Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
darin, daß sein Großvater Fayence gebrannt habe, während der König Porzellan brenne.« Letzterer blieb aber bei seinem ungnädigen Widerspruch, und Guichard nahm den Abschied. Indes nicht auf lange. Kein Jahr, so ließ ihn der König wieder rufen und war gnädiger als zuvor. [Image: Zurück]
Es ist die Frage gestellt worden, ob solche Kritik in einem Kirchenbuche zulässig sei., was ich auf das bestimmteste bejahen möchte. So gewiß es einem Geistlichen zusteht, von der Kanzel her, oder selbst am Grabe, die besondere Verruchtheit eines Ehrlosen zu brandmarken, der – wie vielleicht erst die Stunde seines Todes aufdeckte – Witwen und Waisen um das Ihrige betrog, so gewiß muß es ihm auch zustehen, im Kirchenbuche Dinge niederzuschreiben, die solcher öffentlichen Anklage gleichkommen. Ich bin sogar der Ansicht, daß dies häufiger geschehen und ein derartiges Vorgehen unter die ständigen Kirchenzuchtsmittel aufgenommen werden sollte. Denn es gibt in der Tat Naturen, die vor solchem auf Jahrhunderte hin unerbittlich überliefertem Wort mehr Respekt haben, ja mehr in Furcht sind als vor einem lebzeitigen Skandal. Ein Amtsmißbrauch ist aber um so weniger zu befürchten, als ein Appell von seiten der in gewissem Sinne mitbetroffenen Verwandtschaft an die vorgesetzte kirchliche Behörde ja jederzeit offenstehn und selbstverständlich, im Falle sich ein Übergriff herausstellen sollte, zur Entfernung des Geistlichen aus seinem Amt, eventuell auch zu weiterer Bestrafung führen würde. – Was übrigens speziell unseren Pastor Redde betrifft, so muß ihm dieser »letzte Schlabrendorf auf Siethen« ein ganz besondrer Dorn im Auge gewesen sein, da wir in anderweiten, einige Jahre später gemachten Kirchenbuchaufzeichnungen ebendiesen Redde nicht nur als einen durchaus unzelotischen, sondern sogar als einen höchst complaisanten und beinah höfischen alten Herrn kennenlernen. Es bezieht sich dies namentlich auf ein französisch abgefaßtes und an eine damals etwa sieben Jahr alte Comtesse Brandenburg (Tochter Friedrich Wilhelms II.) gerichtetes Sinngedicht, das nach Überschrift und Inhalt folgendermaßen lautet: »A l'anniversaire de la naissance de Mlle. Julie, Comtesse de Brandebourg, célébré le 4 Janvier à Siethen par le curé Redde. ›Vos fleurs de la jeunesse – S'augmentent dès ce jour; – Les fruits de la sagesse – En viennent à leur tour. – O gardez tout bouton, afin qu'il bien fleurisse, – Afin que toute fleur en fruit pour vous mêurisse.‹« ._.
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Er hatte, wie alle volkstümlichen Figuren unseres Landes, eine Vorliebe für den Dialekt 1) , wiewohl er ihn ebensoleicht beiseite tun und namentlich in Aufsätzen und Abhandlungen – deren höchst vortreffliche von ihm existieren – eine durchaus mustergültige Sprache führen konnte. Lakonisch war er immer, wie fast alle Leute hervorragenden Könnens. Er trieb diese Kürze des Ausdrucks gelegentlich bis zur Unverständlichkeit, und nur Eingeweihte konnten ihm in solchem Falle folgen. Ein Jugenderlebnis, von dem er gerne sprach und das ihm so recht deutlich gezeigt hatte, mit wie wenig Worten sich durchkommen lasse, schien eine Nachwirkung auf sein ganzes Leben ausgeübt zu haben. Als er 1791 über Schweden nach Petersburg reiste, fand er an der russischen Grenzstation Kymen einen ehemaligen russischen Korporal als Posthalter vor. Schadow fror bitterlich und hatte Hunger und Durst. Er wußte kein Wort russisch, und um sich so gut wie möglich zu introduzieren, sagte er bloß: »Tottleben, Tschernyschew, Zarewna.« Der Korporal antwortete: »Belling, Zieten, Fridericus Rex.« So wurde mit Hülfe des Siebenjährigen Krieges Freundschaft geschlossen. Man fand sich und schüttelte sich die Hände. Der Russe schaffte Speisen und Tee herbei und trat dann unserm Schadow sein Bett ab, das das einzige in der ganzen Gegend war. Er hatte hier praktisch erfahren, daß es nur darauf ankomme, das rechte Wort zu treffen! –
Voller Selbstbewußtsein, war er doch frei von jeder kleinlichen Eitelkeit. Ja, er erwies sich nach dieser Seite hin als eine echte und große Künstlernatur. Die Autobiographie, die er hinterlassen hat, zeigt uns in erhebender Weise die Beispiele davon. Nirgends ein Verkleinern anderer, nirgends ein Vordrängen des eigenen Ich, nirgends ein Verkennen oder wohl gar ein Grollen über die Fortschritte, die Zeit und Kunst um ihn her gemacht hatten. Selten mag ein Künstler mit größerer Unbefangenheit über seine Werke
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