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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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meisten die Löschebrands, in betreff deren ich nur wußte, daß sie seit vielen hundert Jahren um den großen Schermützel-See herum ihre Sitze hatten. Ihr Name schon klang mir prächtig im Ohr, und ich sah eigentlich alles, was Löschebrand hieß, hoch zu Roß irgendeinen Brand mit geweihter Lanze löschend. Jeder ein Ritter Sankt Georg. O das mußte ein himmlischer Tag werden, und ich gab mich dieser Vorstellung um so voller und sichrer hin, als ich, ein paar Notizen abgerechnet, keinen »Wissenskram« in mir beherbergte, der meine Phantasie hätte zügeln können.
    Der Abend vorher schon hatte mich nach Fürstenwalde geführt, von wo die Fahrt in aller Morgenfrühe beginnen sollte. Diese Morgenfrühe war nun da, der Wagen kam und hielt, und über das holprige Pflaster der ehemaligen Bischofsstadt hin ging es in das »romantische Land« hinein. In das romantische Land Beeskow-Storkow.
 
1. Rauen und die Markgrafensteine
    Es ging, weil die Spree hier sieben Arme hat, über sieben Brücken, und als die letzte Brücke hinter uns lag, lag auch schon die weite Landschaft vor uns, hell und klar und sonnig, und so trocken, daß der Staub aufwirbelte, wie zur Sommerzeit. Aber ein Blick auf die Bäume zeigte zur Genüge, daß der Sommer noch ausstand und daß nichts heraus war als ein paar ärmliche Palmsonntagskätzchen.
    Ich hatte gleich anfangs meinen Platz neben dem Kutscher genommen, der eigentlich kein Kutscher war, sondern ein Fuhrherr, und durch gute Haltung in jedem Augenblicke den Beweis führte, daß er bei den Potsdamer Ulanen gestanden. Er hieß Moll, entsprach durchaus seinem Namen und gab was auf Bildung, Bücher und Zeitungen. Aber er hatte sich seinen guten Verstand und sein eigenes Urteil nicht weggelesen und hielt vielmehr umgekehrt mit einem gewissen Eigensinn an seinen einmal gefaßten Ansichten fest. Selbstverständlich immer unter Wahrung artiger Formen. Er war gesprächig und mitteilsam, aber doch zugleich auch reserviert und lächelte viel.
    Als wir aus der Flußniederung auf die Höhe gekommen waren, wies ich auf einen Hügelzug, der sich in geringer Entfernung vor uns ausdehnte: »Was sind das für Berge?«
    »Die Rauenschen.«
    »I, die Rauenschen. Wo die Braunkohlen herkommen?«
    Er stimmte zu.
    »Das ist mir lieb, die mal zu sehen, obwohl ich keine brenne; sie stauben zu sehr. Dann ist wohl auch Rauen selbst hier ganz in der Nähe?«
    »Versteht sich. Der dicke Turm da. Das is es.«
    »Na, dann vorwärts. Aber in Rauen müssen wir einen Augenblick halten. Ich glaube, da gibt es was.«
    Er war einverstanden und zeigte nur dann und wann mit dem Peitschenstock auf das eigentümliche Treiben an dem uns immer näher kommenden Hügelabhang. Ein einziges Pferd zog eine lange Reihe von Wagen und ließ mich erkennen, daß dort ein aus irgendeinem Bergstollen herausführendes Schienengeleise liegen mußte. Von der entgegengesetzten Seite her kamen leere Wagen zurück, und in einem dem Höhenzuge vorgelegenen Sumpfstücke stand ein Storch und sah sich ernst und nachdenklich um. Es war, als such er nach einem Wahr- und Erkennungszeichen und könne nicht einig mit sich werden, ob es auch die rechte Gegend sei.
    Moll, dem ich meine Bemerkung mitteilte, fand es auch und verbreitete sich dann eingehender über Störche, namentlich aber darüber, daß es doch eigentlich ein merkwürdiger und zugleich auch höchst anspruchsloser Vogel sei, der immer wieder ins Beeskow-Storkowsche komme, während ihm doch die ganze Welt offenstehe.
    All das sprach er in sehr gebildetem Deutsch, mit einem Dialektanklange, der weder märkisch noch berlinisch war, obwohl er von beiden einen Beisatz hatte. Dies fiel mir natürlich auf, und ich sagte: »Sie sprechen so anders, Moll; wo sind Sie eigentlich her?«
    »Ich? Ich bin aus Hinterpommern.«
    »Ist es möglich?«
    »Ja, was will man machen.«
    »Und von wo denn?«
    »Von Köslin. Das heißt, ein bißchen ab, so nach 'm Gollenberg zu.«
    »Da sind Sie ja Nachbar von Bismarck.«
    »Nei, der liegt mehr rechts weg, so zwischen Rummelsburg und Schlawe. Meine Gegend ist doch noch anders. Und ich sag Ihnen, eine propre Gegend.«
    »Ich dacht immer, es wäre da nicht viel los.«
    »Ja, das haben mir schon viele gesagt. Aber es is nicht so. Da is mehr los als hier. Denn was haben Sie denn hier? Eine Kussel und dann wieder 'ne Kussel. Und mal 'ne Kräh und, wenn's hoch kommt, 'ne Bockmühle.«
    »Nu gut. Aber was haben Sie denn? Ist es denn besser bei Ihnen?«
    »Nu, besser is es

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