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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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versuch ich es zuvor, dem Lebensgange des Grafen einzig und allein im Hinblick auf seine Person einen Abschluß zu geben.
    Unmittelbar nach dem Verkauf des Gutes war er nach Berlin übersiedelt, um daselbst seinen oft wechselnden, im übrigen aber immer harmlosen Passionen leben zu können. Von Erfüllung eigentlicher, ihm naheliegender Pflichten, beispielsweis auf dem Gebiete der Erziehung, war dabei wenig die Rede, solche Pflichterfüllungen fanden nur statt, wenn die Passionen, was gelegentlich vorkam, damit zusammenfielen.
    Über die Dauer seines Berliner Aufenthalts sind nur Mutmaßungen gestattet; er fand nicht, was er suchte, langweilte sich inmitten aller Zerstreuungen oder erkannte sie wenigstens nicht als angetan, ihn alle damit verbundenen Unbequemlichkeiten vergessen zu lassen. Und so wandt er sich denn einer neuen Passion zu, der Reise passion, und beständiger Ortswechsel wurd ihm Lebensbedürfnis. Aber auch hierin verfuhr er abweichend von andern, und anstatt sich auf Alpentouren oder Weltfahrten einzulassen, wozu wenigstens anfangs die Mittel vorhanden gewesen wären, gefiel er sich darin, Entdeckungsreisen zwischen Oder und Elbe zu machen und in praxi märkische Heimatskunde zu treiben.
    Aber freilich auch diese Reiseperiode schloß ab, und wahrnehmend, daß er die gewünschte Rast in der Unrast nie finden werde, beschloß er, probeweise den umgekehrten Weg einzuschlagen und die Ruhe ganz einfach in der Ruhe zu suchen. Er fing deshalb an, auf Hausstand und selbständige Wirtschaftsführung zu verzichten und sich statt dessen bei kleinen Familien auf dem Lande, denen sein Rang und sein Vermögen imponieren mochte, für länger oder kürzer in eine halb freundschaftliche, halb patronisierende Pension zu geben. In der Neumark, in Pommern, in Mecklenburg, überall wiederholten sich diese Versuche, bis er endlich in dem ihm ebenbürtigen und aus alter Zeit her befreundeten General von Thümenschen Hause zu Caputh ein Ideal und die Verwirklichung aller seiner Wünsche fand. Es kam dies daher, daß der alte General von Thümen, auch ein Original, ihn ruhig gewähren ließ und immer nur beflissen war, »ihm seine Kreise nicht zu stören«. Beide lebten denn auch ein ebenso kameradschaftliches wie zwangloses Leben, in dem jeder seiner Lust und Laune nachhing und kein andres Haus- oder Tagesgesetz anerkannte wie rechtzeitiges Erscheinen am Mittags- und abends am Bostontisch.
    In Caputh war es denn auch, daß Graf Heinrich seine Tage beschloß. Eh ich aber von diesem seinem Ausgang erzähle, versuch ich vorher noch eine Charakterskizze.
    Graf Heinrich hatte den Schlabrendorfschen Familienzug, oder doch das, was damals als schlabrendorfisch galt, im Extrem. Er übertraf darin noch seinen Sonderlingsbruder in Paris. Im Grunde gut und hochherzig, dazu nicht ohne Wissen und Verstandesschärfe, gestaltete sich sein Leben nichtsdestoweniger weder zum Glücke für ihn noch für andere, weil er jenes Regulators entbehrte, der allen Dingen erst das richtige Maß und das richtige Tempo gibt. Er ging immer sprungweise vor, war launenhaft und eigensinnig und bewegte sich sein Leben lang in Widersprüchen. Er liebte, wie das Sprüchwort sagt, die Menschen und Dinge »bis zum Totdrücken« und bedauerte hinterher, »es nicht getan zu haben«. Am meisten zeigte sich dies in seinen jüngeren Jahren, wo das sehr bedeutende Vermögen, über das er damals noch Verfügung hatte, das Erkennen eines von ihm mit Vorliebe gepflegten Gegensatzes zwischen einem extremen Luxus- und einem extremen Einsiedlerleben außerordentlich erleichterte.
    In Gröben erzählt man davon bis diesen Tag. Entsann er sich beispielsweise, daß es mal wieder an der Zeit sei, gräflich Schlabrendorfscher Repräsentation halber nach Berlin zu fahren, so wurde der alte Staatswagen aus der Remise geholt und der berühmte Trakehnerzug, vier Isabellen, mit aller Feierlichkeit eingespannt; ein Jäger saß auf dem Bock, zwei Heiducken standen rechts und links auf dem Tritt, und ein dritter lief als Läufer der Cavalcade vorauf. Alles in Gala. So mahlte man durch den Sand, und die Dorfleute sahen dem Zuge nach. War man aber wieder daheim, so warf er diese Repräsentationslast als unbequem von sich und las und las oder lud Leidener Flaschen an einer halbmannshohen Elektrisiermaschine, bis er sich eines Tages wieder all seiner Vornehmheit und Vornehmheitsverpflichtungen entsann und nun aufs neue Boten über Boten schickte, die die Nachbarschaft zu großer Tafel

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