Wanderungen durch die Mark Brandenburg
abermals zwei Divisionen starken Reserve. Die Schlacht bei Auerstedt ward im wesentlichen mit den erstgenannten drei Divisionen, also mit etwa 30000 Mann geschlagen. Den beiden Reservedivisionen – die zweifellos imstande gewesen wären, die Niederlage in einen Sieg zu verkehren – fiel nur die Aufgabe zu, den Rückzug zu decken. Sie hatten hierbei, einzelne Abteilungen abgerechnet, nur geringe Verluste.
Dies vorausgeschickt, wenden wir uns jetzt der so verhängnisvoll gewordenen Bataille zu. Feindlicherseits kommandierte Marschall Davout, unsererseits Herzog von Braunschweig. Hüben und drüben traten drei Divisionen, und zwar echelonartig, in den Kampf ein. Unsere Division Schmettau stieß bei Hassenhausen auf die französische Division Gudin; dieses Dorf, nach kurzer Besitzergreifung unsererseits, ging wieder verloren, und nun wurde Hassenhausen der Punkt, um den sich ein mehrstündiges mörderisches Gefecht drehte. Wer Hassenhausen hatte, hatte den Sieg. Der Division Schmettau folgend, griff diesseitig die Division Wartensleben ein, aber auch der Feind führte jetzt die Division Friant in den Kampf. Alle unsere Versuche, das Dorf wieder in unseren Besitz zu bringen, scheiterten; die Regimenter Alvensleben und Kleist, jenes von der Schmettauschen, dieses von der Wartenslebenschen Division, litten schwer. So standen die Dinge, als auf unserer Seite die Division Prinz von Oranien mit den Brigaden Lützow und Prinz Heinrich auf dem Kampfplatze eintraf. Schon vor ihrem Erscheinen war der Herzog von Braunschweig tödlich verwundet worden, und soweit noch in dem überhandnehmenden Wirrsal von Kommando die Rede sein konnte, war dasselbe auf den König in Person übergegangen. Im richtigen Erkennen dessen, worauf es ankam, dirigierte dieser die Division Oranien ebenfalls gegen Hassenhausen und zwar derart, daß die Brigade Lützow am rechten Flügel der daselbst fechtenden und durcheinandergekommenen Truppenteile, die Brigade Prinz Heinrich aber nach vorgängiger Wegnahme des Dorfes Poppel am linken Flügel eingreifen sollte.
Bei der Brigade Prinz Heinrich befand sich neben dem Grenadierbataillon Rheinbaben und dem Regiment Puttkamer auch unser Regiment Prinz Ferdinand. Wir folgen dem Vorgehen dieser Brigade.
Die Brigade trat an; das Grenadierbataillon Rheinhaben nahm die Tete. Unter persönlicher Führung des Obersten Prinz Heinrich 43 ging es gegen das ihm als nächstes Angriffsobjekt bezeichnete Dorf Poppel vor. Die Grenadiere vertrieben den Feind mit dem Bajonett, wurden aber beim Heraustreten aus dem Dorfe durch ein so heftiges Gewehrfeuer empfangen, daß sie sich in Unordnung durch Poppel und das ihnen zur Unterstützung nachgesandte zweite Bataillon Puttkamer hindurchzogen. Dieses letztere Bataillon wurde nunmehr von feindlichen Chasseurs angefallen, schlug indessen den Angriff ab, und als jetzt der Rest der Brigade: das erste Bataillon Puttkamer und das erste und zweite Bataillon Prinz Ferdinand, in gleicher Höhe anlangte, zog sich der Feind – wahrscheinlich das 108. französische Linienregiment – zurück.
Das Grenadierbataillon Rheinbaben blieb jenseits Poppel, die übrigen vier Bataillone der Brigade Prinz Heinrich aber gingen in gerader Richtung auf das durch drei französische Regimenter (21., 85. und 12.) teils direkt besetzte, teils in der linken Flanke soutenierte Hassenhausen vor, wo sie bald in ein heftiges Artillerie- und Gewehrfeuer gerieten. Die Verluste mehrten sich rasch, und als in diesem kritischen Moment auch französischerseits eine dritte Division – die Division Morand – mit elf frischen Bataillonen in den Kampf eintrat, wichen die Unseren auf der ganzen Linie. Prinz Heinrich hielt mit seinen vier Bataillonen bis zuletzt. An ihn schlossen sich wieder einige vorgebrachte Bataillone der Division Schmettau und das Grenadierbataillon Hanstein an, mit denen er noch einmal zu avancieren versuchte. Bald aber sah er sich isoliert und gezwungen, durch das mittlerweile vom Feinde wiedereroberte Poppel zurückzugehen. An die Spitze seiner Bataillone sich stellend, bahnte er sich den Weg mit dem Bajonett.
Die Grenadierbataillone Rheinbaben und Knebel unter Prinz August von Preußen nahmen an diesem Angriffe teil. Das Pferd des Prinzen Heinrich ward erschossen, der Prinz selbst beim Sturze desselben bedeutend verletzt. Oberst Scharnhorst gab ihm sein eigenes Pferd und passierte das durch den Angriff beider preußischen Prinzen momentan wiedergewonnene Poppel mit dem Gewehr in der Hand.
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