Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
, soll aptieret werden«, woraus sich mit ziemlicher Gewißheit ergibt, daß er, der Kronprinz, vorher selber da war, um eben die Wahl zu treffen. Aber ebenso sicher scheint es, daß er erst Ende Juni zu wirklichem Aufenthalt in Ruppin eintraf, denn nicht nur, daß den Personen, die für die »Aptierung« der Oberst von Wreechschen Wohnung Sorge zu tragen hatten, ausdrücklich bis zum 20. Juni Zeit gelassen ward, es schreibt auch der Fähnrich von Buddenbrock am 22. Juni: »Die neue Garnison wird am 26. dieses erwartet, und der Kronprinz wird im Wreechschen Hause logieren.« Also er war noch nicht da und traf erst, mutmaßlich am gleichen Tage mit seinem Bataillon, gegen Ende des Juni am neuen Wohnort ein.
Das Palais, das er bezog, lag in der Nähe der Stadtmauer, nur durch einen Garten von ihr getrennt, und war durch die Verbindung zweier Nachbarhäuser, der Wohnung des mehrgenannten Obristen von Wreech und des Obristlieutenants von Möllendorf, die bis dahin wahrscheinlich das Prinz Wilhelmsche Regiment geführt hatten, in aller Eile hergestellt worden. An Komfort mochte Mangel sein, und dieser Umstand trug gewiß das Seine dazu bei, daß, zwei Jahre später, das Rheinsberger Schloß gekauft und, nachdem es hergerichtet war, zum entschieden bevorzugten Aufenthaltsorte gewählt wurde.
Suchen wir nun festzustellen, wie der Kronprinz seine Ruppiner Tage zubrachte.
Was ihn nachweisbar zumeist in Anspruch nahm, war die Ausbildung seines Regiments und die Verschönerung der Stadt . Die ernstliche Beschäftigung mit dem »Dienst« fing an, ihm den Soldatenstand lieb zu machen. Er achtete auf Kleines und Großes, nichts erschien seinem Interesse zu gering. Standen Revuen vor dem Könige bevor, so wurden beide Bataillone zusammengezogen, um dem Regimente durch gemeinschaftliche Manövres eine Haltung wie aus einem Guß zu geben. Der Kronprinz sah seine Anstrengungen belohnt. Sein Regiment bewährte sich gleich bei der ersten Revue so glänzend, daß es durch Erscheinung und Exercitium allgemeine Bewunderung erregte. Die neue Uniform, in der es erschien, war der von des Königs Grenadierregiment ähnlich, aber mit silberner Stickerei und carmoisinfarbenen Aufschlägen. 1) Der strenge Vater war befriedigt.
Kaum minder als der »Dienst« beschäftigte ihn die Verschönerung der Stadt. Daß Ruppin bis diesen Augenblick sich seines »Walls«, eines prächtigen, mit schönen und zum Teil sehr alten Bäumen bepflanzten Promenadenweges erfreut, ist des Kronprinzen Verdienst. Hier erwies er sich, von einem richtigen Gefühl geleitet, ausnahmsweise als Konservator , während er ja im allgemeinen den Geschmack seiner Zeit teilte, die sich eitel darin gefiel, an die Stelle des poetisch Mittelalterlichen die Flachheit des Kasernenbaus oder die Schnörkelei des Rokoko zu setzen. Drei Wälle hatten in alter Zeit die Stadtmauer zu weiterem Schutz umgeben. Schon während der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war mit Abtragung dieser Wälle begonnen und das dadurch gewonnene Land als Gartenland parzelliert worden. Kaum aber war der Kronprinz in Ruppin erschienen, so erkannt er, welchen Schmuck man auf dem Punkte stand der Stadt zu rauben. Dies erkennen und dagegen einschreiten war eins.
Die »Miscellanea historica« unsres Gewährsmannes, des Dr. Bernhard Feldmann, geboren 1704 in Berlin, gestorben 1776 in Neuruppin, enthalten darüber folgendes: »Schon 1732 inhibierte Seine Königliche Hoheit die Abtragung und konservierte also die noch übrigen, land- oder nordwärts vom Rheinsbergischen bis zum Berliner Tore gelegenen Wälle, so noch stehen und mit alten Rüstern, Eichen, Buchen, Haseln etc. bewachsen sind; auch ließ sie der Kronprinz mit vielerlei Sorten Bäumen bepflanzen und an ihrem Ende (beim Berliner Tore) mit einem schönen Garten zieren, wodurch der ›Wall‹ zum angenehmsten, beschatteten Spaziergang voll Nachtigallen geworden ist.«
Kronprinz Friedrich hatte vier volle Jahre, von 1732 bis 1736, seinen festen Wohnsitz in Ruppin, aber nur während des ersten Jahres gehörte er dem Ruppiner Stilleben mit einer Art Ausschließlichkeit an. Vom Juni 1733 an drängten sich die Ereignisse, die ihn oft monatelang und länger von »Haus und Garten, die ihm lieb geworden waren«, fernhielten. Seiner Vermählung im Juni 1733 folgte vier Monate später die Erwerbung Rheinsbergs, und ehe noch der Umbau des Rheinsberger Schlosses zur Hälfte beendet war, führte die Wiedereröffnung der Feindseligkeiten zwischen
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