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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Burgwall und Nuthe-Brücke hin und her und erzählte mir Dinge, die, wie gewöhnlich, auf alles mögliche Rücksicht nahmen, nur nicht auf den Gegenstand meiner Sehnsucht. Ich sah bald, daß der älteren märkisch-wendischen Heimatskunde hier keine Quelle floß, und war denn auch rasch entschlossen, durch eine Diversion jeder weiteren Verwirrung vorzubeugen.
    »Ist sonst nichts da, das sich verlohnte?«
    »Nichts als der Galgenberg... Da haben Sie die beste Aussicht: das ganze Nuthe-Tal. Links Potsdam und rechts Trebbin. Es soll auch ein Schatz...«
    »Gut, gut.« Ich grüßte, gab dem Kutscher einen leisen Schlag, und im nächsten Momente ging es vom Straßendamm hinunter in den mahlenden Sand hinein.
    Eine kurze Strecke Weges, da stieg der Berg mit dem ominösen Namen vor uns auf. Es war ein heißer Tag und Mittagsstunde; wir hielten deshalb und stiegen aus. Die Sonne fiel glühend auf den Abhang, den wir hinauf mußten. Vor uns weideten ein paar magere Schafe, die sich ihrer Magerkeit an dieser Stelle nicht zu schämen hatten; nur halbverbranntes, moosartig kurzes Gras zog sich über den Sand hin, und nichts grünte als die Wolfsmilch. Endlich oben.
    Es lohnte sich schon. Wie um dem Missetäter das Scheiden doppelt schwer zu machen, stellte das Mittelalter seinen Dreibaum immer auf die höchsten und schönsten Punkte.
    Und wieder stand ein Dreibaum dort oben vor uns, aber freilich das Kind einer anderen Zeit: ein Vermessungsinstrument spreizte seine drei mageren Beine.
    Das helle Licht hinderte den Blick; nur mitunter kam eine leise Trübung, und das Auge konnt alsdann die Landschaft umfassen. Zu Füßen Saarmund mit seinen roten Dächern und rotem Turm; dahinter die Wiesen und die Nuthe; jenseits aber die stillen Dörfer des Teltow und diesseits die stilleren Berge der Zauche.
    Wer nach uns an diese Stelle tritt, der freue sich des Bildes und der allgemeinen Vorstellung: an diesem Wasserlauf entlang lagen also die Nutheburgen ! Und er nehme dies Bild und diese Vorstellung in Dankbarkeit mit heim. Aber er hüte sich, auf weitere Forschungen und Entdeckungen ausziehen zu wollen. Die Nutheburgen necken ihn nur und sind wie die Fata Morgana dieser Zauche-Wüste. Wenn er sie zu haben glaubt, so hört er den Mittagsgeist lachen, das Bild zerrinnt, und – die Nutheburgen sind ihm ferner denn zuvor.
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Blankensee
    Da sagte die Mark: Eh bien, wohlan,
Ich kann dasselbe wie Kanaan,
Und will sich's seiner Sarah berühmen,
So hab ich meine Frau von Thümen.

     
    Eine halbe Stunde südlich von Saarmund, immer am Ufer der Nuthe hin, fahren wir in einen schmalen, spitz auslaufenden Landesteil ein, den wir am besten als den »Thümenschen Winkel« bezeichnen. Dieser Thümensche Winkel, in Zeiten, die nicht allzufern zurückliegen, hatte eine gewisse politische Bedeutung, denn er war sächsisches Land, das sich an dieser Stelle weit ins Brandenburgische hineinschob, so weit, daß die Entfernung bis Potsdam nicht voll zwei Meilen betrug. Das war denn, wie sich denken läßt, in den Tagen Friedrich Wilhelms I. eine Sache von »Importance«, jeder Deserteur wußte davon, und so unbequem der Thümensche Winkel für den König lag, so bequem lag er für den Flüchtling.
    Von dieser »Importance« ist dem Thümenschen Winkel begreiflicherweise nichts geblieben, und er muß sich jetzt wieder mit dem begnügen, was er sonst noch aufzuweisen hat, meist Dinge, die viel weiter in unsere Geschichte zurückgehen als die »großen Blauen« von Potsdam.
    Die Residenz dieses Fleckchens Erde heißt Blankensee. Hier haben die Thümens ihr Herrenhaus, hier ihre Kirche, ihre Gruft. Auch an Sagen fehlt es nicht, in denen irgendein Vorbesitzer, aber immer ein Thümen, seine halb spukhafte Rolle spielt. Wir werden in der Folge noch davon zu erzählen haben.
    Es war Mittagsstunde, als wir vor dem Gasthause hielten. Der Wagen fuhr in den breiten Schatten einer Linde, während wir uns rüsteten und mit den Augen überallhin umherfragten. Unser erstes war ein Gang durch das Dorf. Am schönsten gelegen ist das Herrenhaus. In Front ein Elsenbruch, an den Flügeln zwei breite Seespiegel, und zwischen Schloß und Park ein Wasserlauf, der diese beiden Seeflächen verbindet – das ist in großen Zügen die Szenerie. Das Gesträuch des Parkes wuchs weit über das Wässerchen hin und schuf einen Laubengang, unter dem die Enten auf und ab fuhren und sich's wohl sein ließen.
    Inzwischen brannte die Sonne mehr und mehr, und die Schatten des Parkes

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