Hälfte der Münzen von der Schnur. Paula blickte sich verstohlen um. Ein Mann, der bei der Tür stand, musterte sie mit unverhohlener Neugier, und sie sah hastig von ihm fort. Es war Mikka, Sabas blutstillender Bruder. Sie nahm den Bierkrug und die geplünderte Geldschnur und lief die Treppe hinauf.
    Mikka hatte sie erkannt. Sie fragte sich, ob er für Tssa arbeitete.
    Die Treppe führte zum anderen Ende der oberen Halle. Sie klopfte an die geschlossene Tür, und sie wurde geöffnet.
    Tssa saß an einem Tisch beim Fenster und türmte Münzen auf kleinen Haufen. Er war etwa so alt wie sie, sehr schlank und besaß Sabas sinnliche Gesichtszüge. Sie stellte den Bierkrug vor ihn auf den Tisch. Der Raum war mit Männern gefüllt. Sie trat ein paar Schritte zurück, um sich die Gesichter anzusehen und einzuprägen. Niemand kümmerte sich um sie. Trotzdem begann sie zu zittern.
    »Da kommt Kolinakin«, sagte ein Mann, der am Fenster stand und hinausblickte.
    Tssa nahm einen Schluck Bier und winkte einem anderen Mann. »Geh hinunter und sieh nach, ob ihm jemand folgt.« Der Mann verließ den Raum. Sabas Neffe blickte Paula an und runzelte die Stirn. »Was macht die denn hier?«
    »Ich soll...« Ihr Hals war so trocken, daß sie kaum sprechen konnte. »Ich soll Geld holen.«
    »Geld!« Tssa blickte von einem seiner Männer zum anderen.
    »Der hält mich wohl für einen Straßenhändler. Oder er glaubt, daß sein Gebräu Geldwert ist.« Die anderen Männer lachten. Der Krug machte die Runde. Tssa reckte die Arme und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Verschwinde.«

    »Er wird mich schlagen. Bitte.« Sie wußte in dem Moment, daß sie einen Fehler beging. Nach dieser Szene würde Tssa sie bestimmt wiedererkennen, aber sie wollte so lange hierbleiben, bis der Mann hereinkam, auf den er so gespannt zu warten schien: Kolinakin.
    »Vielleicht prügelt er dich gern«, sagte Tssa gemütlich.
    Die Tür krachte auf und ein riesiger Mann trat herein. Es war der größte Stythe, den Paula jemals gesehen hatte. Er war sogar noch größer als Tanoujin. Tssa erhob sich, und sie schüttelten einander die Hände.
    »Deshalb bin ich hier«, sagte der Riese und deutete mit einem Kopfnicken auf die kleinen Geldhaufen, die auf dem Tisch aufgeschichtet waren.
    Tssa setzte sich wieder. »Du solltest vorsichtiger sein. Mein Onkel läßt uns alle überwachen.« Er stützte seine Ellbogen zu beiden Seiten der Geldhaufen auf die Tischplatte.
    Kolinakinschnipptewegwerfendmit den Fingern, und es klang wie ein Peitschenknall. Dann griff er nach dem Krug und tat einen langen Zug. »Ich kenne jeden einzelnen Mann von Sabas Männern. Er hat

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