Wandernde Welten
ihm.
Auch Dakkar war dabei, erkannte Paula. Die Sklaven standen auf und eilten hastig davon. Paula schritt langsam auf die Stythen zu und ging einmal um die lang auseinandergezogene Reihe der Männer herum. Dabei kam sie Saba auf nur vier oder fünf Schritte nahe. Er stieß mit den Stiefelspitzen wütend in die Trümmer, und schwarze Schlacke stäubte auf. Er blickte sie an, ohne sie zu sehen. Sie ging langsam zur Straße zurück, traf auf Pedasen, und sie machten sich auf den Heimweg.
Zu Hause angekommen, zog sie die Sklavenkleidung aus und holte ihren Sohn aus Boltikos Zimmer. Als sie in ihr Haus zurückkam, hörte sie das leise Quietschen von Eisenketten. Saba saß auf der Schaukel-Couch, die leise hin und her pendelte, ihre Flöte in den Händen. Er versuchte, dem Instrument einen Ton zu entlok-ken, aber so hart er auch über das Ansatzstück blies, es kam nicht das leiseste Geräusch heraus. Als er Paula sah, legte er das Instrument beiseite.
»Du hast Glück, daß ich nicht so leicht meine Ruhe verliere.«
Sie legte das Baby neben der Vitrine mit der Capricornus-Darstellung auf den Boden und hüllte es fest in seine Decke. »Dies scheint die einzige Möglichkeit zu sein, dich daran zu erinnern, daß es mich auch noch gibt.«
»Ich war beschäftigt.« Er zog eine grüne Band-Kassette aus der Tasche. Sie trat zum Fußende der Schaukel-Couch. »Dies ist angekommen, während du dich wieder einmal wie eine Hure auf der Straße herumgetrieben hast. Es ist von der Erde.«
Sie setzte sich neben ihn auf die Schaukel-Couch. »Hast du es schon transkribieren lassen?«
»Ich habe es abgehört. Sie stellen uns an die fünfzig Fragen über lausige Details, und außerdem beschweren sie sich über etwas in der Garantie-Klausel.«
Sie drehte die Kassette in den Händen. Das also war der Grund, warum er nicht den Gürtel abschnallte. »Du läßt dich überhaupt nicht mehr bei mir blicken«, sagte sie.
Er vermied ihren Blick. »Ich will dich nicht noch einmal schwängern.« Er fummelte an seinen Schnurrbartenden. Sie hörte in ihrer Fantasie etwas verklingen, wie eine Melodie, die plötzlich abbricht, und sie wußte in dem Augenblick, daß sie ihn verloren hatte.
»Was wirst du jetzt unternehmen?« fragte er.
Sie legte die Kassette auf das Polster der Couch. »Das kann ich dir erst sagen, nachdem ich es selbst abgehört habe. Auf jeden Fall hat es keinen Sinn, sich den Kopf über Details zu zerbrechen, solange es dir nicht gelingt, den Aufstand gegen diesen Vertrag niederzuschlagen. «
»Die Sache geht dich nichts an.«
»Sie geht mich sehr wohl etwas an. Wenn du diesen Vertrag nicht durchsetzen kannst, habe ich hier nichts mehr verloren und muß zur Erde zurück. Weißt du schon, wer dahintersteckt?«
Er blickte sie mit gerunzelter Stirn an.
»Ist es Tssa?« fragte sie.
Das Baby begann zu schreien. Sie hockte sich neben ihm auf den Boden. Aber es wurde sofort wieder ruhig. Es war nur von ihrem Gespräch aufgewacht und schien jetzt überglücklich, auf die glänzenden Scheiben der Vitrine zu blicken.
»Was weißt du von Tssa?«
»Ich weiß nichts. Aber die Sklaven haben einiges erfahren. Sie sehen und hören alles. Keiner von euch schenkt ihnen auch nur einen Funken Beachtung, aber sie sind überall.«
»Und was sagen sie von Tssa?«
»Daß seine Männer in Tulan waren, bevor ihr in den Ruinen nach Spuren gesucht habt. Gilt dieser Anschlag nur dem Vertrag, oder dir persönlich?«
»Mir gilt er«, sagte Saba. »Weißt du, wie ich Akellar geworden bin?«
Sie schüttelte den Kopf. Er stand auf. Die Couch schwang zu-rück, und Paula konnte gerade noch ihre Flöte ergreifen, bevor sie zu Boden fiel.
»Ich hatte zwei ältere Brüder. Sie haben meinen Vater ermordet.
Ich und Tanoujin haben sie verfolgt und getötet.« Sein Rücken war ihr zugewandt. Seine Ärmel waren voller Ruß, bemerkte sie erstjetzt. »Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Wir galten als Gesetzlose, denen niemand helfen und die jedermann erschlagen durfte. Vierzig Wachen lang mußte immer einer von uns wach bleiben, wenn der andere schlief. Nach dem Tod meiner beiden Brüder wurde ich zum Nachfolger meines Vaters ernannt, zum Akellar.«
»Warum haben sie ihn ermordet?«
»Bei meinem Vater gab es immer einen Grund, ihn zu töten.«
Sie blickte auf die Flöte in ihren Händen.
»Mein ältester Bruder hinterließ zwei Söhne. Sie waren beide noch jung, sehr jung, und ich war dumm genug, sie in Matuko bleiben zu lassen. Tssa ist der
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