Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Mildtätigkeit des Fürsten Nutzen zu ziehen. 1686 wurde das erste und älteste »Brunnenhaus« gebaut, dasselbe, das unter dem Namen der »kurfürstliche Flügel« bis diesen Tag existiert. Dazu kamen allerhand Vorkehrungen und Einrichtungen: zwei Betstunden täglich, zwei Jahrmärkte die Woche; eine Brunnenkapelle und ein Brunnenkoch. Was diesen letztern angeht, so hatte er die Verpflichtung, für 1 1/2 Sgr. ein »gutes Mittagbrot« zu liefern. Freilich nur für die Armen. Der Kurfürst tat in allem, was er konnte. Das nächste Jahr machte er seinen letzten Besuch.
Unter der Regierung seines Nachfolgers, König Friedrichs I., hielt sich Freienwalde im wesentlichen auf der Höhe seines Ansehens. Die Heilkraft des Brunnens stand noch in so gutem Ruf, daß das Wasser desselben behufs mineralischer Bäder für den König nach Alt-Landsberg und Nieder-Schönhausen gebracht wurde. 1704 und die zwei folgenden Jahre kam er selbst und bezog 1706 das »Schloß am Brunnen«, das schon in dem vorhergehenden Jahre (1705) von dem berühmten Andreas Schlüter für ihn aufgeführt worden war. Dieses Schloß, wenn schon ein bloßer Holzbau, war ein prächtiges, zwei Stock hohes Gebäude, dessen obersten Stock aus vierundsechzig Säulen bestand, auf denen alsdann das Dach ruhte. Eine Schilderung, die ziemlich phantastisch klingt, mit der es aber doch seine Richtigkeit hat. Bekmann, in seiner »Beschreibung der Kurmark Brandenburg«, gibt T. I S. 595 eine sehr hübsche Abbildung dieses Sommerschlosses, das mit seiner Fülle leichter graziöser Säulen von äußerst malerischer Wirkung gewesen sein muß. Im obersten Stock war ein Speisesaal. Dies Schlütersche Bauwerk hatte nicht langen Bestand. Regengüsse unterwühlten es schon 1707, so daß der König es rasch verlassen und seine Rückkehr beschleunigen mußte. 12 1722 ward es unbewohnbar gefunden und abgebrochen.
Schon während der letzten Regierungsjahre des ersten Königs hatte das Bad an Ansehen verloren; unter seinem Nachfolger, dem »Soldatenkönig«, sank es mehr und mehr. Ein glückliches Ohngefähr aber wollte es, daß im Jahre 1733 einige von den allerlängsten Potsdamer Grenadieren ihre Gesundheit daselbst wiederfanden, und von diesem Augenblick an war das Bad zu Freienwalde dem Könige bestens empfohlen. Ein neuer Flügel, der altkönigliche, wurde gebaut, die Quellen erhielten eine neue Fassung, und über der bedeutendsten derselben ward ein auf acht Säulen ruhendes, natürlich hölzernes Brunnenhaus errichtet, das den stolzen Namen »Tempel« führte. Seine Inschrift aber lautete:
Steh' stille, Wanderer, betrachte diese Quellen,
Sie helfen wunderbar in vielen Krankheitsfällen.
Eh' Du von dannen gehst, gedenk' an Deine Pflicht,
Sei dankbar gegen Gott, vergiß der Armen nicht.
Hast Du dies Haus und Bad bewundernd angeschaut
Und fragst, warum es denn nach Tempel-Art gebaut, –
So wisse, Gott ist ja der Segens-Quell allein,
Darum muß unser Herz auch hier sein Tempel sein.
Wie der unbekannte Verfasser die letzte Zeile hat aufrecht halten wollen, ist schwer einzusehen. Je mehr das Herz ein Tempel, desto weniger nötig wurde dieser Holzbau. Gleichviel indes. Alles ist längst hinüber, die Inschrift mit, und ihre Alexandriner geben keine Rätsel mehr auf.
Auch Friedrich II. fügte ein neues Brunnenhaus, das neukönigliche, den schon vorhandenen Gebäuden hinzu und gab dadurch dem Brunnental, wenn wir von einzelnen feineren Zügen absehen, den Charakter, den es noch jetzt besitzt. Eine besondere Teilnahme scheint der große König dem Bade nicht geschenkt zu haben. An Schönheit der Natur bot ihm die Umgegend Potsdams kaum Geringeres und was die Heilkraft des Brunnens angeht, so war es verzeihlich, wenn er den Skeptizismus, der ihn auf allen Gebieten auszeichnete, auch auf den »flüchtigen Schwefel- und Brunnengeist«, den »Spiritus sulphuris volatilis« der Freienwalder Heilquelle übertrug. Es war übrigens die Zeit gekommen, wo Private das Bad in ihre schützende Obhut nahmen, besonders Herr Wegely aus Berlin, der unter mannigfach anderem auch Freibäder für die Armen stiftete und deshalb ebenfalls in einer Inschrift verherrlicht wurde. Der Schluß derselben:
Was für die Armen hier Herr Wegely gethan,
Zeigt dieses Brunnenhaus der fernsten Nachwelt an,
erhebt einen Anspruch, dem sich das Brunnenhaus seit längerer Zeit nicht mehr zu unterziehen vermag, da es wie der »Tempel« inzwischen vom Schauplatz abgetreten ist.
An die Stelle
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