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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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um überall eine Spur seines Wirkens zurückzulassen. Wir übergehen Urnen und Inschriften, wie sie sich in den schattigen Gängen des Parkes vorfinden, und treten im ersten Stock des Schlosses in ein nach Südosten hin gelegenes Eckzimmer, dessen eines Fenster auf den Park, das andere auf die Wendische Spree herniederblickt. Es ist nicht leicht möglich, beim Durchstöbern alter Schlösser einem überraschenderen Anblick zu begegnen. Der ganze Raum ist zeltartig mit einem weißen und gelben Gazestoff ausgeschlagen, und zwar so, daß die Deckendrapierung den Plafond in zwei gleiche Hälften teilt. An jeder der beiden Stellen nun, wo die Gaze zu einer Art Betthimmel zusammengefaltet ist, befindet sich ein Deckengemälde allegorischen Inhalts. Auf dem ersten, mehr dem Fenster zu gelegenen, bringt Merkur der Minerva eine Pergamentrolle, auf der der Name Roßbach steht; Minerva ihrerseits hält einen Lorbeerkranz in der Rechten, bereit, ihn gegen die Siegesbotschaft auszutauschen. Das zweite Bild, ungleich besser in Komposition und Farbe, stellt eine Apotheose des großen Königs dar. Auf einer Felsenburg zur Linken stehen Krieger und blicken einer Anzahl davoneilender Genien nach, die das goldumrahmte Bildnis Friedrichs in ihrer Mitte tragen und mit dieser ihrer Last dem Tempel des Ruhmes zuschweben. Zur Rechten ragt der Tempel selber auf, auf dessen oberster Stufe die hohe Göttin steht und sich anschickt, das Bildnis des Königs mit ihrem Sternendiadem zu krönen. Von Mobiliar keine Spur in diesem Raume, der seit Anno 6 überhaupt unbewohnt geblieben ist und dessen Durcheinander von Spinnweb und Gaze, von Farbenglanz und blinden Fensterscheiben, von Ruhmesverherrlichung und Staub eine Wirkung macht, der sich wenige Besucher werden entziehen können. Alles Mobiliar, so sagt ich, fehlt, aber ein eigentümlicher Zimmerschmuck ist dennoch diesen Mull- und Gazewänden geblieben. Die ganze hintere Hälfte des Zimmers ist mit großen Schlachtplänen dekoriert, die wohl ziemlich unzweifelhaft von der Hand des Grafen selbst herrühren. Derselbe gesellte nämlich zu seinen übrigen Gaben auch das Talent eines ausgezeichneten Topographen und Kartenzeichners, und die berühmte Generalkarte des preußischen Staats, die bis diesen Augenblick in dem Kartensaale des Kriegsministeriums aufbewahrt wird, bewahrt gleichzeitig den Namen Schmettaus in ehrendem Andenken. Die Aufschrift dieser Generalkarte, die auch schlechtweg die Schmettausche Karte heißt, lautet wie folgt: » Tableau aller durch den königlich preußischen Obersten Grafen von Schmettau von 1767 bis 1787 aufgenommenen und zusammengetragenen Länder«. Dieselbe geschickte Hand, die dieses berühmte »Tableau« zusammentrug, hat sehr wahrscheinlich auch die sieben Schlachtpläne gezeichnet, denen wir in diesem abgelegensten und ungekanntesten Zimmer des Köpenicker Schlosses begegnen. Nur die Sieges schlachten des großen Königs haben hier Aufnahme gefunden, und die Inschriften der verschiedenen Blätter lauten wie folgt: »Bataille und Belagerung von Prag«; »Schlacht bei Roßbach«; »Bataille bei Lobositz«; »Schlacht bei Zorndorf«; »Schlacht bei Liegnitz«; »Schlacht bei Torgau« und »Schlacht bei Leuthen«. Die einzelnen Tableaux sind von verschiedener Größe, namentlich die Bataille und Belagerung von Prag sehr ausgeführt und größer als die übrigen, aber alle verraten dieselbe Meisterhand und tragen sämtlich statt der üblichen Holzeinfassung einen künstlichen Lorbeerkranz als Umrahmung.
    Es drängt sich dem Besucher Schloß Köpenicks die Frage auf: Was war die Bedeutung dieses Zimmers? Die Antwort ist nicht schwer. Es war die Stätte eines loyalen Kultus, ein Andachtsplatz, an den sich in Zeitläuften, die jeden anderen Stempel eher als den des großen Königs trugen, die schwärmerische Verehrung für den Hingeschiedenen zurückzog, um einer großen Zeit zu gedenken, die nicht mehr war .
    In diesem Zimmer war es auch wohl, daß Graf Schmettau die letzten Augenblicke zubrachte, bevor ihn das Jahr 1806 aus der Stille von Schloß Köpenick wieder in den Lärm des Krieges rief. Und was er an dieser Stelle gelobt hatte, das hielt er. Am Unglückstage von Auerstedt, unglücklich nicht durch seine Schuld, erstürmte er, an der Spitze seiner Bataillone, die Höhen von Hassenhausen, die der Feind unterm Schutz eines herbstlichen Morgennebels schon vor ihm besetzt hatte. Zweimal nahm er sie, und zweimal war er gezwungen, sie wieder aufzugeben. Als er sich zum

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