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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Grabstein, hängen Schwert und Sporen 2) eines längst heimgegangenen von Thümen, und in der Höhe des neuerbauten Turmes befinden sich die durch den ganzen Thümenschen Winkel hin bei jung und alt bekannten »Glocken von Blankensee«, daran allerlei Sagen anknüpfen, wie an den Kapellenberg.
    Es war um die vierte Stunde fast, als wir aus dem Kirchhofstor wieder in die Dorfgasse hinaustraten. Hier hatte sich inzwischen das Bild verändert: die Stille des Sonntagvormittags war hin, und die Heiterkeit des Nachmittags hatte begonnen. Um die Dorflinde drehte sich das junge Volk im Ringelreihen, und die Dirnen – wie immer tanzlustiger als das männliche Element – deckten jedes Defizit durch Anleihen bei sich selbst. Wir sahen auf das fröhliche Treiben, und hätt uns jemand die Ehre angetan, wir hätten's wohl auf jede Gefahr hin selber noch gewagt. Aber die Versuchung blieb aus, und unser Wagen fuhr vor.
    Und nun mahlten wir wieder durch den Sand. Eine Weile noch, wenn wir uns umsahen, sahen wir die springende Bewegung und die roten Tücher. Dann aber kam eine Biegung des Weges, alles, was Bild gewesen, war hin, und nur die Posaunen markierten noch den Takt und erzählten uns von dem lustigen Volk in Blankensee, »der Residenz des Thümenschen Winkels«.
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    Solche Urteile datieren noch aus einer Zeit her, wo die Kenntnis über künstlerische, speziell über architektonische Dinge gleich Null war. Kugler, Schnaase, Lübke haben eine völlig »neue Ära« geschaffen. Während jetzt jeder aus Rund- oder Spitzbogen, aus Tonnen- oder Kreuzgewölbe den Stil und das Jahrhundert einer Kirche leidlich genau zu bestimmen weiß, stand man früher vor diesen Dingen wie vor einem Rätsel und unterschied das Alter zweier Gebäude oft rein nach dem Grade äußerlichen Verfalls , dabei zur Architektur eine kaum wissenschaftlichere Stellung einnehmend wie die Kinder zur Pflanzenkunde, wenn sie die Blumen in blaue, rote und gelbe teilen. Dies muß man immer gegenwärtig haben. In jenen Zeiten absoluter baugeschichtlicher Unkenntnis sind durch im übrigen grundgescheite Leute grundfalsche Dinge zu Papier gebracht worden, die nun, ausgerüstet mit der Autorität eines Namens, von Buch zu Buch unsterblich weiterwandern. [Image: Zurück]
 
Schwert und Sporen hingen früher dem herrschaftlichen Chore gegenüber , zu dem eine Treppe von außen hinaufführt. Diese beiden Zufälligkeiten waren genug, um folgende Sage heranwachsen zu lassen. »Da war mal ein Edelmann, der kümmerte sich nicht um Gott und Menschen. Er dacht, er sei Herr über alles, und in seinem Übermut ritt er in die Kirche, gleich die Treppe hinauf, die zu dem Chore führt. Hier aber bäumte das Pferd und überschlug sich, so daß beide in das Schiff der Kirche stürzten und Hals und Beine brachen. Zum Zeichen des und zugleich zur Warnung sind Degen, Schwert und Sporen dem Chore gegenüber aufgehängt worden.« – So die Sage. Schon bei früheren Gelegenheiten hab ich ausgeführt, wie die »mythenbildende Kraft« des Volkes mit Vorliebe, ja vielleicht immer an solche rein äußerlich gegebenen Dinge anknüpft, vorausgesetzt, daß diese Dinge zugleich unklar und rätselvoll genug sind, um die Phantasie in Bewegung zu setzen und die freieste und selbst willkürlichste Auslegung zuzulassen. Aber so willkürlich die Auslegung sein mag, sie schwebt nie ganz in der Luft und haftet immer an etwas Gegebenem. Die ganze Gruppe von Sagen, um die sich's hier handelt, könnte man als poetische Mißverständnisse, noch richtiger als poetische Mißdeutungen bezeichnen. Mißdeutung im Sinne von irrtümlicher Deutung. ._.
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Trebbin
    Und ein Haus mit Giebelspitzen
Hat uns gastlich aufgenommen,
Läßt uns freundlich niedersetzen
Auf der Bank, der blanken, alten,
Die, mitsamt dem schmalen Tische,
Dem Jahrhundert standgehalten
Hier in dieser Fensternische.
    G. Hesekiel

     
    Ein junger Jurist, ein sogenannter Gardeassessor, war nach Trebbin verschlagen worden. Was ihn hierhergeführt, ob Schuld, ob Liebe, wer sagt es? Wahrscheinlich war es einfach die lockende Nähe der Hauptstadt, ein Fehler (un crime vaut mieux qu'une faute), für den er nun zu büßen hatte. Tag um Tag saß er an der »Table d'hôte« des damals einen und einzigen Gasthauses. So vergingen Monde. Die Zeit schien endlos.
    Einmal, an einem stillen Sommersonntage, setzte man sich wieder zu Tisch. Die Fenster standen auf, und man hörte nichts als den Starmatz, der in seinem Käfig auf und ab sprang, und das

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