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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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brach die Bahn, auf der die Gestalt des andern, groß und leuchtend und mit dem fliegenden Haar des Olympiers, ihm folgte.
    Es ist nicht Absicht dieser Zeilen, den Charakter Schadows nach allen Seiten hin zu zeichnen; aber ein Zug darf schließlich nicht vergessen sein, der entschieden in das Bild des Alten gehört: seine Loyalität, sein Herz für Preußen und die Mark. Er lebte durch ein volles halbes Jahrhundert hin als ein bevorzugter Liebling des Hofes, aber es waren nicht diese Bevorzugungen und Auszeichnungen, die seine Loyalität erst schufen, vielmehr wurd er ein Liebling, weil er sich in schwerer Zeit als ein Mann von Herz und Hand bewährt hatte. Er gehörte zu denen, denen gegenüber das allgemein patriarchalische Verhältnis, in dem die Hohenzollern zu ihren Untertanen stehen, den intimeren Charakter einer alten Bekanntschaft annimmt und zu einem Tone führt, in dem das Element der Scheu von der einen und der Hoheit von der andern Seite her in dem des Vertrauens völlig untergeht. Es gibt vielleicht keine zweite Fürstenfamilie, die solche beinah freundschaftlichen Verhältnisse kennt, sicherlich nicht in gleicher Zahl . An den meisten Höfen fehlt das Vertrauen, bei anderen lassen Steifheit und Formenwesen das Menschliche nicht zu voller Geltung kommen. Nur die Hohenzollern kennen jene wirkliche Humanität, die, wie der Zug ihres Herzens, so das Glück ihres Volkes ist.
    Der alte Schadow war einer von denen, die wie lang bewährte Diener »mit zur Familie« gezählt wurden, einer von denen, die das süße Gefühl nicht störten: »wir sind unter uns«. Als er Ende der dreißiger Jahre ins Schloß ging, um bei Prinz Waldemar, dem jüngeren Sohne des Prinzen Wilhelm, Unterricht zu geben, trat er gerad in das Zimmer, als sich zwei junge Prinzessinnen lachend über den türkischen Teppich rollten; die Gesichter glühten, und die Haarflechten hingen lang herab. Entsetzt sprangen sie auf, warfen sich aber sofort wieder hin und tollten lachend mit den Worten weiter: »'s ist ja der alte Schadow.«
    Als die Friedensklasse des Pour le mérite gestiftet wurde, war es selbstverständlich, daß Schadow den Orden erhielt. Der König selbst begab sich in die Wohnung des Alten in der jetzigen Schadow-Straße.
    »Lieber Schadow, ich bring Ihnen hier den Pour le mérite.«
    »Ach, Majestät, was soll ich alter Mann mit 'n Orden?«
    »Aber, lieber Schadow...«
    »Jut, jut, ich nehm ihn. Aber eine Bedingung, Majestät: wenn ich dod bin, muß ihn mein Wilhelm kriegen.«
    Der König willigte lachend ein und verzeichnete in dem Ordensstatut eigenhändig die Bemerkung, daß, nach des Alten Tode, der Orden auf Wilhelm Schadow, den berühmten Direktor der Düsseldorfer Akademie, überzugehen habe. Wunsch des Vaters und Verdienst des Sohnes fielen hier zusammen.
    Die letzte Begegnung, die der Alte mit König Friedrich Wilhelm IV. hatte, war wohl im Herbst 1848, wo der nunmehr Vierundachtzigjährige der Deputation angehörte, die von Berlin aus nach Potsdam ging, um dem Königspaare zur silbernen Hochzeit zu gratulieren. Als ihn der König sah, schob er ihm einen Stuhl hin. »Setzen Sie sich, Papa.« Der ganze Vorgang an die bekannte Szene zwischen Friedrich dem Großen und dem alten Zieten erinnernd.
    Durch das ganze Schaffen des Alten ging, wie schon angedeutet, ein vaterländischer, ein preußisch-brandenburgischer Zug. 2) Dinge, die sich jetzt von selbst zu verstehen scheinen, hat er das Verdienst, völlig abweichend vom Hergebrachten, zuerst gewagt und durch charakteristisch siegreiche Behandlung in die moderne Kunst eingeführt zu haben. Gegen die ausschließliche oder auch nur vorzugsweise künstlerische Berechtigung des Vaterländischen, des altenfritzig Zopfigen, scheint er freilich allezeit starke Bedenken unterhalten zu haben, viel stärkere, als man geneigt sein könnte bei einem Manne anzunehmen, dem es vorbehalten war, eben nach dieser Seite hin epochemachend aufzutreten. Aber ebensowenig wie er den Realismus ausschließlich wollte, ebensowenig verkannte er sein Recht. Die alten, hergebrachten Formen reichten für ein immer reicher und selbständiger sich gestaltendes Leben nicht mehr aus. Er empfand das tiefer als andere. Im Einklang mit seiner ganzen Natur erschien ihm die Kunst nicht als ein allein dastehendes, einfach dem Schönheitsideal nachstrebendes Ding, vielmehr sollte sie dem wirklichen Leben in der Vielheit seiner Erscheinungen und Ansprüche dienen, um es hinterher zu beherrschen. Das Loslösen der

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