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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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kleine; es sollen ja zwei sein.«
    »Ja, zwei sind es, und der andre war auch größer. Aber den haben sie ja zersprengt, und was nu noch davon da is, das is nich viel, un is bloß Scheibenständer und Kugelfang, wenn die Rauener ihr Freischießen haben.«
    »Aber im Granit kann sich doch keine Kugel fangen.«
    »Is schon richtig. Aber das ist ja gerade das Gute. Sehen Sie, so 'n richtiger Kugelfang is eigentlich gar kein Kugelfang. Das heißt, er is es zu sehr.«
    »Wie denn?«
    »Ja, wie soll ich es sagen? Es is damit wie mit dem Schiffsjungen, dem der silberne Teekessel ins Meer gefallen war und der dann ängstlich und pfiffig fragte: ›Is das verloren, wovon man weiß, wo's is?‹ Und so kann man auch beim richtigen Kugelfang fragen. In 'n Sand stecken sie drin, und jeder weiß ganz genau, wo sie sind. Aber weg sind sie doch. Und nun sehen Sie sich die klugen Rauener an! An den Granit schlägt die Kugel, und klatsch, da liegt sie. Und wenn sie mit Schießen fertig sind, suchen sie die platten Kugeln wieder auf. Und liegen alle da wie die Pflaumenkerne.«
    »Hören Sie, Moll, das gefällt mir. Können wir diesen Kugelfang nicht sehen? Ich meine den Stein.«
    »O gewiß. Er liegt ja hier gleich nebenan. Und ich brauch auch nicht abzusträngen. In den Sand hier stehen die Pferde wie 'ne Mauer.«
    Diese prusteten und rieben sich vergnügt und wie zum Zeichen des Einverständnisses die Köpfe, Moll und ich aber gingen nach rechts in das Gehölz hinein, wo wir alsbald auch den andern Stein fanden, der mal der größere gewesen war. In seiner Front erkannt ich leicht die beiden Erdwandungen einer mehr als hundert Schritt langen Schießallee, während sich am Stein selber unzählige Kugelspuren zeigten.
    »Und dies ist also der große Stein. War er viel größer als der andre?«
    »Nein, ich hab ihn zwar nicht mehr gesehn, aber die Leute sagen es ja.«
    »Was?«
    »Nu, daß er nich viel größer war... Und so um die zwanziger Jahre rum wurd er in drei Stücke gesprengt, gerad so, wie Sie 'ne Birn in drei Stücke schneiden: links 'ne Backe un rechts 'ne Backe und in der Mitte das Mittelstück. Un aus 's Mittelstück haben sie ja nu die große Schale gemacht, die jetzt auf 'n Berliner Lustgarten steht, und die linke Backe, das is das Stück, das wir hier sehen, un die rechte Backe, die werd ich Ihnen nachher zeigen.«
    »Ist es nötig, sie zu sehen?«
    »Ja, die müssen Sie sehen. Ich zeig Ihnen alles, wie sich's gehört. Und es heißt auch die ›Schöne Aussicht‹.«
    Alsbald saßen wir wieder in unsrem Wagen und fuhren jetzt im Zickzack auf eine sandige Höhe hinauf. An höchster Stelle hielten die Pferde wie von selbst, und Moll sagte: »Hier ist es. Dies ist die ›Schöne Aussicht‹.«
    »Und die Backe?«
    »Die liegt hier .« Und dabei wies er auf ein sonderbares Granitmobiliar, das mich, auf den ersten Blick wenigstens, an Stonehenge erinnerte, jenen alten Druidenplatz in der Nähe von Salisbury, den man in Kunstatlassen und illustrierten Architekturgeschichten abgebildet findet. Im Quadrat standen vier Steinbänke, dazwischen präsentierte sich ein großer, runder Steintisch, alles aus dem Granitstück gefertigt, das man von dem Stein unten abgesprengt hatte.
    Der Wagenplatz, auf dem ich saß, war höher als das Steinmobiliar und gönnte mir einen freieren Umblick. Alles in der Welt aber hat sein Gesetz, und wer auf der »Schönen Aussicht« ist, hat nun mal die Pflicht, sich auf den Steintisch zu stellen, um von ihm aus, und nur von ihm aus, die Landschaft zu mustern. Und so tat ich denn, wie mir geboten, und genoß auch von diesem niedrigeren Standpunkt aus eines immer noch entzückenden Rundblicks, ein weitgespanntes Panorama. Die Dürftigkeiten verschwanden, alles Hübsche drängte sich zusammen, und nach Westen hin traten die Türme Berlins aus einem Nebelschleier hervor.
    Aber mehr als die Fernsicht interessierte mich, was in verhältnismäßiger Nähe gelegen war, und ich rief Moll, auf daß er mir die Namen der bunt umhergestreuten Ortschaften nenne.
    »Da der Turm, hier hinter dem rauenschen«, hob er ciceronehaft an, »is der von Markgrafpiesk, und der hier unten, über die Pieskesche Heide weg, das ist der von Schermeuselpiesk.«
    »Ich glaube, Sie spaßen.«
    »I, wie werd ich denn! Es gibt hier lauter solche Namen, un is einem orntlich ein bißchen genierlich.«
    »Und hier links der Turm zwischen den zwei Pappeln?«
    »Das is Pfaffendorf; na, das geht noch. Aber das andere, gleich dicht daneben,

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