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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Waldstelle stehn, und während der Baum selber immer neue Jahresringe anlegte, legten sich neue Häuser und Hütten um den ursprünglichen Ansiedlungskern herum. Jahrhundertelang hielt man ihn als Paten, der dem Dorfe den Namen gegeben, in besonderen Ehren, und kaum vierzig Jahre mögen vergangen sein, daß er umgehauen wurde. Das ganze Dorf sträubte sich dagegen, aber die selbstsüchtige Beharrlichkeit des Hofbesitzers, auf dessen Grundstück die »Kiehne« stand, blieb doch Sieger, und so fiel denn schließlich das Wahrzeichen des Dorfes. Einige von den Alten haben mir den Baum noch beschrieben und empfinden es als eine Schuld, daß er nicht mehr existiert. Es war eine alte knorrige Kiefer, eben noch aus der Zeit her, wo man die Bäume nicht schwächlichschlank heranzog , sondern es lieber hatte, sie sich knorrig-original entwickeln zu lassen. Der Stamm war nur wenig über mannshoch, aber von mehr als drei Ellen Umfang; dabei lag er schräg, und sein flaches, ineinandergeflochtenes Gezweige schuf einen korbartigen grünen Schirm. Im Innern war er hohl, nur die Kienstellen hatten sich gehalten, und als man ihn endlich der Länge nach durchsägte, bildete jede Hälfte eine Art Trog oder Mulde.
    Dorf Kienbaum hat sein Wahrzeichen verloren, aber es ist doch immer noch ein interessantes Dorf. Es bewahrt jenes anheimelnde Stück Romantik, das in Abgeschiedenheit und Öde, vor allem aber in einem gewissen Hospizcharakter begründet liegt. All diese Heidedörfer sind wie Bergungsplätze, wie Stationen in der Wildnis, und jeder, den sein Weg irgend einmal an einem naßkalten Spätherbstnachmittag über Wald und Heide geführt hat, wird diesen Zauber an sich selbst empfunden haben.
    Es ist im November, der Nebel sprüht, und die Heide, so dünkt dir's, nimmt kein Ende. Kusseln und Kiefern und dann wieder Kusseln. Ein jedes Streifen an Baum oder Busch schüttet ein Schauerbad über dich aus, und das nasse, vergilbte Heidekraut, durch das du hindurch mußt, spottet der festesten Sohlen und macht dich frieren bis aufs Mark. Nichts begegnet dir außer einem schief stehenden Wegweiser, der seine müden Arme schlaff zu Boden hängen läßt, oder eine Krähe, die den Kopf in das nasse Gefieder einzieht und sich trübselig matt besinnt, ob sie auffliegen soll oder nicht. So geht es stundenlang. Endlich lichtet sich's, und du trittst auf eine offne Stelle hinaus, die freilich wenig mehr als hundert Schritt mißt und hinter der du die dunkle Kiefernwand aufs neue ansteigen siehst. Aber auf dem freien Stückchen Feld, unter Ebreschenbäumen, an denen noch die letzten roten Büschel hängen, steht doch ein Dutzend Lehm- und Fachwerkhäuser, um die herum sich ein Sandweg mit tief ausgefahrenem Geleise zieht. Und das erste Haus ist eine Schmiede. Dein fröstelnd Herz sieht wie mit hundert Augen in die sprühende Glut hinein, und das durch die nebelfeuchte Luft gedämpfte Picken und Hämmern klingt märchenhaft-leise zu dir herüber. Ein Gefühl beschleicht dich, als wär alles ein Wunderland oder als läge die Insel der Glücklichen vor dir.
    Das ist der Zauber eines »Dorfes in der Heide«.
    Und solch ein Dorf ist auch Kienbaum. Grund genug, ihm einen kurzen Besuch zu machen. Was uns aber heut und noch um die Sommerzeit diesem Heidedorfe zuführt, das ist nicht die Poesie seiner stillen Häuschen, das ist einfach die Tatsache, daß Dorf Kienbaum vor hundert Jahren und noch weiter zurück ein Kongreßort war, wo die märkischen Bienenzüchter oder doch jedenfalls die Bienenwirte von Lebus und Barnim zu Beratung ihrer Angelegenheiten zusammenkamen.
    Was diesem kleinen Dörflein solche Ehre einbrachte, ist nicht mehr mit Bestimmtheit zu sagen. Wahrscheinlich wirkte Verschiednes zusammen, unter anderm auch wohl seine günstige Lage ziemlich inmitten der Provinz. Gleichviel indes, was es war, alljährlich im Monat August oder September kamen hier die »Beutner und Zeidler« zusammen, und alle Höfe, besonders aber der Schulzenhof (der durch Jahrhunderte hin ein Hauptbienenhof war), öffneten dann gastlich ihre Tore. Darüber, was auf diesem Konvent verhandelt wurde, hört man an Ort und Stelle nur wenig noch, und was man hört, widerspricht sich untereinander. »Ja, wenn die alte Kettlitzen noch lebte«, heißt es im Tone halb des Bedauerns und halb der Entschuldigung. Aber die »Kettlitzen« ist bei solchen Anfragen allemal tot.
    Stell ich nachstehend zusammen, was ich mündlich erfahren oder aus Büchern ersehen konnte, so find ich, daß

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