Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
Vom Netzwerk:
und Boden aufgeführt worden, auf dem 1732 die nachbarlichen Häuser des Obristen von Wreech und des Obristlieutenants von Möllendorf zu einer Art von prinzlichem Palais verbunden worden waren. Die Straße, die zu diesem Hause führt, führt wie billig den Namen der Prinzenstraße, und ein prächtiger alter Lindenbaum, der seine Zweige vor dem poetisch dreinschauenden grauweißen Hause ausbreitet, schafft ein Bild, wie's dieser Stelle paßt und kleidet.
    Zwischen dem Hause und der Stadtmauer liegt ein Gärtchen. Wir passieren es und stehen vor der auf den »Wall« hinaus führenden Mauerpforte, die der Kronprinz allabendlich benutzte, wenn er nach dem Dienst und der Arbeit des Tages sich erhob, um im »Tempel« den obenbenannten Freundes- und Offizierskreis um sich her zu versammeln.
    Die Tür existiert nicht mehr, und es bedarf eines Umwegs, um die Außenseite der Mauer und dadurch zugleich den »Wall« zu gewinnen.
    Seine schattigen Gänge führen uns jetzt nach »Amalthea«.
    Hier im Garten ist noch manches, wie's ehedem war. Allerhand Neubauten entstanden, aber die Einfassung blieb, und die hohen Platanen im Hintergrunde, die über die Mauer hinweg mit den draußen stehenden Bäumen Zwiesprach halten, sind noch lebendige Zeugen aus den friderizianischen Tagen her. 5) Vor allem existiert noch der »Tempel« selbst. Aber freilich, es sind keine Säulen mehr, die das Kuppeldach tragen, sondern ein solides Mauerwerk mit Tür und Fenstern ist an ihre Stelle getreten und bildet ein mäßig großes Rundzimmer, das eben ausreicht zu einem Souper zu sechs.
    Wir sind die glücklich Geladenen. Der Wein lacht in den Gläsern, die Girandolen brennen, und vom Garten her durch die offenstehende Tür treffen Mondlicht und Abendkühle den froh versammelten Kreis. Es ist, als wäre die alte Zeit wieder da, und ungesucht wird unser Beisammensein zu einer Darstellung aus: »Kronprinz Friedrich in Ruppin«. Unsre Kostüme freilich lassen viel vermissen (denn an was erinnerten unsere Reiseröcke weniger als an die silbergestickten Uniformen der Offiziere des kronprinzlichen Regiments), aber was den Kostümen fehlt, wird aufgewogen durch die künstlerische Treue der Coulissen und Requisiten. Die Spiegel mit ihren Rähmen in Barock, die Tische mit ihren ausgeschweiften Füßen, die Atlasgardinen, endlich das die »Geburt der Venus« darstellende Deckenbild – alles erinnert an jenes aus prosaischen und poetischen Elementen so reizvoll und so wunderlich gemischte Stück Zeit, das sein Kleid in den Schlössern der Ludwige, seinen historischen Gehalt aber in den Schlössern der Friedriche empfing. Und dort ist er selbst, der seinem Jahrhundert den Namen gab. Aus der Nische hervor leuchtet sein Auge, um ihn her aber, an den Wandpfeilem entlang, schließt sich ein bunter Kreis von Zeitgenossen: Prinz Heinrich und Voltaire, Zieten und Lessing, Gluck und Kant.
    Unsere Gläser klingen zusammen.
    »Es lebe die alte Zeit.«
    Aber draußen schlugen die Nachtigallen, und ihr Schlagen klang wie ein Protest gegen die »alte Zeit« und wie ein Loblied auf Leben und Liebe.
----
    Amalthea, die Nymphe, welche den Jupiter mit der Milch einer Ziege emährte, auch diese Ziege selbst. Also hier etwa Milchwirtschaft, Meierei . [Image: Zurück]
 
Dieser von Knobelsdorff ist nicht Georg Wenzeslaus von K., der berühmte Baumeister und Freund des Königs, sondern Karl Siegmund von K. aus dem Hause Bobersberg. Er blieb bei Chotusitz (Czaslau). Georg kam allerdings 1735 auf Besuch nach Ruppin, legte den Garten an und baute den »Tempel«, der auf einer Kuppel die Statue Apollos trug. Der Besuch wird aber nur wenige Wochen gedauert haben. Andererseits wiederum, so kurz dieser Aufenthalt war, war er doch lang genug, um G. von K. 1736 von Rom aus schreiben zu lassen: »Die Instrumentalmusik hier hat mich noch nie in Verwunderung gesetzt, und ich wünschte wohl, denen Römern ein Ruppinsches Konzert hören zu lassen.« [Image: Zurück]
 
Chevalier Chazot, der während der Rheincampagne (1734) im französischen Heere diente, hatte das Unglück, einen Anverwandten des Herzogs von Bouffiers im Duell zu töten. Er floh deshalb in das Lager des Prinzen Eugen, zunächst nicht, um in Dienst zu treten, sondern nur, um ein Asyl zu finden. Beim Prinzen Eugen lernte ihn der Kronprinz kennen, dem er später nach Ruppin hin folgte. [Image: Zurück]
 
Bielefeld schreibt allerdings 1754: »Der Prinz Ferdinand hat in Ruppin, wo sein Regiment steht, kein passendes

Weitere Kostenlose Bücher