Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
Jahre 1732 das zweite Bataillon des Prinz-von-Preußen -Infanterieregiments nach Ruppin verlegt worden sei. Dies ist in doppelter Beziehung nicht ganz richtig. Es gab damals noch gar kein Prinz-von-Preußen -Infanterieregiment, weil es noch keinen Prinzen von Preußen gab. Erst 1744 wurde Prinz August Wilhelm zum Prinzen von Preußen ernannt und seinem Regiment der entsprechende Name gegeben. Sein Regiment hieß bis dahin das Prinz Wilhelmsche Regiment. Dies stand allerdings zu Neuruppin in Garnison, es kam aber 1732 – und dieser Irrtum ist der gewichtigere – nicht nach Ruppin, sondern ward umgekehrt von Neuruppin nach Spandow fortverlegt, um dem einrückenden Regiment Kronprinz (bis dahin von der Goltz) Platz zu machen.
Wenn wir, wie im nachstehenden geschehen soll, die Erlasse des königlichen Vaters zusammenstellen, die jener Zeit der Wiederversöhnung angehören und sich damit beschäftigen, dem wieder angenommenen Sohne sein Entrée und sein Leben in Neuruppin möglichst angenehm zu machen, so wird man von der Vorsorglichkeit und einer gewissen Zärtlichkeit des Vaterherzens (eines Vaters, der achtzehn Monate früher mit dem Tode gedroht hatte) nicht wenig überrascht. So scheint es ihm beispielsweise zu Ohren gekommen zu sein, daß Ruppin auf einem seiner Plätze, dem noch jetzt existierenden Neuen Markt, einen alten Militairgalgen für die Deserteure habe. Voll feinen Gefühls erkennt er, daß das an die Küstriner Novembertage von 1730 erinnern könne, und in folgenden Erlassen trifft er Vorsorge, daß dem Auge des Sohnes solch Anblick erspart werden möge. »Der Galgen soll außer der Stadt herausgeschafft, auch die Palisaden an die Mauer gesetzt und alle Schlupflöcher zugemacht werden. Muß alles gegen den 20. Juni fertig sein. Auch soll das Haus dicht bei des Obristen von Wreech Quartier, so der Kronprinz von Dero Quartier choisieret, gehörig aptieret werden.« (Potsdam, Reskript vom 24. Mai 1732.) Aber nicht nur der häßliche Schmuck des Neuen Marktes soll fort, die ganze Stadt soll sich dem Einziehenden, dem neuen Mitbürger, in ihrem besten Kleide präsentieren, und, so heißt es in einer zweiten Ordre vom Tag darauf: »das Prinz Wilhelmische Regiment soll den 1. Juni aus Neuruppin ausmarschieren. Dann soll gleich der Kot aus der Stadt geschafft und die Häuser, die noch nicht abgeputzt sind, sollen abgeputzt werden.«
Wir haben in vorstehendem festzustellen gesucht, welches Regirnent damals als »Regiment Kronprinz« nach Ruppin und Nauen hin verlegt wurde; schwerer ist es, sich zu vergewissern, welches Bataillon in Ruppin und welches in Nauen lag. Wir finden darüber Widersprechendes. Am 22. April (1732) erläßt der König folgendes Reskript an den Kriegsrat Lütkens: »Das erste Bataillon des kronprinzlichen Regiments soll in Nauen und das andre Bataillon in Neuruppin vom 1. Juli 1732 an einquartieret werden«, und im Einklang mit dieser Ordre schreibt derselbe Kriegsrat Lütkens noch am 20. Juni an den Ruppiner Magistrat: »So wird denn also das zweite Bataillon des besagten Regiments am 26. Juni in Ruppin einmarschieren.« Aber der König oder der Kronprinz müssen plötzlich ihre Ansicht hierüber geändert haben, denn schon Anfang Juli heißt es in einem Briefe aus Ruppin: »Unsere neue Garnison ist eingerückt, das erste Bataillon des Regiments ›Kronprinz‹ ist hier, auch der Kronprinz selbst, der Obristwachtmeister etc.« Diese letztere Angabe stimmt auch mit Preuß überein. Ingleichen bestätigen die Papiere, die mir zur Hand sind, die Angabe, daß von den fünf Compagnien des zu Nauen in Garnison liegenden Bataillons eine weggenommen und der Ruppiner Garnison zugeteilt wurde. In einem Reskripte vom 30. November 1733 heißt es: »Von den fünf Compagnien des kronprinzlichen Regiments, die zu Nauen liegen, soll eine Compagnie, und zwar die des von Calebutz, nach Neuruppin hin verlegt werden.« Dies geschah, weil Nauen zu klein war für eine so große Garnison. Soviel von dem Regiment, dem der Kronprinz als Chef und Oberster vorgesetzt war.
Die nächste Frage ist: Wann traf der Kronprinz in Neuruppin ein? Preuß sagt: »bereits im April«. Dies scheint nur in gewissem Sinne richtig zu sein. Er war allerdings im April dort, aber, wie wir annehmen müssen, nur auf einen oder auf wenige Tage, nur ausreichend, um eine passende Wohnung zu suchen. Der König in dem oben zitierten Reskript (vom 24. Mai) schreibt: »Die Wohnung, die der Kronprinz zu seinem Quartier choisiert
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