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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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aus dem hochgräflich Redernschen Wildpark zu Görlsdorf, Uckermark, in den Wildpark Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Karl unweit seiner Sommerresidenz Schloß Glienicke versetzt, brach darauf im Mai Anno 1875 aus diesem Wildpark aus, und trat, den großen Wannsee durchschwimmend, in den Grunewald. Am 5. Mai desselben Jahres wechselte er vom Grunewald her in die Jagdreviere Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl und wählte seinen Stand von nun an in nächster Nähe des Hochprinzlichen Jagdhauses Dreilinden. Den fortgesetzten Bemühungen Seiner Königlichen Hoheit, sowie Höchstdessen Jägerei gelang es, das edle Tier so an Ruf und Stimme zu gewöhnen, daß es bald auf den Namen ›Hans‹ hörte, und Kartoffeln, Hafer usw. vor dem Jagdhause aufnahm. Seinem Beispiele folgten zwei andre Hirsche, die, gleich ihm, zahm wurden. Während der Brunst war Hans unbestrittener Platzhirsch; aber sein Liebesglück ward ihm nicht verziehen, denn in der Nacht vom 27. zum 28. November 1875 wurde er von seinen beiden Genossen zu Tode gespießt und andern Tags verendet vorgefunden.« (Der Ausdruck ›gespießt‹ ist nicht jagdgerecht, und steht etwa auf der Höhe von ›Blut‹ und ›Ohren‹. Ich habe mich aber zu dem jagdgerechteren Ausdruck, den die Jäger schmerzlich vermissen werden, nicht entschließen können.)
    5. Riesenhirschgeweih. Kein Original, sondern eine Nachbildung desselben von der Hand Benvenuto Cellinis. Noch wahrscheinlicher eine Nachbildung der Nachbildung. Zwei Inschriften, eine französische und eine deutsche, geben Auskunft über alles, was zu wissen not tut.
    »Cet ouvrage, copie des bois d'un cerf tué vers l'an de Grace de N. S. J. Ch. 648, dans la forest d'Erbach par deux Princes Francs de la lignée mérovingienne, a esté faict par Benvenuto Cellini de Florence, maistre sculpteur et orfesvre en renom, de par et pour le Roy Charles, le huictiesme du nom, nostre très haut, très puissant et très-noble Prince et Roy de France. Le susdict contrefait a esté dressé au chastel Royal d'Amboyse en l'an de Grace 1520«
    Also in Übersetzung etwa:
    »Dies Werk, die Nachbildung des Geweihs eines im Jahre 648 durch zwei fränkische Prinzen aus dem Hause der Merovinger im Wald von Erbach getöteten Hirsches, ist durch den berühmten florentinischen Bildhauer und Goldschmied Benvenuto Cellini im Auftrag und zu Besitz Karls des Achten, unseres allerhöchsten und großmächtigsten Königs von Frankreich, angefertigt und im Jahre der Gnade 1520 am Königlichen Schlosse von Amboise angebracht worden.«
     
    Die deutsche Inschrift, die sich in Hexametern versucht, legt das Ereignis in die Zeit des elften Ludwig, und lautet:
     
    In den Ardennen lebte als Hirsch ich, ein seltsames Wunder,
    Trug auf dem Scheitel der Stirn dieses als krönende Zier;
    Wuchs dort mehrere Jahre hindurch, für Niemand bezwingbar,
    Nur vor mir selbst hatt' ich Furcht wegen der schrecklichen Last.
    Unter des elften Ludwig's Regierung raubte ein Pfeil mir,
    Fliegend von tödtlicher Hand, Leben und Freiheit zumal.
    Staunend sah meine Zeit mich und wunderbar bleib' ich der Zukunft,
    Daß der Natur es gefiel, mir zu erschaffen solch Haupt.
     

Kriegserinnerungen
     
    Was Dreilinden an Kriegserinnerungen aufweist, ist minder zahlreich, als man in Anbetracht eines an kriegerischen Ereignissen und Ehren so reichen Lebens, wie das des Prinzen, erwarten sollte. Zum Teil erklärt sich dies daraus, daß Jagdhaus Dreilinden nicht alles Hierhergehörige besitzt; einiges befindet sich in Jagdschloß Glienicke, noch andres in der Stadtwohnung des Prinzen, im königlichen Schloß. Auch öffentliche Sammlungen erhielten das eine oder andere. So befindet sich zum Beispiel ein aus einem jütischen Hügelgrabe stammender Holzsarg in unsrem »Museum für nordische Altertümer«. Ein Geschenk des Prinzen.
    Alle diese Kriegserinnerungen, um über ihre Gesamtheit einen klareren Überblick zu geben, teile ich in nachstehendem in vier Gruppen, und zwar nach den vier Kriegen, an denen der Prinz, wenn er sie nicht leitete, wenigstens teilnahm.
     

1848 und 1849. Erster Krieg gegen Dänemark und Feldzug in Baden
     
    1. Eisenteller mit einer Vierpfünderkugel darauf. Umschrift: »Der erste Salutschuß an Sie, mein Prinz.« Am 23. April 1848 hielt Prinz Friedrich Karl, damals Hauptmann im Stabe Wrangels, an der Seite des Generals, der eben den Sturm auf das Danewerk kommandierte. Diese Vierpfünderkugel schlug neben beiden ein, und der Alte, während

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