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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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schon, denn schlechter is nich möglich. Und das macht alles der Charakter. Der Charakter is immer die Hauptsache. Sehen Sie, bei uns gibt es lauter amtliche Menschen.«
    »Und alle zehn Schritt 'nen Edelmann.«
    »Ach, lieber Herr, ein Edelmann is gar nich so schlimm. Ich bin auch für Freiheit; aber was so 'n richtiger Edelmann is, na, viel tut er woll freilich auch nich, aber er tut doch immer was . Und der Bauer is auch janz anders bei uns.«
    »Ich hab immer gefunden, der Bauer ist überall derselbe. Der Bauer ist überall hart.«
    »Is schon richtig. Aber doch alles mit 'n Unterschied. Un warum is er hier so hart, ich meine so schlimm-hart? Weil er selber nichts hat. Es is ja die reine Hungerleiderei. Sehen Sie sich doch diesen Weg und diese Schonung an. Der reine gelbe Sand. Und wo der reine gelbe Sand is, is auch immer der reine gelbe Neid. Und gönnt keiner dem andern was. Und von was geben oder helfen steht nu schon gar nichts drin.«
    »Hören Sie, Moll, ich bin zwar selber ein Märker, aber ich glaube wahrhaftig, Sie haben ein bißchen recht.«
    »I, freilich hab ich recht. Es is alles pauvre hier, und von 's Pauvresein is noch nie nich was Gutes gekommen.«
    Unter solchen Gesprächen waren wir bis in Rauen selbst hineingefahren. Auch dieses, wie der Hügelabhang draußen, zeigte den Bergwerkscharakter; alle Häuser sahen rußig und schmucklos aus, und nur eine modische Petroleumlampe mit blauem Ständer und weißer Milchglasglocke war überall als einziges Zierstück in die Fenster gestellt.
    In der Kirche, die für das Fest geputzt und gesäubert wurde, trafen wir einen Ortsangesessenen, an den ich mich alsbald mit der Frage wandte: »was die rauensche Kirche denn wohl habe«.
    »Wir haben gar nichts als den alten Grabstein vorm Altar. Alles, was in Schnörkelbuchstaben daraufstand, ist weggetreten; aber die Rauener sagen, es wär ein Bischof gewesen. Und ich denke mir, es wird wohl ein Bischof gewesen sein.«
    »Ein Bischof? Hören Sie...«
    »Ja, warum soll es kein Bischof gewesen sein? Es waren ihrer ja so viele. Welche liegen in Fürstenwalde, welche liegen in Beeskow, und warum soll nicht wenigstens einer in Rauen liegen? Er kann ja 'ne Vorliebe für Rauen gehabt haben.«
    »Glauben Sie?«
    Diese letzten Worte waren schon vor dem vorerwähnten Altar gesprochen worden, und wir schoben jetzt eine längliche Strohdecke fort, unter der der angebliche Bischofsstein gelegen war. Er war wirklich ganz abgetreten, bis auf eine einzige, den Schriftzügen oder Buchstaben nach aus der Wende des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts herstammende Zeile, die durch einen schmalen, nur etwa zwei Zoll breiten Vorsprung der Altarstufe geschützt und gerettet worden war. Diese Zeile lautete: »v. Wulffen, Tempelb...« Es war also ein Tempelberger Wulffen, der hier begraben lag, und kein Bischof dieses Namens. Wie denn solcher überhaupt nicht existiert hat, was sich aus dem vollständigen, uns von Wohlbrück in seinem Geschichtswerke gegebenen Verzeichnisse der Lebuser Bischöfe mit Sicherheit ersehen läßt.
    Aus dem Dorfe Rauen fuhren wir abermals in eine Schonung ein, zwischen deren Krüppelkiefern eine Fahrstraße sich ängstlich hin und her schlängelte, fast als ob jeder einzelne Baum zu schonen gewesen wäre. Wo so wenig ist, ist auch eine Kiefer etwas. Endlich aber passierten wir eine halb offne Stelle, die durch mehrere hier sich kreuzende Waldwege gebildet wurde.
    »Das ist er«, sagte Moll und hielt sein Fuhrwerk an.
    »Wer?«
    »Der große Stein.«
    »Der Markgrafenstein?«
    Er nickte bloß und überließ mich meinem Staunen, das weniger an den rechten Flügel der Bewunderung als an den linken der Enttäuschung grenzte. Wirklich, ich war enttäuscht und würde, wenn es Moll vorgezogen hätte, schlechtweg daran vorüberzufahren, im günstigsten Falle gedacht haben: »Ei, ein großer Stein.« Und das sollte nun einer der berühmten Markgrafensteine sein, eines der sieben märkischen Weltwunder! Ich hatte mir diese Steine halb memnonssäulenartig oder doch wenigstens als ein paar von der Natur gebildete Riesenobelisken gedacht und sah nun etwas Zusammengekauertes daliegen, das genau den Eindruck eines toten Elefanten auf mich machte. Nun sind Elefanten ja unzweifelhaft große Tiere, wenn ihnen aber obliegt, als Berg- und Felstrümmer landschaftlich zu funktionieren, so kommt die Landschaft und kommen sie selber zu kurz.
    »Ist er es denn wirklich?« bracht ich endlich heraus. »Es ist wohl bloß der

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