Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
der Charakter dieses Bienenkonvents im Laufe der Jahrhunderte wechselte. Während es sich in alten Zeiten, allem Anscheine nach, um ausschließlich geschäftliche Regulierungen handelte, war dieser Konvent unter König Friedrich Wilhelm I. eine halbwissenschaftliche Fachmännerversammlung geworden, auf der man sich Produkte zeigte, Resultate mitteilte und über Verbesserungen in der Bienenzucht nach inzwischen gemachten Erfahrungen beriet.
Dieser totale Wechsel hatte wohl darin seinen Grund, daß zu Beginn des vorigen Jahrhunderts der Honigbau ein freies, nach Wunsch der Regierung von jedem Bauer und Kossäten zu betreibendes Gewerbe geworden war, während er bis dahin als ein Spezialrecht an einem bestimmten Grund und Boden gehaftet und alle Honigbau treibenden Pächter in ein eigentümliches und oft ziemlich kompliziertes Abhängigkeitsverhältnis von dem betreffenden Grundherrn gebracht hatte.
Besprechung und Regelung dieser Zins- und Pachtverhältnisse war es sehr wahrscheinlich, was, wie schon angedeutet, in früheren Jahrhunderten, in denen man nur die Waldbienenzucht kannte, die märkischen Interessenten in diesem Grenzdorfe zwischen Lebus und Barnim zusammenführte. Neben dem Allgemeinen aber waren es auch wohl die besonderen und allerlokalsten Verhältnisse Kienbaums, die zur Sprache kamen, und mit diesen beschäftigen wir uns hier ausschließlich.
Kienbaum gehörte in alten Zeiten zu Kloster Zinna, später, nach der Säkularisation, zu Amt Rüdersdorf. Amt Rüdersdorf war also Grundherr . Dieser Grundherr nun, der in andern Dörfern allerlei Viehweide verpachtete, verpachtete dem Bienendorfe Kienbaum allerlei Bienenweide , das heißt einen Wald, auf dem die Bienen der kienbaumschen kleinen Leute weiden konnten. Selbstverständlich schloß sich daran auch das Recht, das Resultat dieser Weide, den Honig , auf hergebrachte Weise zu »beuten«. Diese Beutner nun stellten sich, allem Anscheine nach, an einem bestimmten Tage bei dem Lehnschulzen ein, der als ein Beauftragter des »Amts« mit ihnen handelte. Sie kündigten oder erneuten ihre Pacht, äußerten ihre Beschwerden (oder nahmen solche entgegen) und bezahlten ihrerseits ihren Zins in Geld und Honig, wogegen das Amt seinerseits die Pflicht hatte, sie mit einem Hammel, einer Tonne Bier und einem Scheffel Brot zu verpflegen. Später wurde der Pachtzins ausschließlich in Geld geleistet, von welcher Zeit an wir von einer auf dem Schulzenhofe befindlichen Kasse sprechen hören. Diese glich einer kleinen oder Filial-Rentamtskasse , deren Erträge von Zeit zu Zeit an das Amt selber abgeführt wurden. Daneben aber scheint sie zugleich auch und vielleicht kaum minder eine Darlehns- und Prämienkasse gewesen zu sein. Wer den besten Honig vorzeigen konnte, der wurde prämiiert, und wer die nötigen Garantien bot, der erhielt ein Darlehn, um irgend etwas Neues, von dem man sich Resultate versprach, ins Werk zu setzen.
Das ist alles, was ich aus Mund und Schrift über den Kienbaumer Bienenkonvent in Erfahrung bringen konnte. Sowenig es ist, so spricht sich doch Leben, Eifer und ein gewisses Organisationstalent darin aus.
Die Bienenzucht in Kienbaum, darüber scheint kein Zweifel, war von besonderer Vorzüglichkeit, und diese Vorzüglichkeit hinwiederum war das natürliche Resultat einer vorzüglichen Bienen lokalität , das heißt einer andauernden, nie erschöpften Bienenweide. Solche Lokalitäten, wenn man die höchsten Anforderungen stellt, sind nicht eben allzu häufig, da sich's darum handelt, den Bienen eine blühende Pflanzenwelt zu bieten, aus der sie fast sechs Monate lang unausgesetzt ihren Bedarf einsammeln können. Wo der Raps blüht, da ist freilich für den Mai und Juni, und wo die Linden blühn, für den Juli gesorgt; aber erst aus dem Vorhandensein mannigfachster Pflanzen und Bäume, die sich im Blühn untereinander ablösen und vom April bis in den September hinein eine immer wechselnde Bienennahrung bieten, erst aus dem Vorhandensein einer derartigen Vegetation ergibt sich das eigentliche Bienen- und Honigterrain. Ein solches Terrain nun war Kienbaum. Ein quadratmeilengroßer Forst schloß es ein, und durch ebendiesen Forst hin schlängelte sich die zu beiden Seiten von üppigen breiten Wiesenstreifen eingefaßte Löcknitz 1) . Unmittelbar das Flüßchen entlang zogen sich Werft und Haselbüsche, die den Bienen im April schon eine bevorzugte Nahrung boten; im Mai dann begannen sommerlang die Wiesen zu blühn, bis endlich, von Monat August an,
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