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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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»Mitbringsel« aus Jütland her. Das Jagdhaus selbst aber zeigte nichts als Souterrain und Erdgeschoß, und über diesem ein erstes Stockwerk im Schweizerstil, um das herum sich Holzbalkone zogen. An diesen allerlei Sprüche:
     
    Freudig trete herein und froh entferne Dich wieder,
    Ziehst Du als Wandrer vorbei, segne die Pfade Dir Gott.
     
    Andere waren länger, auch kürzer; unter den kürzesten der, den ich diesem Kapitel vorgesetzt habe: »Klein, aber mein.«
    In der Tat, Jagdhaus Dreilinden ist klein und wirkt nach Art einer Villa von acht Zimmern; aber es gelang nichtsdestoweniger, mit Hilfe geschickter Raumausnutzung, eine doppelte Zahl von Zimmern und Gelassen herzustellen. Und zwar in folgender Einteilung: im Souterrain die Wirtschaftsräume; darüber, im Erdgeschoß, die Hofmarschall- und Adjutantenzimmer; endlich, im ersten Stock, die Zimmer des Prinzen selbst: ein Vorzimmer, ein Wohn- und Arbeitszimmer, ein Schlafzimmer, ein Eßsaal. Der Rest: kleine Gelasse für die Dienerschaften.
    Alle vom Prinzen selbst bewohnten Räume sind ausnahmelos mit Erinnerungsstücken reich geschmückt, so reich, daß sie den Charakter eines historischen Museums annehmen. Einzelnes auch von künstlerischem Wert. Alles in allem aber ist es in drei Gestalten, daß uns der Prinz aus diesen seinen Erinnerungsstücken entgegentritt: erst als Jäger, dann als Soldat und endlich drittens und letztens in seinen intimeren Beziehungen zu Familie, Freunden, Kunst. Und im Einklange hiermit ist denn auch die Reihenfolge, darin ich diese Museumsschätze dem Leser vorzuführen gedenke. Den Jagderinnerungen sollen Kriegserinnerungen, und diesen wiederum Erinnerungen aus dem häuslichen Leben des Prinzen sich anschließen.
     
Jagderinnerungen
    Mit den Jagderinnerungen beginne ich. Ist es doch Jagdhaus Dreilinden, um das sich's an dieser Stelle handelt. Auf Flur und Treppe, ja mehr, bis unter das Dach hinauf, ist Jagdhaus Dreilinden mit Jagdemblemen geschmückt, und alles, was zu Pürsch und Weidwerk gehört, erscheint hier und mit Recht, als das »Eigentlichste«. Mit Ausnahme des in dem umhergelegenen Jagdreviere geschossenen Wildes, befinden sich denn auch nur Geweihe guter Hirsche resp. Schaufler an dieser Stelle, guter Hirsche, die seit Erbauung des Jagdhauses (1869) vom Prinzen selbst erlegt wurden. Es sind dies: 136 Rothirschgeweihe, 392 Damhirschgeweihe, 170 Rehkronen. Von den 392 Damhirschen wurden 278 in der Dreilindner Forst geschossen; die 170 Rehböcke sämtlich. Alle Geweihe dieser letzteren sind im Schlafzimmer des Prinzen angebracht. Als Flur- und Treppenornament begegnen wir im weiteren: einem Kormoran, einer Trappe, verschiedenen Kampf- und Birkhähnen, Wildschweinsköpfen, und vor allem einem russischen Wolf, einem besonders schönen und großen Exemplare.
    Dies alles aber rechnet nicht zu den eigentlichen, eine Geschichte habenden Jagdbeutestücken, deren Aufzählung wir uns nunmehr zuwenden.
    1. Ein Elchkopf. Prinz Friedrich Karl schoß diesen Elchhirschen, einen ungraden Zehnender, in der Oberförsterei Ibenhorst am 4. Oktober 1881. Gewicht mit Aufbruch 840 Pfund. Ein noch größerer Elchhirsch, ein Zweiundzwanzigender, wurde vom Prinzen am 18. September 1862 ebenfalls in der Ibenhorster Oberförsterei (Ostpreußen) geschossen. Gewicht 954 Pfund. Der Kopf dieses größeren Elchs befindet sich in Jagdschloß Glienicke bei Potsdam. Ich füge noch folgendes hinzu: Nur noch in vorgenannter Oberförsterei Ibenhorst kommen Elche vor, wie sich andererseits Auerochsen (künstliche Zucht; neuerdings, von Rußland her, eingeführt) nur noch in den Waldungen des Fürsten Pleß in Oberschlesien vorfinden. Die Jagd auf den größeren, in Jagdschloß Glienicke befindlichen Elch, wurde von dem bekannten Tiermaler Grafen Krockow in einem Jagdstück von mittlerer Größe dargestellt. Es ist der Moment der Erlegung. Das Bild hat seinen Platz im Treppenhause von Dreilinden gefunden. Aus den Läufen des etwas kleineren, erst 1881 geschossenen Elchs, wurden zwei Büchsenfutterale von besonderer Schönheit angefertigt.
    2. Auerochs (Kopf) wurde vom Prinzen Friedrich Karl am 9. Dezember 1880 in Pleß beim Fürsten Pleß geschossen.
    3. Büffelkopf (Prachtexemplar) Geschenk des Grafen Hermann von Arnim, der den Büffel auf einer Präriejagd erlegte.
    4. Der weiße Hans. Dieser hat eine Tafel mit Inschrift, der ich das Nachstehende beinahe wörtlich entnehme. »Dieser starke und seltene weiße Damschaufler ›Der weiße Hans‹ ward Anno 1874

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